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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Handbewegung.
    Die alte Dame musterte sie argwöhnisch. »Das sieht mir eher danach aus, als hättest du einen Bandwurm geschluckt, meine Liebe.
    Wenn du nicht aufpasst, frisst er dich völlig auf, bis nur noch deine Hülle übrig ist.«
    »Welch eine amüsante Vorstellung. Dann könnte ich mich ja ausstopfen lassen, und die liebe Seele hätte Ruh.« Lillys grüne Augen funkelten vergnügt.
    »So etwas will ich nicht hören! Begleite mich nach Hause, dann werde ich dir einen Granatapfeltee machen, und den wirst du trinken, bis dein Untermieter sich verabschiedet.«
    »Werde ich nicht, und ich will auch nicht darüber reden.« Sie griff in einen Stoffhaufen und hob ihn hoch. »Seht mal, Seide und Baumwolle von French & French aus Italien. Sind die Stoffe nicht wunderbar? Ich lasse mir eine komplett neue Garderobe machen. In meine alten Kleider passe ich jetzt zweimal hinein.«
    Nachdem ihre erste Wut auf Andrew und seine Anordnungen abgekühlt war, hatte sie der Gedanke beschlichen, dass Andrew sie aus Sorge zwang abzunehmen. Aus Sorge um sie! Ein heißer Glücksfunken zündete in ihrem Herz, ihr Hass auf ihn verflog wie Rauch im Wind. Er liebte sie doch noch, und an ihr war es, sich diese Liebe zu verdienen. Je dünner sie wurde, desto mehr freute sie sich auf den Moment, wenn Andrew zurückkehren, ihre Verwandlung sehen und das Aufleuchten seiner Augen ihr bestätigen würde, dass seine Liebe zu ihr noch nicht erloschen war.
    Wie beschwingt war sie an diesem Morgen aus dem Bett gesprungen, hatte die zierliche Fatima angewiesen, ihr eine besonders modische Hochfrisur zu machen, die im Durban Chronicleals der letzte Schrei aus Paris abgebildet gewesen war. Fatima war ihrer Wange dabei mit dem Brenneisen zu nahe gekommen, aber selbst das hatte sie heute nicht erschüttern können. Doch während sie noch vergnügt einen ausgedehnten Besuch bei der Schneiderin plante, war ihr, völlig ohne Grund, die Sache mit Lulamani wieder eingefallen.
    Widerwillig hatte sie darüber nachgedacht, aber kam einfach damit nicht weiter. Später hatte sie ihre Hausdiener und den Stallburschen ausgefragt, den Andrew ihr hier gelassen hatte, was es mit Lulamani und einem Zulu namens Madoda auf sich hatte. Alle beteuerten vehement, nichts davon zu wissen, und ihr war schon der Gedanke gekommen, sich verhört zu haben. Sie stand in der mit Palmen und Blumenpodesten, ausladenden Farnen, viel dunklem Holz und blinkendem Messing dekorierten Eingangshalle, die sie detailgetreu nach dem Foto eines der großen Pariser Salons hatte einrichten lassen, bunte Glasscheiben aus Frankreich filterten das Tageslicht in vielfarbigen Reflexen, die so kostbar aussahen, wie sie waren, als ihr Blick an der Tür zu Andrews Zimmer hängen geblieben war. Nach kurzem Zögern drückte sie die Klinke herunter und streckte neugierig den Kopf in den Raum, den Andrew als seine Höhle bezeichnete und den sie eigentlich nur auf seine Einladung betrat, und das hieß so gut wie nie.
    Es war dunkel im Zimmer und stank nach abgestandenem Rauch.
    Energisch zog sie die Vorhänge zurück, um das Tageslicht hereinzulassen, und schaute sich um. Ein schwerer, lederbezogener Ohrensessel stand am Fenster, daneben ein Tisch mit Andrews Pfeifenständer. Sie strich über das rotgoldene, lebhaft gemaserte Holz der Pfeifenköpfe. In dem Bücherbord, das eine ganze Wand ausfüllte, war eine Lücke. Andrew nahm immer Lesestoff mit auf seine Safaris. Nichts Ungewöhnliches hier. Hinter dem Sessel entdeckte sie eine Kiste, trat neugierig näher, öffnete den Riegel und hob den Deckel.
    Gewehre. Langweilig, dachte sie. Männersachen. Trotzdem hob sie ein Gewehr heraus. Eins der neumodischen Schnellfeuergewehre.
    Spielerisch zog sie den Hahn zurück, rutschte ab, der Hahn schnellte zurück und schlug auf ihren Daumen. In Erwartung eines scharfen Schmerzes, denn die Zündnadel war gemein spitz, jaulte sie schon auf. Doch zu ihrem Erstaunen piekte es nur. Vorsichtig rieb sie ihren Daumen über die Nadel und stellte erstaunt fest, dass die Spitze abgeschliffen war. Stirnrunzelnd untersuchte sie auch die anderen Gewehre. Bei jedem einzelnen war die Zündnadel stumpf. Beunruhigt legte sie die Waffen zurück. Die Gewehre waren völlig nutzlos. So viel verstand sie davon, schließlich war sie früher häufig genug auf Jagd gegangen.
    Sie ließ sich in den Ohrensessel sinken und starrte blicklos aus dem Fenster. Woher hatte Andrew diese manipulierten Gewehre? Die einzige Antwort, die ihr einfiel, war,

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