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Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
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Grund aufs Meer fährt, um seiner Familie das Überlebensnotwendige zu verschaffen und der Händler allen Gefahren trotzend zu neuen Gefilden aufbricht, nur um neue Absatzmärkte für seine Güter zu erschließen. Wie Einheimische von einem Ort zum anderen zu gelangen, erfordert schlichtweg, sich auf deren Art fortzubewegen, in deren Häusern zu schlafen und deren Speisen zu essen. Ja, es heißt auch, in deren uralten, fensterlosen Bussen quälende Stunden zu verbringen, auf deren ungezieferzerfressenen Matratzen zu schlafen und deren eintönige und fremde Kost zu teilen. Dafür gibt es jedoch reichlich Lohn: Die unendliche, in jedem Reisenden brennende Gier auf alles Neue, die Neugierde, das Verlangen nach allem Fremden und Unbekannten, das Triebhafte in der Suche nach der Konfrontation mit dem nicht zu Verstehenden, wird für einen kleinen Moment gestillt. Michael und ich waren uns darin einig, dass die in Aussicht gestellten Erlebnisse beinahe jede Strapaze und jeden Stress rechtfertigten.
     
    Nach dem kurzen Flug und einer professionellen Landung auf dem Lamu Airport ging es jedoch erst einmal weder strapaziös noch stressig weiter. Nachdem wir voller Elan die kleine, dreistufige Gangway hinunter gestiegen und quer über das Vorfeld zum Flughafengebäude gelaufen waren, wurden wir auf zwei freundlich winkende, ältere Einheimische aufmerksam, die neben einem kleinen Anhänger mit unserem Reisegepäck kauerten und nur noch auf uns zu warten schienen.
    Außer den beiden war niemand in der Nähe. Also schlugen wir kurz entschlossen deren Richtung ein und grüßten sie mit einem saloppen „Salemaleikum“. Die beiden Alten wussten ganz genau, wie sie uns herumkriegen konnten. Wahrscheinlich sahen sie uns an, wie verloren wir waren. Gerade noch dem anonymen Moloch Nairobi mit seinen grauen Häuserschluchten entkommen, hießen sie uns willkommen mit den einfachen, aber von den beiden Schlitzohren sicher ganz genau kalkulierten Worten: „Welcome to Lamu. Welcome at home“. Jetzt waren wir wirklich angekommen – im wortwörtlichen Sinn. Und fühlten uns tatsächlich gleich wie zu Hause, als wir im Schlepptau der beiden freundlichen Alten auf die Fähre nach Lamu Town kletterten.
    In Lamu-Town war schnell eine Unterkunft gefunden. Wir hatten geplant, hier unsere Ausgangsbasis für Ausflüge in die umgebende Inselwelt zu errichten. Da es darüber hinaus das letzte Mal war, dass wir uns ein Hotel aussuchen konnten, kamen Michael und ich schnell überein, uns zum ersten Mal während dieser Reise eine etwas komfortablere Unterkunft zu gönnen.
    Noch zu gut war uns der erst ein paar Tage zurückliegende Aufenthalt in Kampala in Erinnerung. Trotz intensiver Suche war es uns nicht gelungen, ein sauberes und einigermaßen zentral gelegenes, dabei aber noch halbwegs bezahlbares Hotel zu finden. Wir hatten uns schließlich, völlig erschöpft und dem nahenden Hungertod bereits tief ins Auge blickend, für ein gesichtsloses Hotel an einer viel befahrenen Hauptschlagader in der Innenstadt Kampalas entschieden. Hoffend, für 60 US-Dollar ohne Frühstück keine zu schlechte Wahl getroffen zu haben. Zumal es sich ja um das "Comfort-Hotel" handelte. Die Zeit mit Stirnlampe in dem stromlosen Zimmer wird auf ewig in die Anekdotensammlung unserer Reiseerinnerungen eingehen. Noch nie freute ich mich so sehr über die Rufe des Muezzins zum Morgengrauen, bedeuteten sie doch, dass die intensive, jede Minute Schlaf raubende Beschallung mit Afro-Rap-Musik aus der nahen Diskothek endlich ein Ende fand und wir noch ein paar Stunden schlafen konnten, bevor uns der alltägliche Verkehrswahnsinn in Form einer endlosen, direkt unter unserem Fenster vorbeikriechenden Schlange aus hupenden und stinkenden Fahrzeugen aus dem Zimmer vertrieb.
    Dergleichen sollte uns dieses Mal nicht widerfahren, eher wollten wir unseren letzten Kenia-Schilling dafür hergeben. An der Hafenpromenade in Lamu Town angelangt hatten wir Mühe, mit unseren beiden Greisen Schritt zu halten. Dabei brauchten wir nur unsere Wasserflaschen in den Händen zu tragen und über die jahrhundertealten Steine zu stolpern – die Rucksäcke balancierten elegant vor uns auf den Köpfen unserer beiden neuen Freunde, die mit einer Nonchalance, die ich ihnen niemals zugetraut hätte, die Vor- und Nachteile der jeweiligen entlang der Hafenpromenade wie an einer Perlenkette aufgereihten Hotels und Pensionen aufzählten. Nicht allzu weit von der Hafenmole entfernt, machte ein schönes,

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