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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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sie, barfuß, ihre Beine bis übers Knie entblößt, das Mieder über der üppigen Brust nicht geschnürt, das weißblonde Haar in wirren Locken.
    Lilly dagegen war erst totenblass geworden, dann hochrot. Mit einer Hand das Laken zusammenhaltend, schob sie Andrew mit einer Bewegung, als wollte sie sich von etwas Schmutzigem befreien, von sich. Sie sah die andere Frau an. Georgina Mercer! Um zehn Jahre älter, aber unzweifelhaft Georgina Mercer. Der Anblick spülte eine gründlich verschüttete Erinnerung an die Oberfläche ihres Bewusstseins. Georgina Mercer, die ihr am Strand begegnete, die rot geworden und ihr ausgewichen war, Andrew, der nicht am Wasser mit Emma spielte, sondern oben im Dünengrün stand und seine Kleidung ordnete.
    Und Emma, die nicht da war und nie wieder kam.
    Andrew und Georgina, und Emma war allein am Wasser.
    Ein Schrei drang aus ihrer Kehle, der Catherine das Blut gefrieren ließ. Das Laken glitt Lilly aus den Händen, sie rannte, nun vollkommen nackt und unaufhörlich schreiend, an den schnaubenden Ochsen vorbei auf den Planwagen zu, packte Georgina Mercer am Fuß und riss sie mit einem Ruck herunter. Die landete mit weit ausgestreckten Armen im Dreck.
    »Bist du wahnsinnig, lass Georgina in Ruhe, reiß' dich zusammen!«, schrie Andrew, war mit drei Schritten bei ihr und schlug ihr mit dem Handrücken ins Gesicht.
    »Sinclair, beherrschen Sie sich!«, brüllte Nicholas Willington, lief auf ihn zu.
    Catherines Blick flog zu ihrer Freundin.
    Lilly stand da, auf ihrer kalkweißen Wange glühte der rote Handabdruck ihres Mannes, ihre Augen waren leblos wie polierte Steine. Ein schreckliches Lächeln umspielte ihren Mund, sie kümmerte sich nicht um die wimmernde Georgina noch um ihren Mann, der seine jaulende Hundemeute daran zu hindern suchte, sich auf die am Boden Liegende zu stürzen. Mit der kraftvollen Bewegung eines viel jüngeren Menschen zog sie sich auf die Plattform des Wagens, stürzte ins Innere, tauchte nach kurzer Zeit mit einem Gewehr in den Händen wieder auf und kletterte über das Wagenrad wieder hinunter. Ein Kreis von Neugierigen war aufmarschiert. Die Zulus hier, die Europäer da.
    Ihr rotes Haar hing ihr in wilden Locken ins Gesicht, ihre Nacktheit schien sie nicht zu bemerken. Die Zulus verschwanden blitzschnell im Busch, die Weißen wandten sich verlegen ab. Andrew und Lilly standen sich Auge in Auge auf dem Platz gegenüber, Georgina Mercer lag zwischen ihnen und wagte nicht zu atmen, geschweige denn, sich zu bewegen.
    »Leg das Gewehr hin, Lilly, mach keinen Unsinn. Es ist nicht so, wie du denkst. Und zieh dir um Himmels willen etwas an!« Andrew war mit wenigen Schritten bei ihr und griff nach der Waffe.
    Lilly hob das Gewehr, das reich mit Messingornamenten auf poliertem Holz verziert war, und zielte auf Andrews Brust. »Bleib stehen!«
    »Verdammt, Lilly, Finger weg von dem Gewehr, du verrücktes Weib …«, rief Andrew in Panik. Er hatte das Gewehr, das er eigentlich König Cetshwayo zugedacht hatte, sofort erkannt. Der Befehl, Zululand sofort zu verlassen, hatte sein Vorhaben vereitelt.
    Lilly legte den Finger um den Abzug, und Catherine konnte sehen, wie sich ihre Muskeln spannten. »Nicht, Lilly«, schrie sie. »Du machst dich unglücklich!«
    Lilly lachte. Es war ein grausiges Geräusch. »Weißt du, er hat Emma allein gelassen und sich mit diesem Flittchen beschäftigt, während meine Emma ertrunken ist«, sagte sie ohne jeglichen Ausdruck, nicht für eine Silbe hob sie den Ton. Die Worte flössen einfach aus ihrem Mund und fielen auf den Boden. »Dafür wird er jetzt bezahlen, jeder muss irgendwann seine Schuld begleichen!«
    »Lass das, Lilly, nicht, du weißt nicht, was passieren wird.«
    Aus den Augenwinkeln bemerkte Catherine, dass sich Nicholas Willington hinter den Planwagen geschlichen hatte, gut getarnt durch die nervösen Ochsen. »Lilly, Liebes, leg das Gewehr hin, lass uns reden«, rief sie hastig, um ihre Freundin abzulenken, während sie verstohlen beobachtete, wie er sich von hinten Lilly näherte. Keine zwanzig Schritt trennten ihn.
    Es ging dann sehr schnell. Nicholas umfasste Lilly von hinten, Andrew stürzte vor, beide griffen nach dem Gewehr, Andrew erwischte es am Kolben und riss daran, Lillys Finger am Abzug krümmte sich gleichzeitig wie im Krampf. Der Schuss knallte, ein gellender Schrei ließ Schwärme von Vögeln aufflattern, Paviane in Panik schnattern und die angeschirrten Ochsen brüllend aufsteigen.
    Wieder schrie jemand, dieses

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