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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Sache steckte.« Er starrte stirnrunzelnd auf seinen verbundenen Fuß. Offenbar blutete die Wunde immer noch. Der rote Fleck war größer geworden. »Ein Mann begeht ein Verbrechen aus drei Gründen: Eifersucht, Rache und Habgier. Die ersten beiden fallen weg, also bleibt Habgier. Würde es zum Krieg kommen, wären uns die Zulus mit diesen Waffen im Kampf hoffnungslos unterlegen. Zululand würde an die Krone Englands fallen …«
    »Er träumte von einem Adelstitel, schon lange. Lilly hat mir davon erzählt«, ergänzte Catherine.
    »Sabotierte Waffen wären aber höchstens Anlass für ein Militärgerichtsverfahren. «
    »Er hat Lulamani, Stefans Frau, an den König verraten. Stefan wollte den König töten, der wiederum hat ihn den Krokodilen vorwerfen lassen.«
    Nicholas Willington pfiff durch die Zähne. »Das wäre den Briten ein höchst willkommener Anlass, ihre Kriegsvorbereitungen zu beschleunigen.« Er ballte die Fäuste. »Nun ist der Kerl tot, und trotzdem können wir den Lauf der Dinge nicht mehr aufhalten …«
    Catherine wischte sich müde über die Augen. Ihr Blick fiel wieder auf seinen Fuß. Die Bandage war mittlerweile nass vor Blut. »Jetzt würde ich mir gern ihren Fuß ansehen. Bitten Sie doch ihren Koch, sauberes Wasser und ein Tuch zu bringen.«
    Nicholas Willington krempelte sein Hosenbein hoch und legte seinen Fuß auf einen Hocker, und Catherine wickelte behutsam die blutgetränkten Binden ab. Mit spitzen Fingern legte sie diese beiseite und nahm den Fuß in Augenschein. Durch das Leder des Schuhs musste die Kugel verformt worden sein, jedenfalls hatte sie eine hässliche Wunde mit gezackten Rändern und einem massiven Bluterguss verursacht.
    Der Koch hatte bereits einen Topf mit Wasser auf dem Tisch abgesetzt und reichte ihr ein Tuch. Mit größter Vorsicht wischte sie das dick verkrustete Blut ab.
    »Tut es weh?« Sie sah hoch.
    »Nein«, log Nicholas Willington und ballte die Fäuste.
    Catherine beugte sich vor, um besser erkennen zu können, ob die Kugel noch im Fleisch steckte und ob der Knochen verletzt war. Es bedurfte einiger Sekunden, ehe sie tatsächlich erfasste, was sie sah, und dann traf es sie mit so brutaler Wucht, dass ihr schwarz wurde vor Augen.

27
    Catherine starrte auf Nicholas Willingtons Fuß. Die Welt war weiß und still, von Horizont zu Horizont nichts als Weiß, es war eiskalt, und sie war allein in dieser tonlosen Wüste. Ihre Grenzen lösten sich auf, sie war nichts mehr als ein weißes Schemen, und wie sie sich auflöste, verlor sie alles Gespür für sich selbst. Eine bleierne Taubheit legte sich auf ihre Glieder. Sie schloss die Augen, ließ sich zurücksinken in das weiße, kalte Nichts, bis eine Stimme aus unendlicher Ferne kam und sich wie mit Widerhaken in ihre Haut krallte.
    »Mrs Steinach, ist Ihnen nicht wohl? Ich bitte um Vergebung, dass ich vergaß, Sie zu warnen, dass ich sechs Zehen an jedem Fuß habe.
    Es ist erblich, wissen Sie, nicht des Teufels, wie manche meinen, und hat nichts zu besagen. Ich habe es von meinem Vater.« Nicholas Willington lächelte, aber das Lächeln erstarb, als Catherine Steinach ihr Gesicht hob. Vor seinen Augen verfiel diese schöne Frau, schien zu schrumpfen, ihre Haut wurde zu weißem Marmor, der Sprünge bekam und Risse, und ihr glänzendes Haar wurde stumpf und leblos.
    Zutiefst erschrocken streckte er seine Hand nach ihr aus.
    Catherine starrte auf diese Hand, sah sie nicht. Sah nur den Fuß.
    Zeig es nicht, reiß dich zusammen, verrate nicht, dass diese Worte deinem Leben eben ein Ende gesetzt haben! Die Stimme in ihrem Kopf war scharf und gebieterisch, und sie gehorchte. Sie dehnte ihre Marmorlippen zu einem schrecklichen Lächeln. »Ach«, sagte sie, und die Worte fielen wie Steine aus ihrem Mund, »nein, mir ist nur ein wenig schwindelig … der Schock, wissen Sie … alles das hier … nur etwas schwindelig …« Sie machte eine vage Geste. Das stimmte sogar, und es war gar nicht unangenehm. Ein leichter nebliger Schwindel, der es ihr ermöglichte, das Geschehen aus weiter Ferne zu betrachten. »Es geht gleich wieder.« Damit beugte sie sich über den Fuß, zwang sich, die Paste aus Honig, Kräutern und dem Pulver aus Kaffirbaumborke dick auf die Wunde zu streichen. Sie trug sie großzügig auf, doch nicht über diesen knubbeligen kleinen Zeh. Den konnte sie nicht berühren. Nicht um alles in der Welt.
    Sie verband den Fuß, ohne ihre Augen noch einmal zu heben, hatte aber nicht genügend Macht über ihre Glieder,

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