Afrika, Meine Passion
Spielern und das Fest von MYSA.
Das Jubiläumsfest
Am 6. März 2010 wird das 24-jährige Jubiläum von MYSA in der Nähe des Huruma-Stadions gefeiert. Dort befindet sich ein großer, offener, unauffälliger Platz. Der Boden ist hart und staubig und die Sonne brennt heiß, obwohl der Himmel leicht bewölkt ist. Der Platz ist etwa so groß wie zwei Fußballfelder und von einfachen, grauen Hochhäusern umsäumt, deren Balkone voll bunter Wäsche hängen. Einige Häuser sind noch im Rohbau, und auf den halb fertigen Mauern haben sich Zuschauer niedergelassen und können das Geschehen von oben verfolgen. Überall sehe ich Kinder und Jugendliche in gelben MYSA-T-Shirts herumlaufen. Sie alle sind Mitglied einer Fußballmannschaft. Ich erreiche einige Schatten spendende, offene Zelte, in denen bereits verschiedene Aktivitäten stattfinden. In einem Zelt werden Interessierte über HIV-Verhütung aufgeklärt und können auf Wunsch auch gleich einen Test durchführen lassen. Dafür steht ein Arzt zur Verfügung, ansonsten wird der ganze Ablauf von den 15- bis 20-Jährigen selbst geleitet.
Gleich daneben befindet sich das Zelt mit der Fotoausstellung. Frederik, der uns als Begleitung zugeteilt ist, erklärt eifrig, dass diese Fotos ebenfalls ein Projekt von MYSA sind. Er selbst ist schon seit 2005 dabei. Begonnen haben einmal zwanzig Kinder zwischen 12 und 17 Jahren aus dem Mathare-Slum, die mit einfachen Kameras ihre Eindrücke des Alltags fotografierten. Daraus entstand vor Jahren ein Fotobildband, der offensichtlich weltweit verkauft wurde. Die Kinder haben einfach das tägliche Leben oder Überleben im Elendsviertel aus ihrer Sicht festgehalten. Zum Beispiel, wie zehn- bis elfjährige Kinder ihre kleineren Geschwister versorgen, wie ein siebenjähriges Mädchen Berge von Kleidern mit ihren kleinen Händen und nur mit Seife wäscht, wie andere Kinder auf glühenden Kohleöfchen ihren Maisbrei kochen. Wieder ein anderes Foto zeigt Kinder, die auf Müllhaufen spielen oder schlafen. Diese Fotos sind von Kindern für Kinder gemacht. Auf der gegenüberliegenden Zeltseite sind interessante Fotos von Spielern bei Sportveranstaltungen und bei Putzarbeiten im Slum, von mit Abwasser überfluteten Blechhütten oder von Leim schnüffelnden 14-Jährigen zu sehen. Auf den Bildern wird der Alltag mit Kinderaugen gezeigt, was sehr berührend ist. Frederik, der noch keine zwanzig Jahre alt ist, leitet das Projekt. Mittlerweile arbeiten etwa achtzig Kinder mit ihm. Er erklärt mir: »Ich möchte das Wissen, das ich erlernen durfte, an andere weitergeben. Wir machen vor allem in den Slums Fotoausstellungen, damit die Menschen über ihr Leben nachdenken und darüber diskutieren. Natürlich hoffen wir, dass wir auch ein paar Fotos verkaufen können«, beendet er freundlich seine Führung.
Während ich noch die letzten, eindrücklichen Bilder bestaune, kommt Bob Munro herzlich grüßend auf mich zu. In gewisser Weise vermittelt er einem das Gefühl, als kenne man sich schon seit Jahren. Er führt mich unter ein Zeltdach, unter dem einige Stuhlreihen mit reservierten Plätzen aufgebaut sind. Gleich in der ersten Reihe neben den aufgestellten Pokalen, die wohl heute noch vergeben werden, ist mein Platz vorgesehen. Viele Stühle, die jetzt noch leer sind, werden später von Prominenten und Sponsoren besetzt.
Bob bemerkt strahlend, dass es doch unglaublich toll ist, wenn man sieht, was diese Kinder alles auf die Beine gestellt haben. Ich wiederum gratuliere ihm zu seiner Arbeit, doch da belehrt er mich energisch: »Nein, Corinne, das ist allein die Arbeit von den Kids. Begonnen hat das Ganze vor 24 Jahren, als ich als UN-Beauftragter in den Mathare-Slum kam. Ich sah kleine Kinder, die auf einem Platz zwischen Müll und Glasscherben versuchten, mit selbst gebastelten Bällen Fußball zu spielen. Das hat mich so berührt, dass ich diesen Kindern versprochen habe: Wenn sie den Platz aufräumen, komme ich wieder und bringe ihnen einen richtigen Fußball mit. Ja, und das ist bis heute das Motto von MYSA: Tu zuerst selbst etwas, und dann helfen wir dir mit unserer mittlerweile gut ausgebauten Infrastruktur. Schon die ganz Kleinen lernen, dass es sich lohnt, für die Gemeinschaft Sozialarbeit zu leisten. Man erntet zwar nicht direkt Geld, aber man wird in einem Verein integriert und kann sich später zu einem Trainer, Schiedsrichter oder Leader in verschiedenen Bereichen hocharbeiten. Die Kids lernen früh, Verantwortung zu übernehmen. In einem Land, in
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