Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
Vom Netzwerk:
Lebensberechtigung zugesprochen bekamen. Und heute stehen die Mütter stolz am Spielfeldrand. Das ist einfach wunderbar.
    Der Ball kommt schon wieder nahe zum Tor, und diesmal gibt es kein Halten für den Torwart. Doch statt sich zu ärgern, klatscht er in die Hände und freut sich für die Gegner. Das Spiel hat mich sehr beeindruckt, und als der Spieler mit dem Stock total verschwitzt vom Einsatz seine Dehnungsübungen absolviert, teile ich ihm meine Bewunderung mit, was ihn sehr freut.
    Bob stellt mir nun seinen langjährigen Freund und Helfer Helge Søvdsnes vor. Er hat als ehemaliger bekannter norwegischer Fußballspieler ebenfalls sehr viel bewirkt. So reisen jedes Mal mehrere MYSA-Teams verschiedener Altersgruppen nach Norwegen zum Norway Cup. Für viele der Kinder ist es der erste Auslandsaufenthalt, der erste Flug und die erste Möglichkeit, einmal für ein paar Tage dem Slum zu entkommen. Viele der Cups wurden von den MYSA-Spielern auch gewonnen. Die Liste ist ziemlich lang, zumal, wie Helge erzählt, noch der Mädchenfußball dazukommt.
    »Weißt du, Corinne, ich will dir sagen, wie der Frauenfußball in Kenia begann, denn im Jahr 1992 spielte noch kein einziges Mädchen Fußball. Wir in Norwegen waren damals im Frauenfußball führend. Unsere Frauen hatten schon die Welt- und Olympiameisterschaft gewonnen. Und aus diesem Team nahm ich damals die besten vier Spielerinnen mit nach Kenia. Sie trainierten in den Mädchenschulen der Slums eine Woche lang die Girls. Ein Jahr später, du wirst es nicht glauben, spielten bereits 5.000 Mädchen in verschiedenen Ligen. Es geht nicht darum, Weltmeister zu werden, sondern Respekt von den Jungs zu ernten. Das ist uns gelungen. Schau, eben jetzt spielen zwei Frauenteams gegeneinander, und siehst du, wie ehrfürchtig die Männer und Boys am Spielfeldrand stehen und klatschen und anfeuern? Das ist das Ziel, denn die Frauen in Afrika sind das Rückgrat der Gesellschaft. Jedes Jahr reise ich mit drei Teams nach Norwegen zum Cup, und wenn ich dann nach zwei Wochen die Spieler frage, was sie am meisten von Kenia vermissen, erhalte ich immer dieselbe Antwort: Mama. Kein einziges Kind erwähnt den Vater! Das zeigt mir, wie wichtig es ist, Frauen als Vorbilder zu stärken, denn das kann eine ganze Gesellschaft verändern.«
    Im weiteren Gespräch erklärt Helge, dass er sich große Sorgen um den norwegischen, aber auch allgemein um den europäischen Fußball mache. Er bedauert, dass Fußball heute nicht mehr in erster Linie ein Gesellschaftssport mit Vorbildfunktion ist, sondern viele selbstsüchtige Spieler hervorbringt, was natürlich an den exorbitanten Gagen liegt. In Norwegen schwindet die Zahl der Zuschauer bei den Spielen, da viele es leid sind, überbezahlte Spieler zu sehen, die nach dem Match kaum schwitzen. »Einzelne Spieler verdienen heute so viel in einer Woche, wie ich als Profi in meinem ganzen Leben verdient habe, und dafür liest man in den Zeitungen praktisch nur von Skandalen oder über riesige Geldtransfers für sie, aber nichts über Sportresultate. Und das absolut Tragische daran ist, dass sie für die nachrückenden jungen Spieler Vorbilder sind – mittlerweile auch hier in Kenia. Das muss sich wieder ändern!«, meint Helge energisch.
    Drei Stunden später erlebe ich, wie sie den Mann, der den Mädchenfußball in Kenia aufgebaut hat, verabschieden, denn er verlässt das Land nach vielen Jahren. Er hält eine kurze bewegende Rede, die natürlich nicht so viel Aufmerksamkeit erfährt, wie ihr eigentlich gebühren würde, aber das ist eben auch Afrika. Doch am Ende wird ihm von Bob eine schöne Erinnerungsvase in die Hand gedrückt, und jede einzelne Spielerin vom MYSA-Frauenteam schreitet zu ihm, bedankt sich mit einem Händedruck und stellt eine Rose in die Vase. Am Ende sind es 25 Rosen, symbolisch eine für jedes Jahr in Kenia. Mich berührt diese Geste, und auch Helge muss sich diskret einige Tränen abwischen.
    Längst ist die größte Sportschule Afrikas ein Selbstläufer geworden und die einheimischen Leader coachen alle sportlichen Aktivitäten selbst, auch das berühmteste Kind dieser Geschichte, den Mathare United FC.

    E s ist bereits sehr heiß, als noch die gemischten Fußballteams, also Jungen und Mädchen, gemeinsam gegen eine gegnerische Mannschaft antreten, bevor die Unterhaltung mit Tanz und Musik weitergeht. Während des ganzen Morgens hört man Musik aus den Lautsprechern, die nur durch Ansagen unterbrochen wird. Die Stimmung ist gut

Weitere Kostenlose Bücher