Afrika Saga 02 - Feuerwind
liebenswürdig«, quetschte Johann durch die Zähne.
Es fiel ihm einfach schwer, höflich zu diesem Mann zu sein, obwohl der nichts verbrochen hatte, als den falschen Vater zu haben.
Energisch riss er sich zusammen. »Danke, aber es ist besser, wenn ich mit meinen beiden Zulus allein suche, und wie ich gehört habe, hat sich Mangalisos Sohn schon auf ihre Fährte gesetzt. Ziko, Mangaliso - und sein Sohn auch - sind sicherlich mit die besten Spurenleser in Zululand. Wenn jemand meine Frau finden kann, dann sind es diese drei. Und sie verehren Nkosikazi Katheni«, setzte er leise hinzu.
Nicholas Willington bemerkte die Feindseligkeit Johann Steinachs wohl, konnte sie sich aber nicht erklären, auch verriet die Miene des anderen nicht, was dahintersteckte. Er beschloss abzuwarten, der Mann vor ihm stand unter großem Druck, vielleicht hatte seine Haltung nichts mit ihm zu tun, sondern war nur Ausdruck seiner tiefen Verzweiflung. So lächelte er nur verbindlich. »Gut, aber es bedarf nur eines Worts von Ihnen, und alle meine Männer stehen Ihnen zu Verfügung. Auch wir verehren Katheni«, sagte er und sah Johann fest in die Augen, um seine Bemerkung zu unterstreichen. »Unser Koch hat inzwischen ein Mahl vorbereitet. Ich würde mich freuen, wenn Sie alle meiner Schwester und mir dabei Gesellschaft leisten würden.«
Für einen winzigen Moment zögerte Johann, die Einladung anzunehmen, dann schalt er sich selbst einen undankbaren Lump.
Schließlich hatten die Willingtons nicht nur Stefan aufgenommen und versorgt, sondern auch Catherine und Maria, und sie hatten Stefans wegen ihre Abreise aus Zululand verzögert, obwohl ihnen Cetshwayo im Nacken saß. »Danke«, sagte er und dehnte seine Lippen zu einem Lächeln. »Ich komme gern.« Zu seiner eigenen Überraschung merkte er, dass er das ehrlich meinte.
Auf dem Weg hinüber zum Tisch, der unter einer Zeltplane gedeckt war, bemerkte er zwei Fackeln und ein Kreuz auf dem frischen Hügel am Rand des Rastplatzes. Ihm fiel ein, dass ihm keiner gesagt hatte, wer dort begraben lag. Er ging hinüber. Auf dem breiten Holzkreuz waren zwei Namen eingeritzt und mit Kohle geschwärzt. Sein Gastgeber folgte ihm hunpelnd.
»Andrew und Lilly Sinclair«, las er halblaut. »Um Gottes willen …«
Nicholas Willington verlagerte sein Gewicht auf seinen gesunden Fuß. »Begleiten Sie mich zum Tisch, Mr Steinach, und ich werde Ihnen die ganze Geschichte erzählen, und auch, was ich glaube, was dahinter steckt.«
Als Johann den letzten Bissen des gerösteten Warzenschweinferkels heruntergeschluckt hatte, wischte er sich den Mund mit der Damastserviette ab. »Kompliment, Madame«, sagte er zu Benita Willington. »Es ist sehr lange her, dass ich so gut gegessen habe.«
Benita Willington neigte graziös ihren Kopf. »Ich werde das Kompliment an unseren Koch weitergeben«, erwiderte sie.
»Mr Willington, es gibt eine Sache, wo ich wirklich Ihre Hilfe gebrauchen könnte. Ich habe gesehen, dass Inyoni, das Pferd meines Sohns, leicht verletzt ist, deswegen möchte ich zusätzlich das Pferd meiner Tochter für meine Frau mitnehmen. Es kann immer passieren, dass ein Pferd in ein Erdloch tritt oder von einer Schlange gebissen wird. Ich wäre Ihnen also sehr dankbar, wenn meine Tochter und Herr Mellinghoff mit Ihnen zusammen nach Natal zurückkehren könnten.«
»Mit Vergnügen nehmen wir Ihre Tochter mit«, antwortete Nicholas und hob erneut sein Glas. »Und wenn es Ihnen passt, Frau Mellinghoff, würden wir Sie und Ihren Mann gern als Gäste in unserem Haus auf der Berea begrüßen. Wir haben es für einige Zeit gemietet.
Meine Schwester wird eine Krankenschwester einstellen, damit wir Ihren Bruder bestens versorgen können. Wäre Ihnen das auch recht, Herr Steinach?«
Maria zuckte zusammen und lief tiefrot an. Es war das erste Mal, dass sie jemand mit diesem Namen angeredet hatte, und zum ersten Mal wurde ihr wirklich bewusst, dass sie tatsächlich verheiratet war.
Sie streifte ihren Mann mit einem raschen Blick, und er nickte.
»Danke, das ist wirklich sehr großzügig von Ihnen. Obwohl wir natürlich auch im Lobster Pott bleiben könnten …«
»Damit ist es entschieden«, sagte Benita. »Möchten Sie noch Wein, Herr Steinach?«
Johann hatte bei Marias Reaktion geschmunzelt. Auch ihn hatte diese Anrede überrascht. Nun, er würde sich daran gewöhnen müssen, denn offenbar war die ganze Sache wasserdicht und rechtsgültig. Er hatte einen Schwiegersohn und wurde Großvater. So war es
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