Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
nach ihm aus.
    »Fass mich nicht an«, fauchte er, zitterte, als stünde er im tödlichen Wind der ewigen Eiswüste.
    Sie hätte den Rest ihres Lebens dafür gegeben, ihn in den Arm nehmen zu können, zu streicheln, ihn zu wärmen und das zu sagen, was Mütter ihren Kindern zum Trost sagen, wenn das Leben unerträglich für sie wird. Aber er war so weit von ihr entfernt, dass sie ihn nicht erreichen konnte. Nie wieder würde sie ihn erreichen können.
    Seine Wut schien ihm Kraft zu verleihen. »Du hast Papa also betrogen … hast ihn vierundzwanzig Jahre im Glauben gelassen, dass ich sein Sohn bin?«
    Diese Stimme hatte sie noch nie von ihm gehört. Hart, kalt, messerscharf. Mühelos schnitt sie durch ihren Körper und verwüstete ihr Innerstes. Mit erhobenem Haupt hielt sie den Schmerz aus, sie musste das, denn sie hatte gewusst, wer sein Vater war. Seit dem Tag seiner Geburt. Sie hatte diesen sechsten Zeh an jedem Fuß in der Sekunde gesehen, als der Kleine aus ihr herausgeflutscht war. Ihr Kopf fiel nach vorn.
    »Woran hast du es gemerkt, heraus mit der Sprache.«
    Sie sagte ihm die Wahrheit. Über die sechs Zehen an jedem Fuß, und dass Konstantin von Bernitt und auch Nicholas Willington dieselbe Anomalie hatten. »Ich … ich habe sie nach deiner Geburt abgebunden. Niemand hat es gemerkt.«
    Schweigen, ätzend wie eine Giftwolke, senkte sich über sie. Stefan brach es endlich. »Sobald ich auf den Beinen bin, werde ich von hier weggehen, werde Benita nie wieder sehen …, will dich nie wieder sehen … du hast mein Leben zerstört und Benitas und das von Papa … verdammt, er ist mein Vater, besser hätte kein leiblicher Vater sein können …« Seine Stimme brach, und er musste einen Augenblick pausieren, um neue Kraft zu schöpfen. »… in meinem Beisein wirst du ihm sagen, wer mein Erzeuger ist, dass du ihn all diese Jahre getäuscht und belogen hast.« Er musterte sie mit Abscheu. »Wie war es denn? Hast du immer gewartet, bis dein Mann auf die Felder gegangen ist und für dich geschuftet hat, bevor du deinen Liebhaber gerufen hast?«
    Das ist nicht wahr, das habe ich nicht, nein, nicht … es war ganz anders … Sie hob abwehrend die Hände, sagte aber nichts.
    »Nun, hast du es in deinem Ehebett mit ihm getrieben?«
    Sie schwieg.
    »Hure. Eine Frau, die verheiratet ist und mit einem anderen ins Bett geht, ist eine Hure.«
    Ein Wort wie ein Peitschenschlag.
    Ihr Kopf flog hoch. »Das bin ich nicht«, sagte sie und war erstaunt, dass ihre Stimme fest war.
    Sein Lachen war hart und jagte ihr eine Gänsehaut über den Körper. »Ach, und ich bin durch die unbefleckte Empfängnis entstanden?«
    Ein Schwall von Worten drängte sich in ihrem Inneren hoch. Von dem Unwetter wollte sie ihm erzählen, von dem Tornado, der über Inqaba fegte, als Johann weit weg war und sie völlig allein, der Bäume ausriss, das Dach zertrümmerte, die Veranda den Hang hinunterspülte und den sie und die kleine Viktoria nur überlebten, weil sie sich in letzter Sekunde, verletzt und zu Tode geängstigt, in das Geheimversteck unter dem Fußboden im Wohnraum gezwängt hatten.
    Sie wollte ihm von der abgrundtiefen Verzweiflung erzählen, die sie überfallen hatte, als sie endlich aus dem Loch kroch, feststellte, dass Inqaba eine Schlammwüste war, wie sie trotz ihrer qualvollen Schmerzen versucht hatte, das Chaos zu beseitigen, wollte ihm erzählen, wie Konstantin von Bernitt aufgetaucht war, sie im Augenblick restloser Erschöpfung vorfand und sie in den Arm nahm.
    Du bist nicht mehr allein, ich bin jetzt da, hatte er gesagt, und da war sie zusammengebrochen. Sie hätte Stefan natürlich auch erzählen können, dass er ihr auf hinterhältige Weise den Saft der Datura, vermischt mit Laudanum und wildem Marihuana, eingeflößt hatte, der sie willenlos machte, und dass er ihr dann Gewalt angetan hatte, aber es wäre nicht die ganze Wahrheit gewesen.
    Es gab einen Augenblick, bevor sie das Gebräu geschluckt hatte, diesen einen exquisiten, höllischen Augenblick, der in ihrem Gedächtnis bohrte wie ein eiternder Dorn, als sie sich nicht mehr wehrte, sich alles in ihr öffnete, sie willig ihren Halt an der Wirklichkeit lockerte und sich von dem Strom mitreißen ließ. Nur der Schmerz ihrer verletzten Hand hatte sie wieder zur Besinnung gebracht, und bis heute war sie sich nicht sicher, ob es wirklich nur der Rausch des Tranks war, der sie tun ließ, was sie dann getan hatte.
    Sie konnte ihm das nicht erzählen. Er war ihr Sohn. So schwieg

Weitere Kostenlose Bücher