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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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die Worte auf. Der rote Schein des Lagerfeuers flackerte über sein dunkles, ausdrucksloses Gesicht, ließ das Weiß seiner Augen und die ebenmäßigen Zähne aufleuchten.
    »Gut. Nun iss so viel du kannst, dann mach dich auf den Weg. Sei auf der Hut. Wenn du Umlungus siehst, verstecke dich vor ihnen und sage diese Worte nur dem König persönlich. Wie das letzte Mal, hörst du? Wenn du deinen Auftrag erledigt hast, komme an die Furt am Unterlauf des Tugela. Dort wirst du mich finden und mir berichten.« Damit verschwand er ebenso unauffällig, wie er gekommen war, in die Dunkelheit.
    Nisaka sah ihm kauend nach, mischte dabei zwei Hand voll gekochter Maiskörner sorgfältig in einen Tontopf mit geronnener saurer Milch. Nachdenklich stopfte er sich den Brei in den Mund. Ob Nkosi Setani seinem König tatsächlich nach dem Leben trachtete, wusste er nicht, und die Tatsache, dass es vor allen Augen verborgen bleiben musste, wer der Absender der Botschaft war und wer dem König verraten hatte, dass Lulamani mit Madoda unter einer Schlafmatte schlief, stank wie ein verrotteter Kadaver. Nkosi Sinzi war ein Mann, hinter dessen Schatten sich ein zweiter Schatten verbarg.
    Er beschloss, Nkosi Sinzi darauf hinzuweisen, dass er dringend ein Bullenkalb brauchte. Zumindest würde er darauf bestehen, zwei Ziegen als Belohnung zu erhalten und nicht nur eine extra Portion Fleisch für die Familie wie letztes Mal.
    Dass Nkosi Sinzi je erfahren würde, dass ihm bei seinem letzten Auftrag der Zutritt zum König verwehrt und er gewaltsam genötigt worden war, das, was er zu sagen hatte, einem der königlichen Räte des inneren Kreises, dem mächtigsten der Induna, ins Ohr zu flüstern, war so gut wie ausgeschlossen. Ja, doch, so dachte Nisaka, ein Bullenkalb wäre angemessen.
    Im flackernden Feuerschein spülte er sich den Mund mit Wasser aus, suchte sich darauf einen bestimmten Busch, brach einen kräftigen Zweig ab und säuberte sich mit dem zerfransten Ende seine Zähne. Darauf rückte er die Wildkatzenschwänze über seinen Genitalien mit deftigen Bewegungen zurecht und zog das zerlöcherte Khakihemd aus. Auf die Spitze seines Assegais spießte er ein großes Stück Fleisch, das ihm unterwegs als Proviant dienen würde, packte Kampfstock und Schild und glitt, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, in die Schwärze der Nacht.
    Sein Auftraggeber, der ihn aus dem Schatten heraus beobachtete, gesellte sich zufrieden zu den anderen.
    Stefan aß mit Dan im Haus. Die Python war zart und schmackhaft, und der Wein, den Dan aus seinen Satteltaschen mitgebracht hatte, süffig. Aber er hätte ebenso gut Pappe essen können und fauliges Wasser trinken. Es war ihm gleich.
    Nach dem Essen gingen beide früh ins Bett. Stefan brachte Dan im Wohnraum seines Hauses unter, er selbst rückte auf die äußerste Kante seines Ehebetts. Das betrunkene Johlen von Sinclair und seinen Leuten schallte noch lange durch die Nacht.
    Stefan legte sich ein Kissen auf den Kopf und rollte sich auf die Seite, aber schlafen konnte er nicht. Er beschäftigte sich mit dem Gedanken, wie er unbemerkt von den Wachen an König Cetshwayo herankommen konnte. Auf seinen Lippen kauend beobachtete er die geheimnisvollen Schatten, die in den bläulichen Mondstrahlen über die Wand seines Zimmers huschten.
    Und während er so lag, keimte in ihm eine Idee. Fliegen, alles von oben sehen, Hindernisse überwinden, wie ein Adler aus dem Blau des Himmels herunterschießen und zuschlagen, bevor das Opfer ihn bemerkte. Er schloss die Augen und stellte sich vor, wie es sein müsste, durch die Luft über das Land zu gleiten, mit dem Wind im Gesicht und dem Himmel über ihm.
    Lange vor Sonnenaufgang jedoch wurde er jählings aus seiner Traumwelt gerissen. Von den Hütten der schwarzen Farmarbeiter schallte lautes Geschrei herüber. Frauen kreischten, Männer brüllten, Holz splitterte, und gleichzeitig hämmerte jemand gegen die Verandatür.
    »Was, zum Henker, ist nun wieder los?« Aufgebracht riss er die Tür auf.
    Es war Noningo, eine der Frauen von Maboya, die in eine Decke gehüllt aus der Dunkelheit kam. »Der Leopard besucht unseren Hühnerstall. Ich denke, er hat Hunger«, verkündete sie mit aufreizender Gelassenheit.
    »Himmelherrgottnocheinmal, ich dreh dem Kerl den Kragen um, der die Stalltür aufgelassen hat! Maboya!«, röhrte er, schnappte sich sein Gewehr, das griffbereit neben seinem Bett lehnte, und stürmte in die Dunkelheit. Es war eine sternenklare, mondhelle Nacht, so konnte

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