Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika

Titel: Afrika im Doppelpack: Vater und Sohn mit dem Rucksack durch Schwarzafrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Haas
Vom Netzwerk:
europäischen Nationen auf den ostafrikanischen Markt. Vor allem Portugal machte seinen Einfluss immer stärker geltend und übernahm vielerorts die Vorherrschaft. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts gelang es omanischen Herrschern schließlich, die Kontrolle über die ostafrikanischen Küstengebiete zu übernehmen und Lamu zu seiner Blütezeit zu verhelfen.
    Die Suaheli-Kultur erlebte während dieser Epoche ihren kulturellen Höhepunkt. Während vor allem Sklaven, Elfenbein und Gold aus dem Inneren Afrikas den Kontinent verließen, brachten die Seefahrernationen aus Übersee neben neuen Getreidesorten, Schusswaffen und wertvollen Stoffen vor allem den Islam nach Ostafrika.
    Heutzutage stellt zweifelsohne Lamu-Town mit seiner städtischen Infrastruktur, den Behörden, einer Bank, dem Jahrhunderte alten Souk und einem kleinen Inlandsflughafen das urbane und kulturelle Zentrum des Lamu-Archipels dar. Es gibt in der ganzen Stadt keine Autos, den Geländewagen des regierenden Gouverneurs als einzige Ausnahme. Für den Lastentransport werden in erster Linie Esel herangezogen. Charakteristisch für viele ländliche Regionen Kenias sind auch auf den Inseln des Archipels Arbeitsplätze rar, weshalb viele, vor allem junge Menschen ihre Heimat verlassen und in den großen Städten auf dem Festland ihr Glück suchen. Verschärfend kommt hinzu, dass es auf den meisten Eilanden kein ausreichendes Trinkwasser gibt, eine extensive Landwirtschaft folglich unmöglich ist.
    Blieb nur die Frage, was wir in diesem entlegenen Teil Afrikas eigentlich erleben wollten. Schon allein die Beschäftigung mit dieser Frage versetzte mich – und nach meiner detaillierten Einweisung – auch Michael in eine angenehm erregende Nervosität, ließ uns ein sanft elektrisierendes Prickeln spüren, als würden wir an eine Stromquelle angeschlossen und uns durchflösse fortwährend eine nicht geringe Menge Stroms. Ja, welche Erlebnisse wollten erlebt und welche Abenteuer bestanden werden?
    Wir hatten eine mehr als dreiwöchige Reise geplant, die uns zunächst über Land von Ruanda im Herzen Schwarzafrikas, durch das südliche Uganda bis nach Nairobi bringen sollte. Die Höhepunkte dieses Teils der Reise waren ein Besuch bei den Berggorillas und eine Vulkanbesteigung in dem Gebiet der Virunga-Vulkane gewesen. Bei der Durchführung der Reise wollten wir uns ganz auf uns allein verlassen. Für die letzte Woche hatten wir vor, in die traditionelle Suaheli-Kultur von Lamu einzutauchen.
    Zum einen erhofften wir uns Entspannung von den Strapazen der langen Überlandreise. Wir wollten uns an einsamen Sandstränden sonnen, in türkisfarbenem Wasser baden, an unberührten Korallenbänken schnorcheln, über bunte Suaheli-Märkte bummeln und in Cafés mit den Einheimischen chillen. Andererseits hatten wir auch von der Möglichkeit gehört, mit Fischern auf deren Daus von Insel zu Insel durch den Archipel zu segeln und in den einfachen Unterkünften der Inselbewohner oder an einem einsamen Sandstrand mit nichts als dem Sternenzelt über dem Kopf zu übernachten. Konnten wir eine solche Chance, in das alltägliche Leben der Einheimischen einzutauchen, wirklich verstreichen lassen?
    Auch Michael zeigte sich von meinem Plan, den Aufenthalt in Lamu nach Möglichkeit dazu zu nutzen, um eine Dau samt Crew zu chartern und Entdecker zu spielen, begeistert. Das überraschte mich keineswegs. Wer hat als kleiner Junge nicht davon geträumt, mit einem Schiff auf große Fahrt zu gehen, durch fremde Ozeane zu segeln und geheimnisvolle Inseln zu erkunden?
    Aber Lamu bedeutete auch Beschwerlichkeiten. Die erwarteten Glücksgefühle müssten mit stundenlangen Fahrten durch die zu dieser Zeit raue See des Indischen Ozeans, unkomfortablen Schlafgemächern und wenig zu essen und zu trinken erkämpft werden. Von einer möglichen Gefahrensituation durch die Nähe des Archipels zu Somalia, etwa durch Piratenüberfälle oder die in der Vergangenheit bereits wiederholt nach Kenia eingedrungene islamistische al-Shabaab-Miliz, mal ganz abgesehen.
    Aber welcher Lohn ist schon ohne Mühen zu erringen? Liegt das Glück des Reisens nicht gerade in seinen Mühen? Nicht in sinnlos durchlebter Mühsal, nur um immer das Billigste zu ergattern, sondern wenn die Umstände es notwendig machen. Auf Komfort zu verzichten, weil es keine andere Möglichkeit des Reisens gibt. In Gegenden vorzudringen, in welchen Reisen um seiner selbst willen nicht stattfindet. Wo der Fischer ausschließlich aus dem ureigenen

Weitere Kostenlose Bücher