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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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Kinder eine ansteckende Lebensfreude aus.
    Kurz vor der Dunkelheit kehren wir auf das Missionsgelände zurück. Unterwegs beobachten wir in allen Manyattas geschäftiges Treiben. Es riecht nach Feuer und Essen. Wir wollen nicht zu häufig Stefania für das Zubereiten der Mahlzeiten beanspruchen, und deshalb kochen heute Albert und ich Spaghetti auf dem Gaskocher. Der Missionar wird herzlich eingeladen. Später genießen wir gemeinsam das Dinner mit einem Becher Rotwein unter freiem Himmel, beschienen von Millionen funkelnder Sterne.

    A m nächsten Morgen schlendern wir schon früh zum Kral. Die Ziegen sind noch nicht unterwegs und so blökt es an allen Ecken. Papa Saguna sitzt auf einem Baumstamm in der Morgensonne inmitten der Tiere und putzt sich mit einem Holzstückchen die Zähne. Die Morgenstimmung ist sehr friedlich. Nach einiger Zeit erwähnt James, dass sie normalerweise samstags zu einem Samburu-Markt gehen, um ihre Sachen aus dem Shop zu verkaufen. Da dort viele Leute von überall her zusammenkommen, sei das Geschäft sehr einträglich. Doch heute wollen sie wegen unseres Besuches zu Hause bleiben. Das können wir nicht zulassen, und außerdem sind wir selber neugierig, zumal der Markt erst seit sechs Monaten existiert. James freut sich über unser Interesse. Schnell wird einiges, vor allem bunte Kangas und Schmuck aus dem Laden, in Plastiktüten gepackt und in unser Auto verladen. Lketinga bedauert, dass er zu wenig Auswahl an Secondhand-Kleidern in seinem Shop hat, die er anbieten könnte. Er nimmt Napirai bei der Hand und führt sie in sein Geschäft. Kurz darauf kommt sie in einem langen schwarzen Rock, der sie wunderbar kleidet, zurück. Ich vermute, er wollte nicht, dass seine Tochter in Hosen einen traditionellen Markt aufsucht. Frauen mit Hosen sind immer noch selten zu sehen.
    Lketinga, James und Stefania sowie die zwei kleinen Jungen Diego und Lodunu steigen in unsere Autos, und schon geht es los, quer durch die rote, sandige Savanne. Nur Reifenspuren zeigen an, dass es eine Straße sein muss. Wegweiser sucht man vergebens. Nach einer guten halben Stunde Fahrzeit erreichen wir den Platz. Ich bin erstaunt, wie viele Menschen sich hier eingefunden haben. Die meisten kommen zu Fuß. Mittlerweile gibt es aber auch findige Autobesitzer, die ein Matatu-Geschäft daraus machen und Käufer sowie Verkäufer samt Ware hierher transportieren. Wieder andere, vor allem Frauen, schaffen ihr Verkaufsgut auf Eseln heran.
    Der Platz befindet sich mitten in der Steppe am Fuß einer Bergkette. Die Unterstände ähneln Manyattas, sind aber aus den hier wachsenden dornenfreien Kakteen gebaut. Es ist verblüffend. Man kann diese Kakteen einfach aus der Erde ziehen und sie woanders wieder einsetzen, wo sie weiterwachsen. Zwischen die grünen länglich-schmalen Kakteenblätter werden dickere Äste gestellt und dünnere Zweige, die als Dach dienen, darüber festgebunden. Über diese Zweige wird eine meist farbige Plastikplane gespannt, die vor der heißen Sonne und den Blicken ungebetener Gäste schützt.
    Während James und Stefania ihre Verkaufshütte mit der Plastikfolie überziehen und einrichten, staune ich, wie viele traditionell gewandete Mädchen und Krieger hier versammelt sind. Ich fühle mich zwanzig Jahre zurückversetzt. Nur die zwei, drei Autos, die herumstehen, sowie einige Besucher, die wie James neuzeitlich gekleidet sind, verdeutlichen den sich langsam ausbreitenden Wandel.
    Stefania verkauft vorwiegend Kangas und die bunten kleinen Perlenschnüre, die die Frauen zur Schmuckherstellung benötigen. Die meisten Käufer sind junge Krieger, die diese Perlen für ihre jeweilige Freundin kaufen. Je mehr Schmuck ein Mädchen um den Hals trägt, desto begehrter ist sie und wird später einen hohen Brautpreis erzielen. Allerdings darf niemals der Freund das Mädchen heiraten. Der Vater bestimmt den Bräutigam und erwählt natürlich den, der neben einem guten Ruf am meisten zu bieten hat. Dieser Brauch, den ich von früher kenne, scheint weiterhin zu gelten.
    Napirai ist, wie so häufig, mit ihrem kleinen Halbbruder und seinem Cousin Diego beschäftigt. Ich spaziere mit Lketinga über den Markt. Hier sitzt eine Frauengruppe unter einer Schatten spendenden Akazie, dort stehen einige prächtig aussehende Krieger beisammen und diskutieren. Meist sind die jungen, mit Perlenschmuck überladenen Mädchen dann nicht weit. Ich denke, es ist auch eine Gelegenheit für die Brautschau.
    Weiter hinten wird eine Ziege

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