Afrika Saga 02 - Feuerwind
vorausging.« Er lauschte mit gesenktem Kopf, während Nicholas Willington ihm genau erklärte, dass sie seinen Fuß verbunden hatte, ihr etwas übel geworden war, sie aber seinen Fuß weiter verarztete, ehe sie sich in ihr eigenes Zelt zurückzog. »Kurz darauf aber sah ich sie in das Zelt Ihres Sohns gehen, wo sie eine Weile blieb. Sie redete mit Ihrem Sohn, es gab einen Streit, das konnte ich hören. Dann kam sie plötzlich herausgerannt, sprang aufs Pferd und verschwand im Busch.«
»Sonst ist nichts vorgefallen?«
»Nichts«, sagte Nicholas Willington, vergaß zu erwähnen, dass Catherine erst schlecht geworden war, als sie seinen verletzten Fuß gesehen hatte, und dass er annahm, dass es wegen seiner Missbildung gewesen war.
»Ich verstehe es nicht«, murmelte Johann. »Es ist gar nicht ihre Art …« Er stockte, als ihm einfiel, dass sie schon einmal einfach so in den Busch geritten war. Aber damals war sie achtzehn gewesen, war vor einer Situation geflohen, die ihr über den Kopf gewachsen war. Wovor mochte sie jetzt geflohen sein? »Ich will zu meinem Sohn. Vielleicht weiß er etwas. Wie geht es ihm?«
»Er ist sehr stark, und obwohl ich felsenfest davon überzeugt war, dass er keine zwei Stunden überleben würde, hat sich sein Befinden tatsächlich deutlich verbessert. Er kämpft.« Dann schlug er sich vor die Stirn. »Aber was ich vergaß zu sagen, ist, dass auch Ihre Tochter Maria mit einem Herrn Mellinghoff vor etwa einer Stunde zusammen mit ihrem Burschen Mangaliso eingetroffen ist. Bitte verzeihen Sie.«
»Maria?«, rief Johann aus. Er hatte sie völlig vergessen.
Maria hörte eine Stimme, die ihr bekannt vorkam, und steckte ihren Kopf aus dem Zelt, in das sie Benita Willington geführt hatte. Im Licht der Petroleumleuchte, die seine Silhouette über die Zeltwände tanzen ließ, erkannte sie ihren Vater und rannte ihm barfuß mit flatternden Blusenschößen über den dämmrigen Platz entgegen. Bobo galoppierte schwanzwedelnd hinter ihr her.
»Papa, o Papa, du bist da, wie wunderbar.« Sie warf sich in seine Arme. »Mein Gott, wie bin ich froh, dich zu sehen … Ich habe es eben erst erfahren, Mama ist allein dort draußen im Busch, und es ist schon dunkel. Was ist da nur passiert? Ich habe solche Angst!«
Er vergrub sein Gesicht in ihrem Haar und hielt sie so fest, als könne er nicht glauben, seine Tochter heil und unversehrt im Arm zu halten. »Wenn sie nicht schon längst wieder auf dem Rückweg ist, wird sie es sich in einem sicheren Schlafbaum gemütlich machen und den Morgen abwarten. Deine Mutter ist sehr buscherfahren, das weißt du. Du wirst sehen, morgen vor dem Frühstück ist sie wieder hier.«
Wenn er das nur selbst glauben könnte! Wenn er nur wüsste, was wirklich vorgefallen war.
»Und es hat geregnet … die Malaria … Du weißt, was das für Mama heißt … Ih habe solche Angst«, wiederholte sie, ihr Gesicht an seine Brust gepresst.
Ich auch, hätte er am liebsten gesagt, aber das konnte er natürlich nicht zugeben. Nicht vor seiner kleinen Tochter. »Ich werde gleich mit Stefan reden, vielleicht weiß der Näheres. Warst du schon bei ihm?«
Maria schüttelte den Kopf. »Benita hat ihm Laudanum gegeben. Er schläft wohl noch.« Im Zelteingang tauchte Leon auf. Bobo warf sich herum, rannte auf den jungen Deutschen zu und verbellte ihn.
Johann spähte hinüber. »Wen versucht denn Bobo da zu frühstücken?«
Ihr stieg die heiße Röte ins Gesicht. Offenbar wusste ihr Vater noch nichts von Leon und ihr. Verlegen scharrte sie mit dem großen Zeh auf dem steinigen Boden. Sie hob ihre flackernden Augen zu ihm.
»Papa … ich muss dir etwas sagen.« Heftig winkte sie Leon heran, schickte ein Stoßgebet zum Himmel, nahm allen ihren Mut zusammen und holte tief Luft. Sie zog Leon an der Hand zu sich. »Papa, das ist Leon Mellinghoff. Er ist…« Ihr versagte die Stimme. »Er ist… mein Mann«, stieß sie endlich hervor.
»Erfreut«, murmelte Johann mit abwesender Miene und reichte Leon seine Hand. Dann verstand er, was sie gesagt hatte. »Was ist er?«, sagte er und zog die Hand zurück. »Ich hab mich wohl verhört!«
»Nein«, flüsterte Maria. »Nein. Wir sind verheiratet, und du wirst Großvater.«
»Was?«, riefen Johann und Leon gleichzeitig.
»Ich bekomme ein Kind«, stotterte sie und lief nunmehr hochrot an, hätte die Worte am liebsten wieder heruntergeschluckt. Es war ihr einfach so herausgerutscht. Die Anzeichen in den letzten Tagen waren eigentlich nur zu
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