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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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zusammen. Da sind Freundschaften entstanden, die es in anderen Clubs in dieser Form nicht gibt. Hier kann sich jeder auf jeden verlassen. Du kannst dein Handy oder deinen Geldbeutel offen in der Umkleidekabine liegen lassen, denn keiner beklaut seinen Freund. Es ist noch nie vorgekommen, und das ist sicher mehr wert als etwas mehr Geld«, beendet er seine Geschichte und schaut dabei zu seinen Mitspielern.
    Joseph, einer der beiden anderen Spieler, zeigt auf den jungen hübschen Mann neben ihm und scherzt: »Ja, ich würde ihm mein ganzes Geld anvertrauen, aber meine Freundin würde ich nicht mit ihm alleine lassen.« Auf meine Bemerkung, ob er denn kein Vertrauen in seine Freundin habe, reagiert er schlagfertig: »Natürlich, in meine Freundin habe ich zu hundert Prozent Vertrauen, nur ihm traue ich nicht, was Frauen anbelangt.«

    J oseph und Innocent sind eher von schmächtiger Statur, wobei Innocent noch feingliedriger ist als Joseph. Er ist ein hübscher Junge von 19 Jahren. Mit seinen feinen Rastalocken und dem ebenmäßigen, eher hellen Gesicht ist auch er sicher der Traum vieler kenianischer Mädchen. Allerdings ist er eher ruhig und erzählt nur kurz, dass sein Leben bis jetzt recht angenehm verlaufen sei. Da er das jüngste von acht Kindern ist, wurde er von allen sehr geliebt und umsorgt. Bereits mit fünf Jahren spielte er mit einem selbst gebastelten Ball aus Plastiksäcken Fußball und fiel auf, da er so schnell und wendig war. Mit sieben Jahren spielte er dann in einer MYSA-Mannschaft bei den unter Zehnjährigen.
    »Ja, und heute kommt er bei Mathare United aufs Spielfeld, wenn ich müde bin«, lacht Joseph spitzbübisch. Joseph ist ein lustiger junger Mann. Mit seinen Kraushaaren, die etwas wild vom Kopf abstehen, seiner breiten Nase, die sein Gesicht dominiert, und einem Ziegenbärtchen am Kinn ist sein Äußeres vielleicht nicht so anziehend wie das seiner beiden Freunde. Aber er verfügt über ein ansteckendes Lachen, und das setzt er häufig ein. Gut gelaunt stellt er sich vor:
    »Ich werde bald 21 und spiele bereits länger bei Mathare United. Ich bin der Älteste von drei Brüdern und drei Schwestern. Der Älteste zu sein, bedeutet auch einen enormen Druck. Ich musste sehr früh Verantwortung für meine Geschwister übernehmen, da meine Mutter gearbeitet hat. Mein Vater war immer mal wieder auf Arbeitssuche oder arbeitslos. Ich war jung und hätte selber Führung gebraucht. Einige meiner Nachbarn hatten es besser und mussten sich nicht so abstrampeln wie ich. Warum gerade ich?, habe ich mich manchmal gefragt. So kam es, dass ich abrutschte und in einer Gang landete. Ich war noch keine zehn Jahre alt, als ich zu trinken und zu rauchen begann, weil ich von den Älteren dazu gezwungen wurde. Die Bande klaute, damit wir zu essen hatten. Mein Essen zu Hause überließ ich meinen jüngeren Geschwistern. Ich selbst brachte es nicht fertig zu stehlen, jedoch mit der Beute wegrennen war kein Problem, da ich sehr schnell war. Meine Eltern erfuhren erst davon, als ich einmal eine ganze Nacht auf einer Polizeistation festgehalten wurde. Zur Abschreckung wurde ich auch geschlagen. Meine Mutter versprach, mir ein Fußball-T-Shirt zu kaufen, wenn ich mich nicht mehr herumtreiben und stattdessen Fußball spielen würde. Für sie war es nicht leicht, dieses Geld zu sparen, aber ich bekam ein T-Shirt und später sogar ein zweites. Nun wechselte ich täglich die Shirts und fiel bald anderen Jungen auf, die ein Team für MYSA bilden wollten. Sie luden mich eines Abends zum Training ein und setzten anschließend meinen Namen in das Anmeldeformular. Seitdem spiele ich und kann sagen, dass MYSA mein Leben grundlegend verändert hat. Es war pures Glück, dass ich angesprochen wurde, denn damals gab es Mathare United FC noch nicht und die Presse hatte noch keine Notiz von uns genommen. Lediglich die Menschen in deiner Umgebung kannten dich. Heute ist es für die Jugendlichen einfacher einzusteigen.«
    Ich möchte von Joseph wissen, was sich denn für ihn so grundlegend verändert hat, worauf er mit seinem Bericht fortfährt: »Von diesem Tag an ging ich statt zur Gang zum Training. Ich gewann bald neue Freunde und entwickelte großen Ehrgeiz. Da ich schon als kleiner Junge die Führung für meine Geschwister übernehmen musste, übertrug man mir auch beim Fußball bald die Verantwortung als Kapitän. Corinne, ich war damals gerade mal elf Jahre alt und spielte in der Liga der unter Zwölfjährigen. Und du glaubst es

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