Afrika, Meine Passion
Asphaltstraße, die erste im ganzen Samburu-Gebiet, stehen nun die einfachen Manyattas nur wenige Meter entfernt davon verloren daneben. Es ist für Mensch und Tier gefährlich. Denn nun fahren die Autos mit 80 statt mit 20 Stundenkilometern durch die Gegend. Die Bewohner können die Geschwindigkeit und die Distanz jedoch gar nicht richtig einschätzen und es kommt immer wieder zu bösen Unfällen, wie uns Martin erklärt. Trotzdem sind die Einwohner stolz auf ihre Straße, die sie nun schneller mit der Zivilisation verbindet. Ob das wirklich gut ist?
Stunden später erreichen wir Nairobi und befinden uns im Verkehrschaos ganz anderer Art. Martin kämpft sich langsam zum Fairview Hotel durch, wo wir die letzte Nacht verbringen, bevor Albert und meine Tochter wieder abreisen.
Gerne würde ich noch ein paar Tage mit Napirai das Erlebte aufarbeiten, aber ich merke, sie muss erst selbst mit der neuen Situation klarkommen. Schließlich ist sie nach beinahe zwanzig Jahren zum ersten Mal ihrem Vater, ihrer Großmutter und ihrer afrikanischen Familie begegnet. Erstmals nach so langer Zeit hat sie wieder afrikanischen Boden betreten und einen Teil ihrer Kultur kennengelernt, die man sonst nur im Fernsehen sieht. Das alles in so kurzer Zeit, verbunden mit tagelangem Reisen, ist physisch wie psychisch anstrengend. Jetzt braucht sie erst einmal Zeit und etwas Abstand.
NAPIRAI So lange hatte ich mich auf diese Reise gefreut, und nun ist alles schon wieder vorbei. Noch vor Kurzem hätte ich das alles gar nicht für möglich gehalten. Lange Zeit war ich mir unsicher, ob ich überhaupt jemals nach Kenia fahren würde. Irgendwie hatte ich halt schon immer ein bisschen Angst vor dem Ungewissen.
Durch mein eigenes immer größer werdendes Interesse und auch durch verschiedene Gespräche und ermutigende Worte von Menschen, die mir wichtig sind, habe ich schließlich den Schritt gewagt und bin heute sehr stolz darauf.
Ich bin so froh, dass ich eine so herzliche Familie habe. Dieser Besuch hat alle meine Erwartungen übertroffen. Das Treffen mit meinem Vater war einer der wichtigsten Momente in meinem Leben und ich bin sehr dankbar dafür.
Ich weiß nicht, was in der Zukunft noch alles kommen wird, aber ich weiß, dass mich diese Reise stark gemacht hat. Und ich weiß jetzt, welche lieben Menschen hinter mir stehen.
Der kleine Teil Afrikas, den ich kennenlernen durfte, hat mich begeistert, und eines Tages werde ich bestimmt dorthin zurückkehren.
Große Überraschung in Mombasa
Nachdem meine Tochter schweren Herzens abgereist ist, beginnt für Klaus und mich eine intensive Arbeitswoche in Nairobi. Ich möchte die Slumbewohner mit ihren »Gardens in a Sack« und die Frauen von Jamii Bora noch einmal besuchen, um zu erfahren, wie es ihnen in den letzten fünf Monaten ergangen ist, bevor ich nach Mombasa fliege und mich auf die erneute Suche nach Priscilla begebe. Es lässt mir keine Ruhe, dass ich der Frau, der ich so viel zu verdanken habe, nie mehr begegnet bin. Bei meiner letzten Reise ist es mir nicht gelungen, sie ausfindig zu machen. Diesmal allerdings nehme ich mir vor, hartnäckiger zu sein. Eine ganze Woche gebe ich mir dafür Zeit. Es wäre schön, wenn ein Wiedersehen gelingen und sich dieser Kreis für mich schließen würde.
Nach dem kurzen Flug von Nairobi nach Mombasa befinden wir uns in einer gänzlich anderen Atmosphäre. Die Luft ist schwül und vom Meer her weht der Wind Salzgeschmack herüber. Diese Tropenluft versetzt einen unwillkürlich in Ferienstimmung. Vor 24 Jahren hat sie mich schon beim Verlassen des Flugzeuges verzaubert. Doch schnell müssen Klaus und ich feststellen, dass das Verkehrschaos mittlerweile auch Mombasa fest im Griff hat. Wir stecken eine Ewigkeit in Autokolonnen fest, bevor wir im Stadtzentrum das Tamarind Village erreichen. Es ist eine schöne Hotelanlage und von der angrenzenden Restaurantterrasse hat man einen wunderbaren Blick auf den alten Hafen.
Während des Abendessens, das wir hier einnehmen, weht die leichte Meeresbrise durch die malerischen Bögen des Gebäudes, die dem Haus ein orientalisches Flair verleihen. Im Meer spiegeln sich die Lichter des Hafens. Dieser Ort eignet sich gut für einen romantischen Abend oder, wie in meinem Fall, um die eigene Lebensgeschichte Revue passieren zu lassen. Morgen werde ich als Erstes an die Südküste fahren, um die Füße in den weißen Sand von Diani Beach zu stecken. Dabei erhoffe ich mir, eventuell Neuigkeiten über Priscilla zu
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