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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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wusste, dass Maboya den Engländer töten würde, sobald er eine Gelegenheit dazu bekäme. Sinclair musste Inqaba auf der Stelle verlassen, sonst würde eine Katastrophe geschehen. Er hatte keine Lust, der Polizei in Natal erklären zu müssen, wie ein weißer Bürger der Provinz auf seinem Land zu Tode kommen konnte.
    »Hauen Sie ab, Mann«, knurrte er und machte eine scheuchende Handbewegung, »sofort!«
    Für einen Augenblick schien es, als wolle Andrew Sinclair ihm an die Gurgel gehen, aber dann drängte er sich, seine vor Schmerzen pochende Hand haltend, durch die Menge und stakste zurück in sein Zelt.
    Der Morgen zog auf, die Sonne begann ihre feurige Bahn über den Himmel. Grimmig stand Stefan daneben, bis Andrew Sinclairs Jagdgesellschaft endlich reisefertig war. Seine Geduld war von diesen kruden Leuten aufs Schlimmste strapaziert worden, und dieser Vorfall hatte das Fass zum Überlaufen gebracht. Endlich schaukelte der letzte Planwagen um die Biegung am Fuß der langen Einfahrt und verschwand. Andrew Sinclair schwenkte noch einmal spöttisch seinen federgeschmückten Hut, die Eisvogelfedern blitzten auf, und dann war auch er weg. Stille senkte sich über Inqaba.

21
    Stefan hatte Glück. Noch am gleichen Tag ratterte die geschäftstüchtige Frau eines Missionars mit einem Planwagen voller Waren auf den Hof, die, um die Mäuler ihrer Kinder mit mehr als frommen Worten stopfen zu können, mit den Zulus einen schwungvollen Handel trieb.
    »Ich werde nicht mehr kommen können, die Eingeborenen sind sehr unruhig«, sagte sie, als sie die Plane zurückschlug, um ihre Waren darzubieten. Sie war ganz in Schwarz gekleidet und ließ Stefan an einen mageren, schwarzen Vogel denken. »Cetshwayo hat alle Weißen, besonders die Missionare, des Landes verwiesen, so auch uns. Ich nehme nur mit, was ich kriegen kann.«
    Stefan rief eine der Zulufrauen und wies sie an, der Frau einen Krug mit Bier und ein gutes Frühstück zu bringen. Er saß bei ihr, während sie aß, fragte sie vorsichtig aus, ob sie im Busch Ungewöhnliches gesehen hatte und was so erzählt wurde an den Lagerfeuern. Die Frau war eine lebende Zeitung, und wie immer erstaunte es ihn, dass in einem so dünn besiedelten Land Gerüchte herumflogen wie Schmeißfliegen um Aas.
    Er hörte ihr aufmerksam zu, während er einen leichten und doch dichten Baumwollstoff auswählte, den sie anbot. Unglücklicherweise war der Stoff rot und gelb und mit weißen Schmetterlingen bedruckt.
    Nicht gerade Farben, die mit denen des Buschs verschmelzen würden.
    Doch er hatte von seiner Mutter gelernt, aus der zerquetschten Baumrinde des Kaffirbaums, schlammiger Erde vom Flussufer, gewissen Früchten und zerdrückten Blättern einen Sud zu kochen, der den Stoff in jenes schmutzige Braungrün einfärben würde, das ihn im Busch unsichtbar machen würde.
    Gern hätte er dünne Seide genommen, aber die Frau hatte die letzten Yards schon an eine wohlhabende Inderin für ihren neuesten Sari verkauft. Er fand noch Fischbeinstäbe, die eigentlich für ein Korsett bestimmt waren, Metallösen und ein paar Yards kräftiges, aber dünnes Seil. Die neugierigen Fragen der Frau wehrte er ab.
    »Maboya«, brüllte er. Als der Zulu erschien, gab er ihm den Auftrag, alle Zutaten zu sammeln, die er zum Färben brauchte. Im Haus schloss er die Tür hinter sich und suchte eine alte, viel gelesene Ausgabe des Durban Chronicle hervor, auf der er mit schwungvollen Strichen einen doppelflügeligen Rahmen entwarf, der die groben Umrisse der Vogelschwingen hatte. Lange brütete er über den Details, aber endlich war er zufrieden. Der Stoff würde reichen, auch wenn er im Färbebad um gut zehn Prozent eingehen würde.
    »Was soll denn das werden?«
    Stefan fuhr zusammen, als Dan de Villiers zottiger Kopf im offenen Fenster auftauchte.
    »Ach, nichts.« Er faltete die Zeitung, dass die Zeichnung verdeckt war. »Nur so eine Idee, die ich für eine Art Gewächshaus hatte.«
    Der Schlangenfänger starrte ihn argwöhnisch an. »Gewächshaus?
    Das sah eher wie ein Vogel aus als ein Gewächshaus.« Aufgeregt zog er sich am Bart. Dann schien ihm zu dämmern, dass hier etwas ganz anders im Gange war. »Du hast doch nicht vor, dich an Cetshwayo zu rächen, mein Junge, oder?« Lauernd spähte er ihm ins Gesicht.
    »Bin doch nicht lebensmüde«, grollte Stefan. Das hatte ihm gerade noch gefehlt, dass Dan sich jetzt einmischte. Der Schlangenfänger würde ihn zurückhalten, und wenn er ihn an die Wand nageln müsste,

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