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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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überschwänglichen Verabschieden bin ich mir sicher: Diese Frauen werde ich nie mehr vergessen, denn sie haben auch mir viel Kraft geschenkt und gezeigt, dass nichts unmöglich ist.
Mathare United – die Profikicker aus dem Slum
    Über Mathare United FC, die außergewöhnlichste Fußballmannschaft in Kenia, wurde in internationalen Medien bereits einiges berichtet, vor allem im Jahr 2008, als sie in die Erste Liga aufstiegen und den kenianischen Meistertitel holten. Das Unglaubliche an der Geschichte ist, dass alle Profi-Spieler aus dem Mathare-Slum kommen. Sie haben sich buchstäblich aus dem Elend nach oben gekämpft. Hinter dem Erfolg steckt ein jahrelanges, diszipliniertes und hartes Training. Heute ernten sie endlich den Lohn dafür. Die Vollprofis bekommen umgerechnet zwischen 100 bis 300 Euro pro Monat, je nachdem, wie lange sie schon dabei sind. Voraussetzung für das Gehalt ist über das sportliche Training hinaus eine aktive Sozialarbeit, denn die Spieler sollen auch Vorbilder für die Jugend im Slum sein. Das bedeutet, dass sie nach dem Training viele verschiedene zusätzliche Arbeiten übernehmen, wie zum Beispiel die Betreuung von alten oder kranken Menschen, Aufklärung über Aids-Verhütung oder Besuche bei inhaftierten Jugendlichen. Manchmal stehen sogar Aufräumarbeiten im Slum an.
    Man kann sie also keineswegs mit europäischen Profi-Spielern vergleichen, die größtenteils Millionenverträge haben und nach dem Training sicherlich keine Straßen kehren.
    Mathare United FC wurde 1994 von Bob Munro, einem ehemaligen kanadischen UN-Mitarbeiter und dem Ehemann von Ingrid Munro, gegründet. Die Spieler durchliefen alle das MYSA-Projekt (Mathare Youth Sports Association), das 1987 ebenfalls von ihm initiiert wurde. Dass die Mathare-United-Spieler auch schon zwei Mal für den Friedensnobelpreis vorgeschlagen wurden, hat mich besonders neugierig gemacht. Ich möchte mehr über diese ungewöhnlichen und bescheidenen Spieler und das ganze System erfahren.
    Wir haben einen Termin bei Francis Kimanzi, dem Coach der Mannschaft, und werden um zehn Uhr auf dem Trainingsgelände erwartet.
    Wieder holt uns ein Fahrer bei unserer Unterkunft ab, da sich das Gelände in der Nähe eines Slumgebietes befindet, das wir allein nicht aufsuchen sollten. Langsam verlassen wir unser »nobleres« Wohnviertel und biegen, wie schon so oft, bei der nächsten Kreuzung in die befahrene Straße Richtung Stadtzentrum ein. Egal zu welcher Zeit wir hier vorbeifahren, es kniet immer derselbe Bettler auf seinen Beinstummeln am Boden und grüßt strahlend alle Autofahrer, die hier an der Kreuzung kurz halten müssen. Seine Hände stecken in roten Flipflop-Sandalen, damit sie nicht allzu schmutzig werden, wenn er die zugeworfenen Geldstücke, die manchmal ein paar Meter neben ihm landen, einsammelt. Es ist unglaublich, welche Ausstrahlung dieser recht gepflegte Mann hat. Seit Wochen beobachte ich ihn und jedes Mal grüßt er mit »God bless you« und winkt dabei freundlich, unabhängig davon, ob man ihm Geld gibt oder nicht. Ich frage unseren Fahrer, ob er etwas über ihn weiß. Er antwortet: »Ja, dieser gebildete Mann, der eigentlich Rechtsanwalt ist, hat bei einem Motorradunfall beide Beine auf Schenkelhöhe verloren. Seit einigen Jahren sitzt er hier an dieser Kreuzung und wird von der Polizei geduldet. Er verdient sich sein Geld auf diese Weise, weil er nicht mehr arbeiten kann und niemand für ihn aufkommt. Er hat sogar eine Frau und drei Kinder, für die er sorgen muss.« Tatsächlich beobachte ich ein paar Tage später, wie er liebevoll mit seiner etwa achtjährigen Tochter scherzt, die wohl auf dem Nachhauseweg von der Schule beim Arbeitsplatz ihres Vaters vorbeischaut, ohne sich für seine »Bettlerarbeit« zu schämen. Mich berührt diese Szene tief. Es zeigt wieder einmal, wie viel Kraft ein Mensch haben kann, auch wenn sein Schicksal unglaublich hart ist. Dieser Mann wirkt zufrieden, ja sogar fröhlich, trotz der verlorenen Beine und des täglichen Abgasgestanks, dem er von morgens bis abends ausgesetzt ist.
    Kurz darauf stecken wir wieder im Verkehr fest und es geht nur langsam vorwärts. Die überfüllten Matatus, wie die Sammeltaxis hier genannt werden, quetschen sich von allen Seiten mit nur wenigen Zentimetern Abstand an unserem Fahrzeug vorbei. Ein Blick auf die Uhr lässt mich nervös werden, denn bei diesem Schneckentempo werden wir sicherlich nicht rechtzeitig beim Trainingsgelände eintreffen. Endlich erreichen wir

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