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Afrika, Meine Passion

Afrika, Meine Passion

Titel: Afrika, Meine Passion Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Corinne Hofmann
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umarmt er zuerst Napirai und dann mich.

    NAPIRAI Dass der Aufenthalt hier nicht ewig dauert, wusste ich natürlich, aber dass alles so schnell vorbeigehen würde, habe ich wirklich nicht erwartet. Viel zu schnell kommt der Tag des Abschieds.
    »Die älteren Männer wollen uns vor der Abfahrt segnen«, sagt mir meine Mutter aufgeregt. Noch kann ich mir darunter nichts Genaues vorstellen. Als es losgeht, bin ich sehr gespannt, was gleich passieren wird. Einer der Männer fängt an zu reden, und dann dauert es eine ganze Weile, bis auch die anderen fertig gesprochen haben. Ich finde es sehr rührend von ihnen, uns so viele gute Gebete mit auf den Weg zu geben, und staune über dieses Ritual. So etwas habe ich ja auch noch nie erlebt.
    Nach der Segnung kommt der unangenehme Teil unseres Besuches, auf den ich mich gar nicht gefreut habe. Wir müssen uns von allen verabschieden. Ich fange an bei James und seiner Frau, umarme sie innig und bedanke mich für die schöne Zeit. Obwohl es traurig ist, auf Wiedersehen zu sagen, finde ich nicht, dass die Stimmung getrübt ist. Darüber bin ich sehr froh. James sagt mir, dass ich jederzeit wiederkommen darf und dass sie bestimmt weiter an mich denken und für mich und meine Mutter beten werden. Das zu hören, macht mich glücklich und ich bin sehr bewegt. Danach verabschieden wir uns auch vom Rest der Familie und den Leuten im Dorf. Wieder schüttle ich sehr viele Hände, aber dieses Mal kenne ich die meisten, was mir den Abschied noch schwerer macht.
    Von all den Kindern, die angerannt kommen, kann ich mich gar nicht verabschieden, es sind einfach zu viele. Also winke ich einfach allen zu. Die Kinder der Familie sind mir ans Herz gewachsen und die Trennung fällt mir sehr schwer. Mich von meinem kleinen Halbbruder Lodunu zu trennen, bricht mir fast das Herz. Am liebsten würde ich sie alle mitnehmen.
    Die Kleinen sind sichtlich traurig über unsere Abreise und wollen es gar nicht verstehen. Besonders Diego geht es gar nicht gut. Als er merkt, dass wir bald fahren, beginnt er zu weinen und klammert sich an meinem Bein fest. Nur Stefania gelingt es, ihn von mir zu lösen.
    Kurz vor dem Einsteigen suche ich meinen Vater Lketinga und sehe, wie er von einer Hausmauer aus alles beobachtet. Als er mich sieht, kommt er auf mich zu und wir umarmen uns. Er gibt mir einen Kuss auf die Wange und sagt, ich solle auf mich aufpassen und bald wieder zu Besuch kommen. Abschied zu nehmen, fällt uns beiden nicht leicht.
    Dann steigen wir ins Auto und fahren langsam los. Ich winke, bis ich niemanden mehr sehen kann, und jetzt kullern auch mir Tränen über die Wangen.

    Ich steige in den Wagen und höre immer noch die Stimmen der Alten. Noch einmal winke ich Lketinga zu und er nickt und antwortet mit einem rauen »Ayia«.
    Im Wagen ist es ruhig. Napirai und ich hängen unseren Gedanken nach. Natürlich bin ich traurig, dass die Zeit schon wieder vorbei ist, auf der anderen Seite bin ich erleichtert, dass alles so gut gegangen ist und wir eine so kraftvolle Segnung von den Ältesten bekommen haben. Sie bedeutet den Menschen hier viel und ist sehr wichtig, auch für uns. Noch eine ganze Weile glaube ich, sie im Rücken zu spüren.
    Von nun an kann meine Tochter frei entscheiden, wann sie ihre afrikanische Familie wiedersehen möchte. Ich bin überzeugt, mit etwas Abstand wird sie das ganze Ausmaß der Wichtigkeit dieses Schrittes realisieren. Sie wird wiederkommen, da bin ich sicher.
    Shankayon sitzt hinten im Auto neben Napirai. Die ganze Fahrt über bis nach Maralal ist sie schweigsam. Hier muss sie eigentlich aussteigen, da wir Richtung Wamba weiterfahren. Doch als Martin, unser Fahrer fragt, wo wir sie absetzen sollen, antwortet sie nicht. Auch nach weiteren Versuchen will sie keine Antwort geben. Martin schaut uns an und meint: »Ich glaube, sie möchte mit euch gehen.«
    Die nächsten Minuten sind herzzerreißend, da Shankayon sich offensichtlich nicht von Napirai trennen möchte. Leise laufen ihr die Tränen über die Wangen, während sie dann doch nach längerem Zureden aus dem Auto steigt. Ich gehe nochmals zu ihr, drücke sie ganz fest und stecke ihr das Busgeld zu, damit sie wenigstens den weiten Weg zu ihrer Mutter nicht zu Fuß zurücklegen muss. Shankayons Traurigkeit fährt noch lange im Auto mit.

    D ie Fahrt nach Wamba ist lang und staubig. Am späten Nachmittag erreichen wir das Spital. Die Tore sind verschlossen und ich erkläre dem verdutzten Wachmann, dass meine Tochter hier

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