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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Boden Natals setzen. Dann aber war das Abenteuer durchaus noch nicht zu Ende und Durban noch weit.
    Der Neuankömmling musste sich meist bei schwüler Hitze über einen breiten, von Bäumen und Dornengestrüpp überwucherten Weg weiter durch weichen losen Sand, später über felsiges Gestein und wenn es geregnet hatte durch bodenlosen Morast kämpfen und sich dabei Schwärme gieriger Mücken erwehren, die sich gnadenlos auf jeden Zoll nackter Haut stürzten. Hatten sie bis jetzt ihren Humor nicht verloren, waren sie keiner neugierigen Schlange begegnet, begrüßten sie als erste Lebewesen ein paar grunzende Schweine, die Mrs Smithers gehörten, der Schneiderin, die damals allerdings noch keine Schneiderin war, sondern eine halb verhungerte Fischhändlerin aus London. Auch Mrs Smithers damalige Behausung, eine aus Grasmatten und alten Packkisten zusammengebastelte Hütte, war nicht dazu geeignet, die Stimmung der Einwanderer zu heben, die nicht ahnten, dass diese Unterkunft nicht unbedingt ungewöhnlich war.
    Auf einem Ochsenwagen war sie mit Johann in dieses unsägliche Nest gefahren, das man d'Urban nannte und das aus nichts mehr als ein paar Zelten, primitiven Hütten und mehreren Schweineställen bestand, und sie hatte noch Glück, die meisten anderen ihrer Mitpassagiere mussten zu Fuß durch die Wildnis stolpern. Meine Güte, dachte sie, das war wirklich noch etwas damals. Keine Toiletten, man musste seine Notdurft hinter dem Haus im Busch verrichten, es gab kein Glas in den Fensterlöchern, dafür stinkende Seegrasmatratzen, Ratten und Schlangen im Haus und Fußböden aus festgestampfter Termitenhügelerde mit Kuhdung poliert. Wie wütend war sie gewesen, schon fast entschlossen, ihren Mann zu verlassen und sich nach Kapstadt einzuschiffen.
    Sie blinzelte zur Sonne hinauf. Schon der halbe Vormittag vorbei.
    Die Zeit drängte. Zu ihrer Erleichterung entdeckte sie den Hafenmeister, der in einer Gruppe wild gestikulierender Seeleute stand. Ungeduldig mit den Fingern trommelnd wartete sie, bis er endlich wieder sein Büro betrat. Nach kurzer Begrüßung fragte sie nach der Fracht, die sie aus Kapstadt erwartete. Geschirr, Petroleumlampen, Bettwäsche und einen Satz gußeiserner Töpfe enthielt sie.
    Mit dem Daumen blätterte er einige Unterlagen durch, schüttelte dann den Kopf. »Ihre Kisten sind noch nicht angekommen, Mrs Steinach. Aber wenn sie da sind, werde ich persönlich dafür sorgen, dass Sie schnellstens Nachricht bekommen. Ich kann sie Ihnen schicken lassen.« Er streckte die Hand aus und nahm ihr den Brief ab. »Noch heute läuft ein Schiff nach Kapstadt aus.« Er wies auf einen Dampfer, der an der Pier beladen wurde. »Der Kapitän ist ein Freund von mir. Er wird den Brief sofort an Ihre Freundin weiterleiten.«
    »Danke, das ist wunderbar. Aber ich werde Mr Gresham beauftragen, die Kisten an mich weiterzuschicken. Bitte senden Sie ihm die Papiere.« Lloyd Gresham war ein alter Freund und auf solche Transporte spezialisiert. Er würde pfleglich mit der kostbaren Fracht umgehen. Mit einem Nicken verließ sie das stickige Büro.
    Der Wind strich vom Berea über die Stadt hinunter zum Meer, wehte den Klang ferner Musik herüber. Wie jeden Mittwoch fand ein Konzert auf dem Marktplatz statt. Die Töne brachten ihre Seele zum Schwingen, weckten in ihr ein unbestimmtes, unerklärliches Verlangen nach sanften Farben, sanften Tönen, nach wechselnden Jahreszeiten, einem Winter mit Schnee und einer Natur ohne Bedrohung. In diesem Augenblick hätte sie die neuen Fenster im Lobster Pott, ohne zu zögern, gegen hübsche Schuhe und einen Besuch im Kaffeehaus mit Gesprächen über Kunst und die letzte Inszenierung im Theater hergegeben.
    Sehnsüchtig starrte sie zur Stadt hinüber, aber die Zeit drängte.
    Mangaliso wartete mit dem Ochsengespann vor Pettifers. Dort stand auch Cleopatra. Mangaliso würde sich gleich nach Mittag auf den Heimweg machen müssen, und bis dahin musste sie alle Einkäufe getätigt haben. Die Zeit wurde knapp. Immer wieder wurden die Arbeiten am Lobster Pott unterbrochen, weil Arbeiter nicht erschienen, Werkzeuge verschwanden, Baumaterialien fehlerhaft waren oder die üblichen afrikanischen Katastrophen über sie hereinbrachen, und in etwas mehr als vier Wochen sollte Einweihung sein.
    Ihren breitkrempigen Hut festhaltend hastete sie hinüber zu den Mietdroschken, von denen mehrere warteten, um die Schiffspassagiere in die Stadt zu befördern, erwischte gerade noch die, wo der Kutscher eben

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