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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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Neben einem kleinen Teehaus, eigentlich einer bescheidenen Bretterbude, dringt Musik an meine Ohren. Neugierig gehe ich darauf zu und lande erstaunt in einer öffentlichen Kirchenversammlung. Herrlich! Etwa zwanzig Leute tanzen auf dem kleinen Platz, während vorne ein Pastor steht und daneben ein junger Musiker auf seinem Keyboard spielt. Durch den improvisierten Verstärker klingt es eher wie ein Klimpern. Die Menschen wiegen andächtig ihre Körper, während sie mitsingen und klatschend die Melodie unterstützen.
    Ich gehe weiter und springe über einige schmutzige Wassergräben. Dann erblicke ich den Bügelmann. Sofort bin ich in seinen Bann gezogen. Ein etwa vierzigjähriger Mann steht in seinem Plastikunterstand und bügelt mit einem schweren, vorsintflutlichen Eisenbügeleisen, das mit glühender Holzkohle gefüllt ist, ein weißes Hemd. Er gleitet mit dem Eisen so geschickt darüber, dass kein schwarzes Kohlestückchen das feine Hemd verunreinigt. Fasziniert frage ich ihn, ob ich ihm eine Weile zusehen darf. Er freut sich sehr über mein Interesse und bietet mir eine kleine Holzbank an, die für wartende Kundschaft gedacht ist. Während er weiterbügelt, erzählt er stolz, dass er der Besitzer sei und sogar zwei Angestellte habe. Er deutet auf die jungen Leute hinter ihm, die ebenfalls bügeln. Den Bügelservice betreibe er schon fünf Jahre. Alles habe er selbst gebaut. Dabei zeigt er mit einer Handbewegung auf die spärliche Einrichtung. Leere Maissäcke, die an einfachen Holzstangen befestigt sind, dienen als Seitenwände. Das Dach besteht aus einer Plastikplane, die die direkte Sonneneinstrahlung mehr oder weniger abhalten soll. Bei Regen kann er nicht arbeiten, da die Wäsche nass wird. Gebügelt wird auf Holzbrettern. Drei Bügelbretter befinden sich in diesem kleinen Unterstand, der etwa fünf mal drei Meter groß ist.
    Für mein Schweizer Auge sieht das alles sehr improvisiert aus, aber es scheint wunderbar zu funktionieren. Während ich dasitze und meine Fragen stelle, kommen immer wieder Kunden vorbei. Die eine bringt ein Kleid, das gebügelt werden muss, eine andere Frau gibt ihm fünf Röcke, die sie anschließend auf dem Secondhand-Markt verkaufen will. Auf meine Frage, wie sein Business läuft, antwortet er selbstbewusst: »Nicht schlecht. Ich habe viele Aufträge vom Kleidermarkt und bügle an manchen Tagen an die 600 Kleidungsstücke. Ich beginne morgens um acht Uhr und arbeite bis mindestens sechs Uhr abends, danach ist es zu dunkel.«
    600 Kleidungsstücke mit diesem schweren Kohlebügeleisen – du meine Güte, geht es mir durch den Kopf. Bei uns jammern wir schon, wenn wir mit unseren modernen Dampfbügeleisen einen Korb voller Wäsche runterbügeln müssen. Und dieser Mann hier strahlt, weil er es geschafft hat, sich mehrere Bügeleisen leisten zu können und sogar Angestellte hat. Er erzählt weiter: »Je nach Kleidungsstück bekomme ich zwischen 3 und 20 Schilling. Davon muss ich pro Tag 10 Schilling an die Massai abgeben, die das Gelände nachts bewachen. Da drüben weiden ihre Kühe. Die Massai sind gute Wächter und verteidigen das Eigentum der Shopbesitzer sogar mit ihrem Leben. Es gibt an die 100 Shops hier und jeder bezahlt so viel. Die Platzmiete kostet 100 Schilling pro Monat. Meine Angestellten bekommen für jedes Kleidungsstück, das sie bügeln, die Hälfte des Preises.«
    Angesichts der Tatsache, dass 100 Kenia-Schilling knapp einem Euro entsprechen, kommen einem als Europäer solche Summen lächerlich vor. Hier sieht das natürlich anders aus.
    Ich staune, als der Bügelmann gleich mehrere Röcke übereinanderschichtet, ein nasses Tuch darüberlegt und ein anderes, schweres Bügeleisen vom Boden aufhebt. Gleichzeitig erklärt er: »Für jedes Material gibt es ein anderes Bügeleisen. Für Baumwolle muss ich ein besonders schweres und heißes Eisen nehmen, während ich für Seide ein leichteres habe. Damit ein Eisen sehr heiß wird, stülpe ich zwei bis drei Blechdosen darüber. Dadurch entsteht eine Art Kamin. Das erhitzt die Kohle sehr und das Bügeln wird leichter«, belehrt er mich. Dann strahlt er mich an und fordert mich auf, sein Bügeleisen auszuprobieren. Ich überlege kurz, ob das eine gute Idee ist, da die Eisen nur mit einem nassen Tuch angefasst werden können und ich wohl nicht so geschickt bin, dass keine Kohle auf die gewaschenen Stücke fällt. Als ich ihm meine Ängste schildere, lacht er und meint: »Hakuna matata – kein Problem, du kannst das.« Ich

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