Afrika, Meine Passion
Beobachtung zu machen. »Du isst viel, ich kann sehen, dass du eine Big Mama geworden bist. Only my child is like me«, stellt er fest und lächelt Napirai an. Auch meine Haarfarbe gefällt ihm nicht besonders. Das neue Blond sieht er eher als Weiß. All diese Bemerkungen sind jedoch neckisch gemeint, was auf eine gute Laune seinerseits schließen lässt.
Spät abends verlassen sie die Lodge und wir verabreden uns für den kommenden Tag an der Tankstelle, die man nicht verfehlen kann. Danach wollen wir Lebensmittel für die Tage in Barsaloi einkaufen und die letzten Geschenke besorgen.
Erschöpft von der langen Anreise und den emotionalen Eindrücken fallen wir ins Bett. Gerne würde ich meine Tochter mit Fragen überhäufen, aber ich merke, sie braucht Zeit und Ruhe.
NAPIRAI Den gemeinsamen Abend mit meinem Vater und James in der Lodge genieße ich sehr. Für mich ist es ein schönes Gefühl, mit meinen beiden Eltern um den Kamin zu sitzen und friedlich zu plaudern, so etwas habe ich bis jetzt ja noch nie erlebt.
Das Verabschieden am späteren Abend fällt mir ein wenig schwer, aber ich weiß ja, dass schon am nächsten Tag die Reise weitergeht und ich meine Halbschwester kennenlernen werde. Ich freue mich riesig vor dem Einschlafen und wünsche mir, dass es schnell Morgen wird.
Als die Sonne aufgeht, stehen wir sofort auf und fahren alle zusammen zu unserem ausgemachten Treffpunkt. Schon aus dem Auto kann ich meinen Vater sehen. Neben ihm stehen seine Tochter, also meine Halbschwester Shankayon, und ihre Mutter.
Als wir aussteigen, versammeln sich noch ein paar andere Leute aus dem Dorf um uns herum und schauen uns neugierig zu. Das macht mich etwas nervös und ich bin froh, dass meine Mutter den ersten Schritt macht und alle erst einmal vor mir begrüßt. Mein Vater freut sich sichtlich, mich zu sehen, und auch Shankayons Mutter begrüßt mich sehr freundlich. Dann gehe ich auf meine Halbschwester zu und nehme sie in den Arm. Ich spüre, wie sehr auch sie sich freut, uns zu sehen, und trotz ihrer scheuen Art ist sie mir sofort sympathisch. Ich fühle mich gleich zu ihr hingezogen und merke, wie wichtig es für mich ist, sie endlich kennenzulernen. Bis heute war ich immer Einzelkind – jetzt habe ich eine Schwester.
Eine kleine Ähnlichkeit zwischen ihr und mir kann ich klar feststellen, wenn ich sie von der Seite anschaue, und auch sie scheint das zu bemerken. So sehen wir uns immer wieder an und müssen dann ab und zu lachen. Natürlich habe ich ein paar Geschenke für Shankayon mitgebracht, unter anderem Ohrringe und Armreifen. Sie freut sich sehr darüber und wir kommen uns trotz weniger Worte langsam näher. Alle zusammen fahren wir mit dem Auto ins Stadtinnere, um noch einige Sachen zu besorgen. Ich sitze hinten mit meiner Schwester.
Nach diesem Treffen, das für mich wieder sehr emotional war, bin ich erleichtert, meine afrikanische Familie nach und nach kennenzulernen, sodass ich alles irgendwie verarbeiten kann. Alle auf einmal wären, glaube ich, dann doch ein wenig viel gewesen.
Nachdem wir vor einem der vielen Shops geparkt haben, um die notwendigen Lebensmittel einzukaufen, möchte Lketinga zuerst mit Napirai und mir durch Maralal spazieren. Ich glaube zu spüren, dass er sehr stolz ist, obwohl er natürlich einen ernsten Gesichtsausdruck an den Tag legt. Shankayon folgt immer dicht auf, während sich ihre Mutter etwas abseits hält. Mir ist aufgefallen, dass Lketinga nicht sehr viel mit ihr spricht und auch nicht unbedingt ein gemeinsames Foto anstrebt. Trotzdem hat er ihr etwas Geld zugesteckt, damit sie Maismehl besorgen oder vielleicht ein Essen zu sich nehmen kann, bevor sie den weiten Heimweg antritt.
Viele Menschen schauen uns hinterher. Andere kommen auf mich zugelaufen und mein ehemaliger Mann muss Erklärungen abgeben, was er mit ernster und selbstbewusster Miene tut. Heute sind wir offensichtlich die Attraktion in Maralal, denn hier fallen Weiße immer noch auf, Napirai erst recht. Gemeinsam mit Lketinga suche ich je eine Wolldecke für Mama und seine Schwester. Es wird verhandelt, wobei er zwischendurch auch mal energisch werden kann, bis ihm der Preis gefällt, den ich zu bezahlen habe. Schließlich willigt der Verkäufer ein und alle Parteien sind zufrieden.
Es spricht sich schnell herum, dass ich mit unserer gemeinsamen Tochter zurückgekommen bin. Immer wieder begegnen wir traditionell geschmückten Frauen oder alten Männern, die mich stürmisch und freudig begrüßen,
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