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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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dass sie ihm untergeschoben worden waren. Sie wusste längst, dass Andrew gelegentlich illegal Waffen an die Zulus verkaufte, und wenn die herausfinden würden, dass er ihnen nicht funktionierende Waffen verkauft hatte, wäre das lebensbedrohlich für ihn. Jemand würde ihn warnen müssen. Aber wer?
    Ihr Vater würde Rat wissen. Immer wusste er Rat und was zu tun war, und immer brachte er alles in Ordnung. Tatsächlich hatte er sich für das letzte Wochenende bei ihr angemeldet, wollte etwas mit ihr besprechen, merkwürdigerweise allein, ohne ihre Mutter, hatte aber unerwartet abgesagt, da er mit ihrem Bruder wegen irgendeines dringenden Geschäfts überstürzt nach Transvaal gerufen wurde. Ihr jüngerer Bruder, mit dem sie sich hätte beraten können, lebte in Pietermaritzburg, ihre Schwestern waren am Kap verheiratet. Sie würde warten müssen, bis ihr Vater wieder zurück war.
    Nervös war sie zur Tür gegangen, hatte im Hinausgehen sorgfältig kontrolliert, ob alles wieder so aussah wie vorher, und unwillkürlich die Tür sehr vorsichtig ins Schloss gleiten lassen, damit Grete nichts davon mitbekam. Sie traute der Deutschen ohne weiteres zu, dass sie Andrew über alles unterrichtete, was in seinem Haus passierte. Mehr als alles andere fürchtete sie Andrews Zorn und noch mehr seine Verachtung.
    Unentschieden zupfte sie jetzt an der Korkenzieherlocke vor ihrem Ohr und sah dabei Mila an. »Ich habe ein etwas kompliziertes Problem.« Wenn jemand Licht in das Dunkel bringen konnte, dann war es Mila Dillon. Die alte Dame wusste alles von jedem, und was sie nicht wusste, konnte sie in kürzester Zeit herausfinden. Sie und ihr erster Mann gehörten zu den ersten Siedlern des Landes, und ihre Kontakte reichten nicht nur bis in den Gouverneurspalast, sondern auch in jedes Umuzi Zululands. Ihr jetziger Ehemann, Pierre Dillon, hatte sein früheres Leben auf Martinique verbracht, und seine Verbindungen waren wie ein riesiges Wurzelgeflecht in der französischen Kolonialgemeinschaft gewachsen und reichten von Martinique über Mauritius bis hinunter nach Kapstadt. Die Dillons hatten dadurch eine Macht, die in anderen Händen sehr gefährlich hätte sein können.
    »Gut«, sagte Mila. »Keinen Granatapfeltee, ich verspreche es.« Es gab noch eine sehr wirksame Alternative, der bittere Ampfer, der aber eben bitter schmeckte. In ihrem Aprikosenlikör mit einem großzügigen Löffel Zucker würde Lilly sicher nichts davon merken. Sie unterdrückte ein Lächeln. »Kommst du auch? Du bist doch mit allem fertig geworden, Catherine?«
    »Ich müsste noch Farbe besorgen und Papier …« Catherine zögerte. Sie plante, die Wände ihres Gästehauses mit eigenen Malereien zu dekorieren. »Wenn ich das heute statt morgen erledige, kann ich morgen einen Bogen um Durbans verstopfte Straßen machen und direkt nach Hause reiten …«
    »Dann geh du nur. Wir werden mit frischem Tee auf dich warten.«
    Lilly winkte ihrer Haushälterin. »Grete, ich werde Mrs Dillon begleiten. Du und Fatima, ihr müsst nach Hause laufen. Das wird euch ganz gut tun«, fügte sie hinzu, als sie die verdrossene Miene der Frau sah. Sie wühlte in ihrer Handtasche, bis sie ihren Geldbeutel fand, entnahm ihm einige Münzen und reichte sie Grete. »Hier ist ein halber Schilling, besorge mir doch ein Pfund von Mrs Grants Karamell.«
    Dann nahm sie Milas Arm. »Wir können fahren. Lass uns meine Kutsche nehmen, deine Männer können uns mit deiner Sänfte folgen.«
    Das Wetter war angenehm, nach den heftigen Regenfällen der vergangenen Zeit herrschte milde Wärme. Das von Palmen umstandene Haus der Dillons lag auf dem Berea, dem Hügelrücken im Westen der Stadt, von wo aus das Land stufenweise und allmählich zu den Drakensbergen anstieg.
    »Welch ein grandioser Ausblick, ich kann ja heute fast bis nach Madagaskar sehen«, rief Lilly vom äußersten Punkt der Veranda. Zu ihren Füßen fiel das grüne Land in Wellen bis hinunter zum Strand, der wie ein goldenes Halsband die Küste einfasste. Die Dächer, eingebettet in rot blühende Flamboyantbäume, glänzten in der Sonne, und in der Ferne schimmerte der Ozean, gefleckt vom Schaum der schneeweißen Brandung, blitzten weiße Segel auf der Bucht von Durban. Über allem wölbte sich der kristallblaue Himmel.
    Urplötzlich rauschte ein starker Windstoß durch die Palmen und ließ Lillys Röcke flattern. »Wir sollten uns ins Wohnzimmer setzen, da kommt ein Gewitter.« Lilly zeigte auf die schwarze Wolkenwand, die vom Süden

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