Afrika, Meine Passion
Kindern im Mathare-Slum in unserer kleinen Hütte fast ohne Möbel. Das nächste Geld sparte ich für ein Bett mit Matratze und für Kochgeschirr, damit wir zu Hause kochen konnten. Es wurde zwar besser, aber immer noch nicht gut, da während der Regenzeit das Wasser durch die Hütte floss. Das spornte mich an, noch mehr zu arbeiten. Ich nähte weiter und mit dem nächsten Kredit begann ich, auch Schmuck herzustellen, der sich gut verkaufen ließ. So arbeitete ich mich hoch und bekam immer mehr Kredit. Mittlerweile bin ich bereits in der 13. Stufe und kann 600.000 Schilling beantragen. Dieses schöne Haus kann ich mir seit 2002 leisten, und meine älteren Kinder, inzwischen sind es vier, gehen in die Schule. Ja, das alles hat vor elf Jahren mit einem Kredit von 4.000 Schilling begonnen«, strahlt sie fröhlich.
Dass diese Frau es trotz aller widrigen Umstände geschafft hat, sich innerhalb von elf Jahren von 40 Euro auf 6.000 Euro zu steigern, finde ich einfach bewundernswert.
»Wisst ihr«, fährt Jane fort, »Gott hat Mama Ingrid nach Kenia gebracht. Wir wissen jetzt, dass wir nicht arm und unwissend sind. Wir wurden vorher nur nicht angeleitet und geschult. Nun haben wir das Wissen beigebracht bekommen, und alles andere müssen wir selbst umsetzen. Du siehst, wie sich mein Leben völlig verändert hat. Heute bin ich stolze Mutter von zwei Jungen und zwei Mädchen. Sie lieben mich und ich liebe sie. Ich bin voller Hoffnung auf eine gute Zukunft für sie alle, und deshalb hatte ich den Mut, mich auf HIV testen zu lassen. Das Resultat ist, dass ich HIV-positiv bin, aber ich gehe gelassen damit um. Ich habe so vieles erreicht, kann mich jetzt gut ernähren und halte jeden Stress von mir fern. Denn Stress kann die Krankheit zum Ausbruch bringen. Alle wissen über mein früheres Leben und meine Krankheit Bescheid und akzeptieren mich so, wie ich bin«, sagt sie heiter in die Runde. Ihr Lachen ist so ansteckend, dass wir alle mitlachen, obwohl das Thema nicht dazu einlädt.
Jane fährt fort: »Früher wollte ich einmal Ärztin werden, aber leider war es nicht möglich. Doch heute bin ich fast schon mehr, denn ich begleite HIV-positive Menschen, kläre junge Mädchen auf und warne vor der Ansteckung. Ich gebe gratis Nähkurse für Mädchen. Bevor ich die Anzahlung für dieses Haus beisammen hatte, habe ich in meinen Gebeten Gott versprochen, falls ich es schaffen sollte, den Slum zu verlassen, würde ich zwei Mädchen mitnehmen und ausbilden. Als ich dann das Haus bekam und mir dazu noch neue elektrische Nähmaschinen leisten konnte, habe ich mein Versprechen eingelöst. Diese zwei Mädchen haben den Kurs inzwischen erfolgreich beendet und ein weiteres Massai-Mädchen bilde ich gerade aus. Meine ältere Tochter ist bald 18 Jahre alt und ich bin stolz, dass sie die Sekundarschule abschließen kann. Vielleicht wird sie ja eine Ärztin oder etwas anderes. Die Träume leben also weiter in diesem Haus.«
Auf meine Frage, ob sie denn selbst noch Träume habe, antwortet sie lebhaft: »Ja klar, ganz viele. Als Erstes hätte ich gerne ein schönes Auto, das ich vor meinem Haus parken kann.« Nachdem sich unser aller Gelächter beruhigt hat, ergänzt sie ernsthafter: »Auf jeden Fall möchte ich es schaffen, den Kredit für das Haus abzuzahlen. Und mein wichtigster Traum ist, dass ich noch Enkelkinder erlebe. Meine Töchter sollten zwar nicht so früh schwanger werden wie ich damals. Sie sollen erst ihr Studium beenden und anschließend Kinder bekommen. Ich möchte dann immer noch da sein und diese Erde nicht so früh verlassen müssen wie meine eigene Mutter. Ich wünschte, Gott hätte sie länger am Leben gelassen, damit sie sehen könnte, was aus mir geworden ist. Sie wäre sicher sehr stolz.«
Wieder gibt es Beifall von allen und ich bewundere Jane für ihre optimistische und ungezwungene Art. Nun legt sie auf ihren Wohnzimmertisch einige selbst gemachte Glasperlenketten aus, klatscht in die Hände und ruft: »So, der Shop ist eröffnet!«
Klaus und ich suchen selbstverständlich einige Schmuckstücke aus. Als ich erwähne, dass ich eine Kette für meine Tochter mitnehme, wollen alle sofort wissen, wie alt sie ist und wie viele Kinder ich insgesamt habe. Meine Auskunft, dass ich nur eine Tochter habe, löst allgemeine Erheiterung aus. »Oh, only one!« Ich hole Fotos aus meiner Tasche, um ihnen ein Bild meiner Tochter zu zeigen. Die Frauen beugen sich darüber und rufen: »Oh, ist die schön! Aber warum ist sie so braun
Weitere Kostenlose Bücher