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Afrika Quer (German Edition)

Afrika Quer (German Edition)

Titel: Afrika Quer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Boehm
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Schlafwagen.
    Die Zugfahrt konnte überhaupt nicht schiefgehen. In der Eisenbahnlinie Dschibuti – Addis Abeba spiegelt sich soviel Geschichte des Hornes von Afrika, dass jede einzelne ihrer Schrauben davon zu erzählen scheint.
    Sie geht auf die Initiative Menelik II. zurück, des Gründers des modernen Äthiopien. Nachdem es ihm 1890 endlich gelungen war die anderen Provinzfürsten niederzuringen, ließ er sich zum Kaiser Abessiniens krönen. Aber schon damals plagte das Land dasselbe Problem wie heute. Es hatte keinen Zugang zum Meer. Die eritreische Küste war schon von Italien besetzt, Dschibuti von Frankreich und Somaliland von Großbritannien.
    Deshalb sollte eine Eisenbahnlinie vom südlichen Hochland, dem damaligen Zentrum der Kaisermacht, nach Dschibuti, dem nächsten Hafen am Meer, helfen, das Land aus seiner Abgeschiedenheit zu befreien.
    Auch wegen des extremen Terrains, das sie von der Küste nach Addis Abeba überwinden muss, war diese Eisenbahnlinie schon immer etwas Besonderes. Auf der 748 km-langen Strecke vom Meer ins Hochland überwindet sie drei deutlich abgegrenzte Landschaftsformen: Die Wüste bis nach Dire Dawa, den äthiopischen Teil des ostafrikanischen Grabenbruches bis Awasch und von dort auf die Hochebene um die äthiopische Hauptstadt Addis Abeba. Sie liegt auf 2.400 Meter Meereshöhe.
    Weil sie mit französischem Kapital gebaut wurde und ihre Verwaltung lange in französischen Händen lag, ist die Sprache ihrer Angestellten noch heute Französisch. Und weil schnell klar wurde, die Termiten würden die gesamten Holzschwellen verzehren, mussten auf der gesamten Strecke Schwellen aus Stahl verlegt werden. Noch heute haben viele Gebäude am Rande der Strecke Zäune aus diesen seltsam gebogenen, an Löffelbiskuits erinnernde, Bauteilen.
    Und sie hatte illustere Gäste. Der englische Schriftsteller Evelyn Waugh, der zwei der wohl witzigsten Bücher der Reiseliteratur über Äthiopien geschrieben hat, fuhr zweimal mit ihr: 1930 zur Kaiserkrönung Haile Selassis und 1935 vor der italienischen Invasion.
    Ich habe beide Bücher nach der Durchquerung noch einmal gelesen. Waugh ist in einem Schlafwagen gefahren. Vielleicht daher meine kühne Phantasie.
    Und weil die Bahn praktisch das Monopol für den Transport von Menschen und Waren in das Hochland von Äthiopien hatte, galt sie lange Zeit als die profitabelste Eisenbahnlinie der Welt. Erst durch die italienische Straße vom eritreischen Hafen Assab - erbaut, um die extrem teure Eisenbahn zu umgehen – wurde in den vierziger Jahren ihr Monopol gebrochen. Nach der Unabhängigkeit Dschibutis 1977 ging sie schließlich in die gemeinsame Verwaltung Äthiopiens und Dschibutis über.
    Aber das war jetzt Schnee von gestern. Es war später Vormittag. Die große Hitze hatte sich schon über Dschibuti gelegt. Ich stand vor dem Bahnhof. Ich hatte meine Fahrkarte gekauft, also meine Arbeit für heute erledigt und dachte mir, wenn du schon einmal hier bist, kann es nicht schaden, dich auch noch ein bisschen umzuschauen.
    Das imposante Bahnhofsgebäude aus roten Ziegelsteinen, verziert mit Fachwerk-Holzverstrebungen an der Fassade, verströmt noch etwas von dem Flair aus der Bauzeit der Linie.
    Auf dem Vorplatz lagerten ein Dutzend Männer und Frauen mit großen Bündeln, offenbar Händler, die auf den nächsten Zug nach Äthiopien in zwei Tagen warteten. Sie hatten dort ein kleines Lager gebaut. Viele ihrer Säcke und Taschen waren mannsgroße Ungetüme. Dazwischen hatten sie Decken auf dem Boden ausgebreitet. Dort dösten sie nun vor sich hin, geschützt vor der gleißenden Mittagssonne.
    Im Bahnhofsgebäude war es kühl. Draußen nicht. Warum sollte ich nicht reingehen und mit ein paar Leuten reden? So kam ich an einen hilfreichen Bahnangestellten. Ohne Umschweife brachte er mich zu einem Beamten im zweiten Stock. Vor dem auf dem Schreibtisch stand ein Schild mit der Aufschrift „Stellvertretender Chef der dschibutischen Eisenbahn“.
    Der Beamte schien jung, vielleicht Ende dreißig. Auf der Nase trug er eine elegante Brille mit dünnem Messingrand.
    Er unterbrach sein Aktenstudium, musterte mich interessiert und sagte, sein Chef sei nicht da. Aber wenn ich Fragen hätte, sollte ich einfach morgen wieder kommen.
    Das ging nicht. Denn morgen war Samstag, und dann war keiner in dem Büro. Am Sonntag fuhr ich schon.
    „Na dann“, sagte der Beamte freundlich, „ist das ja auch nicht weiter tragisch. Es dürfen sowieso nur dschibutische Staatsbürger mit

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