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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Gewehr und zielte auf den Kopf des heranstürmenden Tiers. Eine tiefe Ruhe und Gelassenheit überkam ihn, seine Hände waren absolut ruhig. Als das Rhinozeros etwa zwanzig Schritt entfernt war, drückte er ab. In diesem Bruchteil einer Sekunde wendete das Nashorn seinen Kopf nur um eine Handbreit. Der Schuss traf es seitlich unter dem Ohr, die Kugel pflügte durch sein Gehirn, und es war tot, bevor es wie gefällt zu Boden krachte.
    Leon rührte sich nicht, die Finger, die das Gewehr umklammerten, waren weiß, er hechelte, sein ganzer Körper schien in eine Starre verfallen zu sein.
    »Es ist vorbei«, flüsterte Maria.
    Es dauerte eine Weile, ehe ihre Worte ihn wirklich erreichten. Er ließ die Waffe fallen, als sei sie rot glühend, und schaute sie an, brachte aber kein Wort hervor.
    Mangaliso turnte dem toten Nashorn auf den Rücken, dabei in höchsten Tönen das Geschehene kommentierend. »Eh, Ubhejane!«, rief er. »Eh, Rhinozeros!« Als könne er keine Worte finden für das, was er gesehen hatte, brach er in Gesang aus, warf die Arme hoch und sprang um das Tier herum wie ein Derwisch.
    Verständnislos schaute Leon ihm zu, dann löste sich die Spannung in seinem Körper in krampfartigen Wellen. Mit hölzernen Schritten ging er zu seiner Frau und half ihr auf die Beine. Er musste sich mehrmals räuspern, ehe er seine Stimme unter Kontrolle bringen konnte. Sie klang wie etwas, das lange verrostet gewesen war. »Du hast Recht gehabt. Ich hätte es meinem Vater von Angesicht zu Angesicht sagen sollen …«
    Maria hielt seine Hand, antwortete nicht, lauschte Mangalisos Gesang, dann glänzte ein Lächeln auf ihrem Gesicht. »Es ist ein Lobgesang auf dich, auf deinen Mut und deine Schnelligkeit … Er nennt dich den Bezwinger von Ubhejane, dem Donner der Täler. Unter diesem Namen wirst du fortan in den Legenden der Zulus weiterleben.
    Bayete, Ubhejane!«
    »Der Donner der Täler«, wiederholte er mit unsicherem Lächeln. Sie sahen sich an und dann lachten sie, bis ihnen die Tränen herunterliefen und sie Seitenstechen bekamen.
    Catherine wachte mit einem Ruck auf, schaute sich verwirrt um.
    Regen rauschte aufs Zelt herunter, schon leckten die ersten Pfützen ins Innere. Ihr Blick fiel auf Stefans Hand, die über die Kante seines Bettgestells hing, schlaff, totenblass, mit bläulich verfärbten Nägeln.
    Ihr fiel alles wieder ein. »Mein Gott, nein!« Sie glaubte die Worte geschrien zu haben, aber es war nur ein heiseres Flüstern gewesen.
    Unter Aufbietung all ihres Muts tastete sie nach seinem Puls. Nach einer Ewigkeit spürte sie ein zartes Pochen, noch schwach, aber zu ihrem Erstaunen regelmäßig. Nicht der fadendünne, unregelmäßige Herzschlag eines Sterbenden.
    In diesem Moment hörte der Regen abrupt auf.
    »Wie geht es ihm?« Benita Willington umklammerte mit weißen Knöcheln den Zeltpfosten, schlotterte, als stünde sie im eisigen Winterwind. Auch sie hatte die Hand gesehen.
    Catherine wandte sich um und lächelte in das bleiche, übernächtige Gesicht. »Ich glaube, er wird es schaffen, sein Puls hat sich beruhigt.
    Wenn wir den Wundbrand von seinem Bein fern halten können, dann …« Ihre Stimme erstickte. Sie wischte sich die Augen. »Verzeihen Sie, die letzten Tage waren etwas anstrengend.«
    Die junge Frau wandte sich diskret ab, wartete, bis Catherine sich gefasst hatte. »Unser Koch hat Ihr Frühstück zubereitet, Mrs Steinach.
    Ich werde so lange bei ihm wachen.«
    »Danke, ich brauche einen Kaffee.« Steifbeinig stand Catherine auf und reckte sich verstohlen. Jeder Knochen tat ihr weh. Sie streckte ihren Kopf aus dem dämmrigen Zelt ins gleißende Morgenlicht. »Wird ein guter Tag heute«, murmelte sie.
    »Hoffentlich«, flüsterte Benita Willington, während sie Stefans Hand sanft massierte, meinte aber nicht das Wetter.
    Ein paar der angepflockten Pferde wieherten, Hunde bellten, lautes Stimmengewirr ertönte, dann setzte sich eine helle Frauenstimme durch. Catherine und Benita sahen sich an.
    »Besuch«, sagte Benita. »Kommt reichlich ungelegen. Aber jeder, der Zululand verlassen muss, scheint unser Camp als Rastplatz zu benutzen. Es haben uns schon mehrere Buschläufer und ein Missionarspaar beehrt, aber die sind glücklicherweise bereits weitergezogen. Man sollte meinen, wir betreiben hier ein Gästehaus.«
    »Meine Tochter und ihr … ihr … und Herr Mellinghoff können es eigentlich noch nicht sein, es sei denn, Herr Mellinghoff hat inzwischen reiten gelernt oder es sind ihm Flügel

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