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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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bevor sie staunend mit einem heftigen Händedruck und einem Wortschwall, der ab und an mit segnender Spucke einhergeht, Napirai willkommen heißen. Meine Tochter hält sich tapfer. Sie versteht kein Wort und kennt die Leute nicht. Auch mir fällt es bei den meisten schwer, sie so rasch einzuordnen. Lketinga steht mir hilfreich zur Seite und erklärt geduldig, um wen es sich handelt. Sie mussten sich schließlich damals nur ein weißes Gesicht merken, denn es gab ja nur mich. Ich hingegen hätte mir Hunderte von Personen einprägen müssen. Außerdem altern die Samburu bei den harten Lebensbedingungen wesentlich schneller als wir Europäer, was ein Wiedererkennen zusätzlich erschwert.
    Nun besorgen wir die Vorräte, darunter natürlich Maismehl, Teepulver sowie Kautabak für Mama, damit sie ihre Nachbarn beschenken kann. Es ist üblich, dass der, der mehr hat, die anderen nach Möglichkeit daran teilhaben lässt.
    Endlich sind die Lebensmittel verladen, die Autos bis unter das Dach gefüllt und wir können den letzten Reiseabschnitt nach Barsaloi antreten. Lketinga sitzt vorne auf dem Beifahrersitz und gibt Anweisungen an Martin, während ich mit Napirai und Shankayon hinten Platz nehme. Es liegen gut drei Stunden Autofahrt vor uns, denn die Wagen können nur langsam über eine Bergkette kriechen. Die Straße beansprucht unsere Nerven in nicht geringem Maße. Selbst Martin staunt über den schlechten Zustand. Häufig muss er den Allradantrieb zuschalten, damit wir das Gelände meistern können. Geschickt muss der Fahrer den Felsbrocken, die hier und da auf der Straße liegen, ausweichen und dabei darauf achten, dass wir nicht den steilen Abhang hinunterrutschen.
    Wir begegnen Kindern, die ihre Ziegen- oder Kuhherden hüten und unseren Fahrzeugen zuwinken, in der Hoffnung, ein Bonbon zu erhaschen. Natürlich haben wir welche eingekauft und sie freuen sich über diese Süßigkeiten, als handle es sich um riesige Weihnachtsgeschenke. Martin lacht, als er sieht, wie sich die Kinder mit einem Freudenschrei auf die zugeworfenen Bonbons stürzen, und erklärt uns grinsend: »So habe auch ich meinen ersten Kontakt zu Touristen bekommen. Wir standen nach der Schule stundenlang am Straßenrand und hofften auf vorbeifahrende Safaribusse. Sobald eine Handvoll Bonbons durch die Gegend flog, stürzten wir uns alle darauf. Derjenige, der am schnellsten war, freute sich besonders, denn geteilt wurde nie, höchstens gegen andere Gefälligkeiten getauscht. Der Gewinner war also wie ein König.« Seine witzige Erzählung bringt uns zwar zum Lachen, doch können wir uns kaum vorstellen, dass die Kinder ihre Beute nicht geteilt haben. Schelmisch fügt er hinzu: »Damals, als kleiner Junge, habe ich mir geschworen, dass ich einmal Fahrer bei einem Touristen-Unternehmen werde – wahrscheinlich wegen der Süßigkeiten.«
    Eine Frau, die ein Baby in einem Tuch auf dem Rücken trägt und zwei weitere Kleinkinder vor sich herschiebt, drückt sich fest an die Felswand, während unsere schweren Landrover an ihr vorbeischaukeln.
    Ein Stück weiter müht sich ein älterer Mann den Berg hinauf. In einer Hand trägt er einen roten Plastikbeutel, einen Speer und einen Stock. Mit der freien Hand winkt er, weil er mitgenommen werden möchte. Lketinga erkennt ihn und fragt mich, ob er hinten bei uns einsteigen könne. Der Alte muss zuerst seinen langen Speer auseinandernehmen, damit dieser ins Auto passt. Als er uns »Weiße« sieht, zögert er einen Moment. Doch Lketinga erklärt ihm, dass es sich bei uns um seine Familie handelt und wir keine gewöhnlichen Touristen sind. Der hagere Mzee steigt erleichtert ein und im Auto verbreitet sich augenblicklich der rauchige Geruch einer Manyatta, der tief in meinem Innersten Erinnerungen weckt, und ich sehne mich nach dem Moment, in dem ich in Mamas Manyatta Platz nehmen darf.
    Nach gut eineinhalb Stunden erreichen wir Opiroi. Dieser kleine Ort ist erheblich gewachsen. Damals standen hier nur ein paar Manyattas und heute gibt es kleine Holzhäuser, zwei einfache Lebensmittelläden, ein Teehaus, eine Schule und eine große Kirche. Wir werden von einigen Menschen erwartet, und James, der mit dem Motorrad vorausgefahren ist, kommt zu mir und erklärt, dass der Chief von Opiroi mich zum Chai einladen möchte. Ich klettere aus dem Wagen, während Napirai im Auto warten will. Lketinga schlendert zu einem Shop und kauft für seine Töchter eine Coca-Cola. Ich werde zum Teehaus geführt, wo ein Jutesack im Türrahmen

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