Afrika, Meine Passion
Bäume oder es liegen angeschwemmte Wurzelstöcke herum. Die Sonne erhebt sich langsam und färbt die Umgebung in sanftes Rot und Gold. Von einer Anhöhe schauen wir auf Purros zurück, und vor uns liegt an einer Flussbiegung ein schöner dichter Palmenhain. Hier beginnt der Fluss, Wasser zu führen, erst als Rinnsal, das allmählich breiter wird. Nun verlassen wir die Straße und wandern im berühmten Hoarusib. Zum Glück gibt es Reifenspuren, in denen man einigermaßen gut laufen kann. Der Sand wäre mancherorts zu locker und zu hoch und würde in die Wanderschuhe rieseln, was wie Schleifpapier auf die Füße wirken würde. Immer wieder stoßen wir auf Spuren von Elefanten, zum einen sind es mächtige ovale Fußabdrücke, zum anderen liegen große Bollen Kot im Sand. Sie sehen trocken aus, was bedeutet, dass die Tiere sicher nicht heute hier durchgezogen sind. Das Wasser nimmt zu, und hin und wieder spiegeln sich die Palmen in größeren Tümpeln. Der Bewuchs im Flussbett wird dichter, was es für uns natürlich schwieriger macht, die Elefanten rechtzeitig zu orten. Es dauert nicht lange, bis wir auf die ersten frischen Kothaufen stoßen, und auch die Fußabdrücke werden zahlreicher. In mir steigt ein mulmiges Gefühl hoch. Man weiß, die Elefanten sind in der Nähe, sieht sie aber nicht. Lukas gibt mir mehrmals zu verstehen, dass es auch ihm nicht ganz geheuer ist, was mich nicht gerade beruhigt. Der Tourguide zieht die Kamele zügig vorwärts, während er ab und zu auf sein GPS schaut, um die Orientierung in diesem riesigen, weit verzweigten Flussbett nicht zu verlieren. Plötzlich rieche ich die Tiere. Mein Herz klopft bis zum Hals. Auch die Männer sind angespannt. Nur die Kamele laufen unbesorgt weiter, mal rechts um die Büsche und Bäume, mal links herum, und jedes Mal ist man froh, wenn kein grauer Elefantenkopf zum Vorschein kommt. Natürlich wollen wir sie sehen, aber bitte mit etwas mehr Abstand!
Ich muss mich enorm anstrengen, um den Anschluss an die Männer nicht zu verlieren. Lukas dreht sich immer wieder um und winkt mich näher heran. Doch so sehr ich mich auch bemühe, im Sand komme ich einfach nicht schneller vorwärts. Andernfalls wäre ich nach kurzer Zeit völlig erschöpft. Gerade biegen wir um einen dichten Busch, als wir ein eindeutiges Schnauben vernehmen. Sofort wechseln wir unsere Richtung. Plötzlich sehe ich zwischen den grünen Zweigen, etwa hundert Meter vor mir, eine Elefantenmutter mit ihrem Kleinen. So schön der Anblick auch ist, es bleibt uns keine Zeit zum Staunen, denn wir müssen sofort Abstand gewinnen. Wenngleich die Anspannung zu einem erhöhten Adrenalinausstoß führt, fühle ich mich nicht mehr wohl und denke, dass wir ziemlich leichtsinnig sind. Wir sind ja nicht bewaffnet und unser einziger Schutz sind die Kamele.
Wieder erblicke ich einen Elefanten, der etwas erhöht außerhalb des Flussbettes unter einer Palme steht. Vielleicht ist er der Späher, geht es mir durch den Kopf, während ich weiter hinterhereile. Als wir um die nächste Flussbiegung herumlaufen, treffen wir unerwartet auf mehrere Menschen, die offensichtlich beim Wasserschöpfen waren. Hastig klettern alle auf die Uferböschung und lärmen mit ihren Metalltassen. Noch während ich verwundert überlege, ob sie das wegen der für sie unbekannten Kamele tun, ruft der Tourguide aus fünfzig Meter Entfernung: »Corinne, pass auf, da kommt ein Elefantenbulle von vorne direkt auf uns zu. Wir müssen raus aus dem Flussbett und die Kamele in Sicherheit bringen. Lauf!« Ich schaue auf und sehe das riesige Tier mit schnellen Schritten in meine Richtung kommen. Zwar ist der Bulle sicher noch 200 Meter entfernt, aber die Distanz verkürzt sich rasant. Ich muss die Autofahrspur im Sand verlassen, um die Richtung zu ändern. Nun komme ich kaum mehr vorwärts. Ich stoße mich mit meinen Stöcken kräftig ab und arbeite mich Meter für Meter auf das Flussufer mit den schützenden Bäumen zu. Hinter mir donnern Steine vom Hügel herunter, die die Menschen in die Richtung des Elefanten werfen, der nun seine Ohren groß aufgerichtet hat. Ich keuche und kann wirklich nicht schneller laufen. Die Kamele verschwinden bereits im Dickicht, als ich endlich das Sandbett verlassen und mich wieder besser fortbewegen kann. Ich drehe mich um und sehe, dass der Elefant seine Richtung geändert hat und geradeaus auf den Hügel zutrottet. Dort schlagen die Leute mit Steinen auf ihre Metalltassen, was einen Höllenlärm verursacht. Kurz
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