Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika
Stundenkilometern durch das ländliche Tansania. Von Missachtung der Höchstgeschwindigkeit konnte noch keine Rede sein. Es wäre auch gar nicht möglich gewesen, schneller zu fahren, hatte sich unser Bus doch in eine nicht enden wollende Kolonne aus vollbeladenen Lastkraftwagen eingereiht. In Tansania herrscht aufgrund der vorangegangenen britischen Kolonialzeit Linksverkehr, und es war mir von meinem Sitzplatz aus möglich, wunderbar auf den Tachometer des seitlich rechts von uns sitzenden Fahrers zu blicken. Ich konnte nicht wissen, welche Nerven mir dieser Umstand während der vor uns liegenden Fahrt noch kosten würde.
Zunächst jedoch führte die Straße vorbei an den Feldern und Plantagen der ortsansässigen Kleinbauern. Vor allem Bananenstauden, aber auch immer wieder größere Kaffeepflanzungen neben Gemüsebeeten für die Eigenversorgung der Familien fielen mir auf. Dazwischen reihten sich wie an einer Perlenkette aufgefädelt größere und kleinere Dörfer.
Vor wenigen Jahren hatte der Mobilfunk seinen Einzug im Land gehalten, und so war es für beinahe jeden Tansanier existentiell, ein Mobiltelefon zu besitzen und möglichst für alle sichtbar damit zu telefonieren oder es mangels Gesprächsguthaben einfach nur in den Händen zu halten. Da die meisten Handys mit Prepaid-Karten ausgerüstet waren, fand sich noch im kleinsten Weiler eine in einem Container oder gemauerten Unterstand untergebrachte Niederlassung von einem der verschiedenen Mobilfunkanbieter.
Auch wir standen dem in nichts nach. Unser Handy war mit einer SIM-Karte des vor Ort sehr verbreiteten Unternehmens „Zain“ ausgerüstet. Es hatte zum Vorteil, dass wir damit wesentlich billiger nach Hause telefonieren konnten, als es mit unserer deutschen Karte möglich gewesen wäre. Darüber hinaus konnte uns Lukhgai jederzeit erreichen, ohne bei uns Kosten entstehen zu lassen, was mit meiner deutschen SIM-Karte unweigerlich der Fall gewesen wäre.
Als sich unser Bus dem am Fuße des Kilimanjaros gelegenen Moshi näherte, konnten wir durch den Dunst des Morgens zum ersten Mal einen Blick auf den höchsten Berg Afrikas werfen . Majestätisch thronte er über der nebelverhangenen, beinahe etwas düster wirkenden Hügelkette. Der von den morgendlichen Feuern aufsteigende Rauch verlieh der ganzen Szene etwas Archaisches. Bis jetzt zeichnete sich das Wahrzeichen Tansanias lediglich in Umrissen ab und nur mit viel Fantasie war der schneebedeckte Gipfel in beinahe 6000 Metern Höhe auszumachen. Wirhofftenjedoch, ihn später noch deutlicher zu sehen zu bekommen. Vielleicht würde die aufsteigende Sonne den Morgennebel vertreiben und das ersehnte Postkartenmotiv des aus der Savanne emporragenden Berges vor unseren Augen entstehen lassen. Ein Bild, von dem jeder Afrikareisende träumt.
Nach etwas weniger als zwei Stunden stoppte unser Bus in einer Seitenstraße von Moshi. Weder zeigte sich uns der Kilimanjaro ein weiteres Mal, noch rang uns die Stadt Begeisterung ab. Sie erschien uns genauso öde und gesichtslos wie Arusha, und wir waren froh, als die Fahrt nach dem Zustieg einiger Fahrgäste weiterging.
Hinter Moshi lockerte sich der Verkehr, und wir kamen zügiger voran. Von nun hatten wir freie Fahrt auf verhältnismäßig gut ausgebauten Straßen. Von dem auf etwa 800 Metern über dem Meeresspiegel gelegenen Moshi ging es jetzt fortwährend bergab. Anfangs genossen wir die flotte Fahrt vorbei an Kleinstädten und namenlosen Dörfern. Die Vegetation änderte sich langsam und wurde zunehmend tropischer. Etwa auf Höhe der Usambara Mountains fiel mir auf, dass es unser Fahrer jetzt doch etwas sehr eilig hatte. Obwohl der Bus schon bis auf den letzten Sitzplatz voll besetzt war, hielt unser zu diesem Zeitpunkt bereits arg durchgeschwitzter Fahrer zudem wiederholt mitten auf der Strecke an und ließ weitere am Straßenrand kampierende Fahrgäste zusteigen. Wahrscheinlich verdiente er für sich und seine Crew damit ein kleines Zubrot.
Während es also im Gang neben uns immer voller wurde, ließ sich unser geschäftstüchtiger Fahrer zu immer riskanteren Überholmanövern hinreißen. Obwohl der Straßenverkehr überwiegend aus recht wenigen und nicht einmal auffallend langsam fahrenden Autos bestand, hielt er es nicht aus, hinter einem anderen Fahrzeug herzufahren. Sollten sich unsere Vorahnungen doch noch bewahrheiten?
Anfangs nötigte es uns Respekt ab, dass jedes Überholmanöver von einem ausgiebigen, grellen Hupsignal begleitet wurde. Zunehmend
Weitere Kostenlose Bücher