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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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— der Wurm muss ja schließlich schwimmen, nicht?« Sie lachte, aber es klang dünn und brüchig.
    Vom Eingang her klang Fikis Stimme und dann die von Catherine, die die Zulu in ihrer Sprache begrüßte.
    »Vorerst kein Wort zu Catherine«, warnte Mila schnell. »Erst will ich mich vergewissern, ob das alles wirklich den Tatsachen entspricht.«
    Lilly nickte nur, denn schon stand Catherine in der Tür und knöpfte ihre dunkelblaue Schößchenjacke auf. Darunter trug sie eine weiße Bluse. »Ich habe Hunger und ich habe Durst«, rief sie. Sie blickte ihre Freundinnen an. »Nanu, was ist? Ihr schaut aus, als wäre jemand gestorben. Welche Laus ist euch denn über die Leber gelaufen?«
    Mila und Lilly warfen sich einen verschwörerischen Blick zu. »Gar keine«, antworteten beide wie aus einem Mund.
    Zu Hause angekommen, ließ sich Lilly von Grete die Tüte mit Karamell aushändigen und machte sich auf den Weg in ihr Schlafgemach. Sie zögerte, als sie an Andrews Zimmer vorbeiging, hatte schon die Hand gehoben, um die Klinke herunterzudrücken, wandte sich dann aber ab und ging ins Schlafzimmer. Sie schob den mit buntem Chintz bezogenen Stuhl ans Fenster, setzte sich und schaute hinaus. Doch sie nahm die üppige Pracht ihres Gartens nicht wahr. Ihr Blick ging ins Leere, während sie den ersten Karamellbonbon lutschte.
    Lange saß sie reglos da. Eine Kirchenglocke läutete, ihr Gärtner sang die traurige Ballade seiner Freundin, die ihn verlassen hatte, Pferde wieherten. Die Sonne wanderte nach Westen, der Nachmittag brach an, die Karamelltüte war leer. Noch immer saß sie da. Plötzlich stand sie auf und knüllte die Tüte zusammen. Sie hatte einen Entschluss gefasst. Sofort begann sie mit den Vorbereitungen.

22
    Hölle und Verdammnis«, schrie Catherine, als es laut klirrte und das Glas aus dem im Seewind hin- und herschlagenden Fenster eines Gästezimmers fiel. Aufgebracht fegte sie ins Haus, nahm an, dass einer ihrer Arbeiter nachlässig das Fenster offen gelassen und nicht mit dem Sturmhaken gesichert hatte. »Könnt ihr Tölpel nicht aufpassen? Wer hat das Fenster offen gelassen?«
    Jabisa, die mit frisch gepflückten Mangos über den Hof zur Küche ging, zuckte zusammen. Sie konnte zwar die Worte nicht verstehen, aber der Tonfall sagte ihr, dass man heute Katheni besser aus dem Weg ging. Sie blieb stehen und horchte in sich hinein. Etwas in ihr verlangte, dass sie in ihr Umuzi in Zululand zurückkehrte. Es lag in der Nähe von Inqaba, und dort lebte ihre Sippschaft. Schon seit Tagen zog sie etwas dorthin.
    Es hatte etwas mit dem Raunen zu tun, das seit einiger Zeit durch den Busch lief und lauter und vernehmlicher geworden war, bis es in ihren Ohren dröhnte. Es würde Krieg geben. Nicht den üblichen, bei dem es lediglich darum ging, ein anderes Umuzi zu überfallen und das Vieh wegzutreiben, sondern den großen Krieg. Der König hatte befohlen, einen Bullen, den die Sangomas mit geheimen Mitteln besprengt hatten, damit ihm eine unsichtbare Schutzhaut gegen die Kugeln der Weißen wachse, zu töten und das Fleisch an seine Krieger zu verteilen. Es war eine sehr starke Medizin, die der König da einsetzte, und die Krieger würden danach lechzen, ihre Speere im Blut der Weißen zu waschen. Sie kannte ihre Stammesbrüder, im Kampfesrausch war nichts vor ihnen sicher, und sie gedachte, sich mit ihrem Hab und Gut an einen sicheren Ort zu begeben. Es gab da eine Höhle, die sie entdeckt hatte, als sie mit zwei Freundinnen Feldfrüchte gesucht hatte.
    Sie kratzte sich unter dem Baumwollkleid, das sie auf Bitten Kathenis trug. Es scheuerte und juckte, und sie sehnte sich danach, so herumzulaufen wie eine anständige Zulufrau. Mit einem tiefen Seufzer legte sie die Mangos in der Küche auf den Tisch, wählte ein frisches Brot und etwas Fleisch aus der Vorratskammer, wickelte sie in eine alte Ausgabe des Durban Chronicle ein und begab sich zu ihrer Hütte. Dort zog sie das kratzige Kleid aus und holte ihren Rindslederrock hervor.
    Die Haut hatte sie selbst mit Amasi, geronnener Milch, eingerieben, später dann Erde vom Termitenhaufen in die Innenseite massiert, das Leder geknetet und wieder eingerieben, bis es wunderbar weich war und sie es in Dreiecke schneiden konnte, die sie so zusammennähte, dass der untere Rocksaum ausgestellt war. Wieder hatte sie ihn mit Rinderfett eingeschmiert, eine Woche hängen lassen, mit Grasasche glänzend schwarz gefärbt und mit Kräutern parfümiert.
    Inbrünstig schnupperte sie an dem

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