Afrika, Meine Passion
eine dreispurige Straße, wo der Verkehr von Polizisten geregelt wird. Wir reihen uns links ein und rollen langsam vorwärts. Ich nutze das langsame Fahren, um einige Fotos aus dem Wagen zu knipsen. Steven, unser Fahrer, wechselt auf die mittlere Fahrspur, damit ich näher an den Foto-Objekten bin. Nach etwa 200 Metern baut sich eine mürrische Polizistin vor unserem Wagen auf. Steven bremst, kurbelt das Fenster herunter, und es beginnt eine Diskussion, von der wir erst einmal gar nichts verstehen. Steven lacht verlegen, zuckt die Schultern und versteht offenbar die Welt nicht mehr. Ich frage nach, was los ist. Die Polizistin gibt erst auf weiteres Nachbohren Auskunft: »Ich muss euren Fahrer festnehmen wegen Überfahrens der Sicherheitslinie.« Ich verstehe beim besten Willen nicht, worum es geht, denn auf der ganzen Straße gibt es keine Linien. Es wird zwar dreispurig gefahren, aber ohne erkennbare Markierungen auf der Straße. Von den Matatus, deren Fahrer sich an überhaupt keine Spuren halten, ganz zu schweigen. Die Polizistin lässt jedoch nicht mit sich reden und erklärt nochmals sehr energisch: »He has driven over the line and now he will get arrested.« Sie besteht darauf, dass er die imaginäre Linie überfahren hat und nun auf der Stelle verhaftet wird. Wir sollen allein weiterfahren.
Nun, das ist für uns in diesem Chaos wohl nicht möglich, deshalb haben wir schließlich einen Fahrer. Außerdem wissen wir nicht einmal, wo sich das Trainingsgelände befindet. Wir versuchen, der Polizistin klarzumachen, dass hier ein Irrtum vorliegt und wir darüber hinaus in einigen Minuten einen wichtigen Termin haben. Es nützt alles nichts. Da wir uns weigern, selber zu fahren, quetscht sie sich plötzlich zu uns ins Auto und Steven muss zur nahe gelegenen Polizeistation fahren. Noch bin ich überzeugt, dass sich alles regeln lässt, denn der Vorwurf ist völlig absurd. Wieso sollte jemand bei diesem Chaos auf der Straße wegen eines normalen Fahrspurwechsels verhaftet werden? Eine lächerliche Vorstellung! Unser Fahrer beruhigt mich und meint, es würde sicher nicht lange dauern, wir sollten im Auto warten. Es verstreichen einige Minuten und unser Termin mit dem Coach scheint zu platzen. Klaus steigt aus dem Auto und zündet sich zur Beruhigung eine Zigarette an, obwohl wir uns neben einer Polizeistation befinden und Rauchen in der Öffentlichkeit verboten ist. Seit einiger Zeit soll es mit hohem Bußgeld geahndet werden. Was Klaus offenbar beruhigt, lässt mich fast ausrasten. Doch starke Raucher kennen in Stresssituationen kein Pardon und schon gar keine Einsicht! Ich gebe auf und gehe zum Posten, um zu sehen, was mit unserem Fahrer geschieht. Ich trete ein und reiche einer dicken unfreundlichen Frau, die als Chefbeamtin vorgestellt wird, die Hand. Sie ignoriert mich demonstrativ und amüsiert sich stattdessen mit der Kollegin, die uns das Ganze eingebrockt hat. Beide grinsen mich herausfordernd an, während die Chefbeamtin scheinheilig flö-tet: »Welcome to Kenia!«
Ich koche vor Zorn, obwohl mir klar ist, dass das der falsche Weg ist. Offensichtlich geht es um Schmiergeld. Es ist kurz vor dem Wochenende und die Damen wollen sich anscheinend ein Zubrot verdienen. Denn nicht alle Tage fahren »weiße Touristen« in dieser Gegend herum. Da ich naiverweise unseren Termin erwähnt habe, wissen sie, dass wir unter Druck stehen. Steven muss sich in ein Buch eintragen. Sein Fahrausweis werde ihm bis zur Verhandlung entzogen, klärt er uns etwas verzweifelt auf. Außer mir vor Wut, fällt es mir immer schwerer, mich zu beherrschen. Alles ist so böswillig inszeniert. Es kann ihn seinen Job kosten. Wir telefonieren mit seinen Arbeitgebern und erklären die Situation. Für sie ist es scheinbar nichts Außergewöhnliches. Wir sollen 5.000 Schilling bezahlen, dann könne Steven weiterfahren. Für einen Fahrer bedeutet das unglaublich viel Geld. Die Tatsache, dass er das Pech hatte, »Weiße« zu transportieren, würde ihn fast einen Monatslohn kosten. Klaus und ich legen das Geld zusammen und plötzlich ist der Spuk vorbei, als wäre nichts gewesen.
M it einiger Verspätung treffen wir beim Clubhaus und Trainingsplatz von Mathare United FC ein. Leider konnte ich mich in der kurzen Zeit nicht vollständig beruhigen. Doch wenn man in Afrika mit den Menschen in Kontakt kommen möchte, ist es wichtig, eine gute Aura zu verströmen. Afrikanische Menschen sind sehr feinfühlig und spüren sofort, wenn bei ihrem Gegenüber
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