Afrika, Meine Passion
geboren wurde und ich gerne einen kleinen Rundgang mir ihr machen möchte. Da er mir die Geschichte wohl nicht so recht glaubt, wird erst telefoniert und nachdem ich einige Sätze in die Leitung gesprochen habe, dürfen wir eintreten. Das Spital ist nicht mehr so belegt wie früher. Schnell entdecke ich die Geburtenabteilung, und sogar mein ehemaliges Zimmer, das ich mit Sophia geteilt hatte, finde ich wieder. Alles sieht genauso aus wie vor 21 Jahren. Sogar die Bettwäsche, das Eisengestell des Bettes sowie das dazugehörende Metallschränkchen, in dem sich nachts die Kakerlaken einnisteten, sofern ich Essbares darin aufbewahrte, sind noch da, als wäre die Zeit stehen geblieben.
Den Ärzten und Krankenschwestern in diesem Spital verdankt Napirai ihr Leben und ich mein Überleben in Kenia. Mehrere Male haben sie mich in letzter Sekunde retten können. Obwohl es im Vergleich zu unseren modernen Krankenhäusern sehr viel einfacher ausgestattet war und ist, hat es hier am Ende der Welt viele Menschen heilen und Leben erhalten können.
NAPIRAI Der Abschied von Shankayon ist mir sehr schwergefallen. Aber ich freue mich darauf, dass wir noch meinen Geburtsort besuchen. Es ist zwar ein kleiner Umweg, aber ich möchte das Wamba Hospital gerne sehen und bin gespannt, ob sich etwas verändert hat. Ich habe ja schon oft die Fotos von meiner Mutter angeschaut.
Dort angekommen, fallen mir gleich die schönen rosa Büsche mit den vielen Blüten auf, die ich auch auf den Fotos immer bewundert habe. Ich staune, dass sie immer noch da sind.
Das Hospital ist sehr einfach eingerichtet. Ich hatte gedacht, dass es mittlerweile doch ein bisschen moderner ist, aber viel scheint sich nicht verändert zu haben. Überhaupt kommt mir hier alles etwas ausgestorben vor. Ich freue mich trotzdem, hier zu sein, und irgendwie hat dieser Ort trotz allem eine beruhigende Atmosphäre. Ich bitte meine Mutter, als Erinnerung ein paar Fotos von mir und den Blüten zu machen.
Wir laufen noch ein wenig herum, und in einem Zimmer kann ich hinter einer schützenden Glasscheibe sogar einige Säuglinge sehen. Da habe wohl auch ich damals gelegen, denke ich für mich und muss schmunzeln.
Nach dem Rundgang setzen wir die Fahrt zur Samburu-Lodge fort, wo wir eine Übernachtung eingeplant haben. Die Lodge ist in einem Nationalpark gelegen. Schon vor unserer Ankunft sehen wir die erste Elefantenfamilie sowie Zebra- und Büffelherden. Nachdem wir das hübsche Zimmer bezogen haben, besichtigen wir die Umgebung und besuchen den Souvenirshop. Dort entdecke ich unter verschiedener Kenia-Literatur meine drei Bücher in englischer Sprache.
Es ist schon erstaunlich: Wo immer ich in Afrika hinkomme, finde ich meine Bücher ausgelegt. In Windhuk in Namibia, in Nairobi oder hier draußen im Busch. Irgendwie erfüllt es mich auch mit Stolz. Spontan kaufe ich zwei »The White Masai«, um sie unseren Fahrern zu schenken. Die Kassiererin staunt, weil ich zweimal dasselbe Buch kaufe, und erklärt, es handle sich um eine wahre Geschichte. Ich lache und antworte: »Yes, I know, es ist meine Geschichte«, und zeige auf das Autorenfoto. Sie ist überrascht und kann es kaum glauben.
Beim Abendessen hat es sich schon herumgesprochen. Das Personal beobachtet Napirai und mich mit einem Mal sehr interessiert. Kurz vor unserer Abreise am nächsten Tag fährt ein Jeep vor und drei bewaffnete Polizisten springen aus dem Wagen, gefolgt von einem etwas voluminösen Herrn. Ich denke mir nichts dabei und warte neben unserem Fahrer auf Albert und Klaus. Mehrere Minuten verstreichen, in denen einer der Polizisten ein Gespräch mit unserem Fahrer führt. Ich verstehe nichts, bis Martin mich fragt, ob er mir den Polizeichef von Nordwestkenia vorstellen kann. Er möchte gerne, dass ich ihm »The White Masai« signiere und mich mit ihm zusammen fotografieren lasse. Jetzt bin ich tatsächlich perplex. Offensichtlich hat es sich in Windeseile, auch ohne Handyempfang, bis zum obersten Chef herumgesprochen. Dass selbst ein wichtiger Polizeichef sich ein Buch signieren lässt, ist auch für mich eine neue Erfahrung. Bevor er mit seinen Bodyguards wieder davonbraust, teilt er uns mit, dass der Weg nach Nairobi sicher sei, und wünscht uns eine gute Weiterfahrt.
Die Strecke zieht sich hin. Lange fahren wir im Dunst des roten Wüstenstaubes, bevor wir urplötzlich und unerwartet einen breiten Highway erreichen. In ganz Kenia bauen seit einiger Zeit die Chinesen neue Straßen. Direkt neben der neuen
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