Afrika Saga 02 - Feuerwind
Mäusenester, und seine Kleidung bestand aus Fetzen, die allerdings sorgfältig geflickt waren. Um seine Schultern lag eine fast oberschenkeldicke Felsenpython, deren Kehle durchtrennt war. Der Schwanz und der an wenigen Sehnen baumelnde Kopf lagen gegeneinander gekreuzt über dem Sattel und hingen trotzdem rechts und links hinunter bis zu den Steigbügeln. Es war ein Riesenvieh, bemerkte Stefan beeindruckt, und musste höllisch schwer sein. Wo immer Dan aufkreuzte, brachte er das Abendessen meist mit.
»Stefan, alter Halunke, hab ne feine Python zum Abendessen dabei und eine Flasche von Mila Dillons legendärem Obstler! Hol mir mein Mohrenpüppchen her, damit ich ihr alles zu Füßen legen kann«, dröhnte der Schlangenfänger und klatschte der toten Schlange auf den Leib. »Ich kann dir außerdem berichten, dass deinen Vater die Hexe getroffen hat, er hat's überlebt, aber er schleicht herum wie einer, der schon auf die Neunzig zugeht!« Er röhrte vor Lachen. »Spaß beiseite, es ging ihm einigermaßen, als ich ihn seinem Schicksal überließ, er müsste bald den Mhlatuze kreuzen, und wir wissen ja, dass es von da aus nur noch ein Katzensprung von ein oder zwei Wochen nach Stanger ist. Höchstens drei«, setzte er nach einigem Überlegen hinzu und rieb sich die Nase.
»Was macht die Herde? Haben wir viele Verluste?«, wollte Stefan wissen, der verzweifelt überlegte, wie er Dan von Lulamani ablenken konnte.
»Ach, nur der übliche Tribut an die Wegelagerer des Buschs. Es gibt momentan ein paar wohlgenährte Kroks und Raubkatzen in der Gegend, aber es ist nicht zu schlimm.«
»Und die Pest?«
Dan nahm seinen Hut ab, streichelte abwesend den Wildkatzenschwanz und schüttelte den Kopf. »Hab keine Anzeichen gefunden, dass eure Herde die Lungenpest hat. Wo ist Lulamani?«
Jetzt hörte er den Krach. »Zur Hölle, welche Barbaren sind denn über dich hergefallen?«
»Andrew Sinclair mit seiner Meute«, brummte Stefan.
Dan pflanzte sich den Hut wieder aufs verfilzte Haar und gluckste.
»Na, der hat Nerven! Kann nur von Glück sagen, dass deine Mutter nicht hier ist. Sie würde ihn frikassieren.«
»Sawubona, Iququ«, grüßte Maboya, der von den Pferdeställen kam. »Ich sehe dich, der du stinkst wie ein Ziegenbock.«
Dan grinste. Sicelo hatte ihn eines Tages so genannt, und seitdem war er unter diesem Namen in ganz Zululand bekannt. Beleidigt fühlte er sich nicht, er fasste ihn als eine Art Auszeichnung auf. »Ich sehe dich, du hässlicher Kerl, dessen Gesicht nur seine Mutter lieben kann.« Erwartungsvoll sah er den Zulu an. Für gewöhnlich würde jetzt zwischen ihm und Maboya ein amüsanter Austausch gegenseitiger Beleidigungen folgen, wobei jeder versuchte, den anderen an Farbigkeit zu übertrumpfen. Beide hatten es im Laufe der Jahre zur wahren Meisterschaft gebracht.
Aber Maboya nickte nur. »Yebo«, murmelte er und ging den Weg hinunter ins Farmarbeiterdorf.
Dan sah ihm verblüfft nach. »Welche Laus ist dem denn über die Leber gelaufen?«, murmelte er, zog dabei einen Lederbeutel aus der Tasche und schnürte ihn auf. »Wo ist deine Kleine? Ich habe ihr etwas mitgebracht.« Er zog einen glänzenden Stein heraus, durch den er ein Loch gebohrt und ein dünnes Lederband gezogen hatte. Er hielt ihn hoch, dass er das Sonnenlicht einfing. Der Stein schimmerte wie flüssiges Gold. »Tigerauge, prachtvoll, was?« Seine Zähne blitzten durch den dichten Bart. »Nun, wo ist Lulamani, die Schöne?« Er reckte sich im Sattel und schaute sich um.
»Nicht hier, weggegangen. Zu ihrer Mutter.« Stefan beschäftigte sich damit, Dans Pferd die Ohren zu kraulen, darauf bedacht, dem Schlangenfänger nicht in die Augen sehen zu müssen.
Zu seiner Erleichterung wurden sie von brüllendem Gelächter unterbrochen. »Was zum Teufel und seinem Pferdefuß ist denn das?«, röhrte die trunkene Stimme des behaarten Buschläufers.
Stefan sah unwillkürlich hinüber und fluchte. Der Mann hielt in der einen Faust einen abgeschnittenen Flügel des Lämmergeiers in die Höhe, mit der anderen Stefans Flugmodell, mit dem er bruchgelandet war. Mit wenigen Sätzen war Stefan bei ihm. »Leg das hin«, sagte er, aber sein Ton war so, dass der Ire alles sofort fallen ließ. Wütend vernahm Stefan das feine Reißen des dünnen Papiers. Dieser betrunkene Tölpel hatte seinen Segler beschädigt, außerdem fühlte er sich wie ertappt. Keinen Menschen ging es auch nur einen gequirlten Furz an, welche Träume er hatte!
Der Buschläufer
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