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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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sei, aber für Minuten konnte sie keinen zusammenhängenden Satz aus ihm herausbekommen.
    »Sag's ihr«, stieß Stefan endlich hervor und sah seinen Vater an.
    Johann befestigte die Plane so, dass Licht ins Innere des Zelts fiel.
    Dann rieb er seine schweißnassen Hände an seinen Hosen ab, als würde ihm das Sprechen dadurch leichter fallen. »Nun, Fräulein Willington, es ist so …«, begann er und wusste nicht weiter. Er räusperte sich. Benita wartete geduldig. Stefan hatte sich beruhigt und wischte sich energisch übers Gesicht. Johann machte einen erneuten Anlauf. »Es hat den Anschein, Fräulein Willington, dass Ihr Bruder Nicholas - wie soll ich sagen …«
    Die Spannung war Benita deutlich anzusehen. Ihre Augen waren grau wie die stürmische See. »Geradeheraus, Mr Steinach, einfach so, wie es ist, ohne Kringel, ohne Umschweife, und schnell, wenn ich bitten darf«, sagte sie mit spröder Stimme.
    Johann atmete tief durch. »Es könnte sein, dass ein anderer der Vater Ihres Bruders war als Reginald Willington. Und dieser Mann ist auch der Vater meines … von Stefan. Stefan glaubt, dass dieser Mann auch Ihr Vater ist, und dann wären Sie und Stefan Halbgeschwister.
    Eine Verbindung zwischen Ihnen könnte nur eine freundschaftliche sein.«
    Benitas herrliche Augen füllten sich mit Tränen, aber das Lächeln, das ihr Gesicht überstrahlte, sagte alles. »Du meinst Graf Bernitt? Mit ihm war meine Mutter in erster Ehe verheiratet, und Nicholas ist sein Sohn, das stimmt. Reginald Willington hat Nicholas adoptiert, weil dieser Herr Graf unsere Mutter aufs Schändlichste behandelt hatte und sie seinen Namen aus ihrer Erinnerung löschen wollte. Meine Eltern waren höchst anständige elf Monate verheiratet, ehe ich auf die Welt kam.« Sie zupfte an ihrem Haar. »Von meinem Vater habe ich mein dickes Haar und die Augenfarbe.« Jetzt waren ihre Augen wieder meergrün.
    Johann schluckte, setzte an, etwas zu sagen, lächelte nur etwas belämmert, wandte sich dann aber diskret ab und ließ das junge Paar allein.
    Stefan streckte Benita seine Arme entgegen, sie schmiegte sich hinein und bettete ihren Kopf auf seine Brust. »Warum hasst dich der Zulukönig derart, dass er dich töten lassen wollte?«, fragte sie nach einer glückerfüllten Weile, in der sie seinem Herzschlag gelauscht hatte und einen Blick in ihre Zukunft getan hatte. Sie spürte, wie sein Griff fester wurde.
    »Weil er erfahren hat, dass ich ihn töten wollte.«
    Erstaunt hob sie den Kopf. »Du? Du kannst doch keinen Menschen töten. Das glaube ich einfach nicht.«
    Stefan sah ihr in die meergrünen Augen. »Ich glaube, fast jeder kann das, wenn ihm etwas angetan wird, das er nicht verkraften kann.«
    »Lulamani, nicht wahr?«
    Er nickte und schaute an ihr vorbei, meinte plötzlich, eine graziöse Gestalt zu sehen, schimmernd wie ein Trugbild, die gewichtslos über dem goldgelben Gras schwebte, die außer einem wagenradgroßen Sonnenhut mit Schleife nichts als Perlenschnüre auf ihrer samtigen braunen Haut trug, und er meinte, eine vom Wind verwehte Melodie zu hören, zart wie die Sphärenklänge von Elfen, Töne im Walzertakt, funkelnd wie Diamanttropfen. Ihm standen plötzlich die Tränen in den Augen.
    Benita bemerkte es und beugte sich voller Sorge über ihn. »Was ist, Stefan, tut dir dein Bein weh? Soll ich Laudanum holen?«
    Er nahm ihre Hand und hielt sie ganz fest, als bräuchte er einen Anker. »Nein, nicht mein Bein. Mein Herz tut mir weh.«
    Und dann fand er die Worte, ihr von Lulamani zu erzählen, diesem funkelnden Geschöpf, wie sie gelebt hatte und wie sie sterben musste.
    Benita hörte zu, unterbrach ihn nicht, hielt seine Hand und ließ ihn nicht aus den Augen.
    »Sie ist auf Inqaba begraben«, sagte er und sah den Hügel vor sich und den alten Kaffirbaum, in dessen Schatten sie ruhte. Dann schaute er die Frau in seinem Arm an.
    Benita schwieg lange. »Ich hätte sie gern gekannt«, sagte sie dann, und er glaubte ihr das aufs Wort.
    »Was ist mit meinem Pferd«, fragte er viel später. »Mein Hengst Inyoni … Ich muss ihn irgendwo angebunden haben, aber ich habe es vergessen…«
    »Zwei unserer Kundschafter haben einen schönen Rappen und ein Packpferd eine halbe Stunde entfernt von dem … Tümpel entdeckt. Ich habe die Taschen durchsucht und Taschentücher mit deinen Initialen gefunden. Wir nahmen daher an, dass es dein Hengst ist.« Sie stand auf und ging hinüber zu einem Klapptisch, wo auch sein Rasierzeug lag. Ihr Blick fiel auf

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