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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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er zumindest den Weg gut erkennen. Maboya hatte ihm berichtet, eine der großen Raubkatzen hätte schon mehrfach diesen Monat die Farm heimgesucht, und wie es aussah, war es immer dasselbe Männchen gewesen, das, den Spuren nach zu urteilen an einer Verletzung litt. Der Leopard hatte offenbar schnell begriffen, dass im Hühnerstall eine reiche Mahlzeit auf ihn wartete. Jedes Mal hatte er mehrere Hühner gerissen, und kürzlich hatte er noch bei den Ziegen vorbeigeschaut und sich eine als Wegzehrung mitgenommen.
    »Welcher Umuntu oyisilima, welcher Vollidiot, hat die Stalltür wieder offen gelassen?«, schrie er, als er in Sichtweite des Hühnerstalls kam. Er bekam keine Antwort und lief hinüber, wo Andrews Zulus abseits in ihre Schlafmatten eingewickelt um ein Feuer herumlagen. Einer jedoch war bereits wach und briet Fleisch am Spieß.
    Als er des Hausherrn ansichtig wurde, warf er den Spieß ins Feuer. Es zischte, Funken sprühten, eine kleine Stichflamme schoss hoch, es stank nach verbranntem Huhn.
    Misstrauisch starrte Stefan den Mann an, der sich unauffällig verdrücken wollte. Mit wenigen Schritten war er am Feuer, schaffte es, den Stock herauszuziehen, und untersuchte die schwelenden Fleischreste. Sie stammten eindeutig von einem Huhn.
    Stefan hielt ihm das verkohlte Huhn unter die Nase. »Was ist das?«, donnerte er.
    Der Mann duckte sich ängstlich wie unter Prügeln. Seine Kumpane wachten von dem lauten Wortwechsel auf. Als sie die Situation erfassten, steuerte jeder lautstark seinen Kommentar bei, und bald wachte auch Andrew Sinclair auf. Seine hellen Beinkleider zuknöpfend, trat er in den Feuerschein. »Was, in Teufels Namen, ist hier los?«, verlangte er ungehalten zu wissen.
    Stefan hielt ihm den rauchenden Hühnerkadaver hin. »Einer Ihrer Leute hat ein Huhn aus meinem Stall gestohlen und hat obendrein dabei vergessen, die Tür wieder zu verriegeln, und das hat ein Leopard zum Anlass genommen, hineinzuspazieren und meine fettesten Legehennen zu fressen! Sie scheinen Ihre Leute nicht im Griff zu haben.« Diese letzte Bemerkung bereitete ihm eine diabolische Freude. »Bringen Sie das in Ordnung, Sinclair. Ich erwarte Kompensation, und zwar ebenfalls für die Vögel, die der Leopard gerissen hat.« Er warf den Stock mit den Fleischresten ins Feuer, das hoch aufflammte, und marschierte zurück zum Haus. Sollte sich Sinclair mit dem Missetäter befassen.
    Mittlerweile zeigte sich ein sanftes Licht am östlichen Horizont. Die Sonne kündigte sich an. Es hatte keinen Sinn mehr, zurück ins Bett zu gehen. Er wusch sich gründlich an seinem Waschtisch, rasierte sich und ging hinüber zum dunklen Kochhaus. Mit einem Stich im Herzen dachte er an die Morgen, an denen Lulamani singend das Feuer angefacht und Wasser für seinen Morgenkaffee aufgesetzt hatte, während er als Erstes nach den Pferden schaute. Heute würde er das selbst machen müssen, heute und den Rest seiner Tage, denn er konnte sich keine andere Frau an seinem Herd vorstellen. Er schaute hinüber, wo Lulamanis Grab noch in der Morgendämmerung verborgen lag, musste den Kopf senken und die Zähne aufeinander pressen, um den Schmerz aushalten zu können.
    Rasch machte er Feuer und setzte das Wasser auf, suchte dann in der Vorratskammer nach Essbarem. Er fand jedoch lediglich einen Klumpen grünlich verschimmelter Materie, von der er annahm, dass es einmal kalter Braten gewesen war. Sinclairs Leute hatten ihn kahl gefressen. Angewidert warf er das Zeug in die Büsche. Er würde Maboya beauftragen müssen, ein paar Hühner zu schlachten und alle vorhandenen Eier einzusammeln.
    Falls der Leopard und diese Kerle genügend Federvieh übrig gelassen haben, dachte er grimmig und ging in sein Schlafzimmer.
    Vielleicht konnte er Noningo überreden, für ihn zu kochen. Seine eigenen Kochkünste waren eher rudimentär und beschränkten sich auf seine Spezialität, alles, was er an Essbarem auftreiben konnte, in einem großen Kessel mit Wasser und Salz zu einem dicken Eintopf zusammenzukochen.
    Im Schlafzimmer zündete er eine Kerze an und vermied, sein leeres Ehebett anzusehen, während er eine frische Hose aus dem Schrank zog. Missmutig untersuchte er einen langen Riss am Bein, den Lulamani noch nicht geflickt hatte. Sein Nähzeug war noch in den Packtaschen verstaut, die noch unausgepackt im Eingang lagen, so wie er sie bei seiner Ankunft hingeworfen hatte. Es musste auch so gehen.
    »Setani, woza! Schnell, es ist etwas passiert!«
    Maboyas Stimme.

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