Afrika Saga 02 - Feuerwind
hinzugefügt. Besser, so meinte er, konnte man Pflichtbewusstsein nicht ausdrücken.
»Aber sieh doch, was ich Stefan angetan habe! Wie kann ich ihm je wieder unter die Augen treten?«, wimmerte sie, merkte nicht, dass sie laut gesprochen hatte. »Und es ist vierundzwanzig Jahre zu spät, um es Johann zu sagen.«
Grandpère antwortete nicht.
Nein, dachte sie, ich kann nicht, und presste beide Hände an die Schläfen, war sich sicher, dass sie den Druck nicht aushalten würde.
»Solange du bei mir bist, hält meine Liebe alles aus.«
Johann! Er hatte es gesagt, als er erfahren hatte, dass das Kind, das sie erwartete, vielleicht nicht seins war. Sein Gesicht erschien vor ihrem inneren Auge, er schaute sie aus seinen wunderbaren braunen Augen an, und plötzlich meinte sie, seine Hand auf ihrer zu spüren, Wärme breitete sich in ihr aus, gleichzeitig durchströmte sie eine enorme Kraft. Ihr Herz hämmerte. Wie hatte sie daran zweifeln können!
Sie lehnte ihren Kopf an die Wärme des schweißnassen Pferdehalses und weinte hemmungslos, bis alles aus ihr herausgespült war.
Notgedrungen würde sie die Nacht im Busch verbringen, aber noch vor Tagesanbruch würde sie sich auf den Weg zurück machen, alles daransetzen, Johann abzufangen, bevor er das Lager der Willingtons erreichte und mit Stefan sprechen konnte. Er sollte die ganze Geschichte von ihr erfahren. Dann musste sie Stefan erklären, wie es dazu gekommen war. Offen, ohne etwas zu verschweigen. Vergebung erwartete sie nicht. Dazu waren der Schmerz und die Verletzung, die sie ihrem Sohn zugefügt hatte, zu gewaltig. Das würde sie aushalten müssen.
Energisch befestigte sie ihr Gewehr wieder am Sattel. Nie wieder würde sie sich auch nur einen Gedanken an diesen so verführerisch leichten, endgültigen Ausweg erlauben. Cleopatra wandte ihren schönen Kopf und wieherte leise, und Catherine nahm die Zügel auf.
Cleopatra riss ihren Kopf hoch und stieß einen Warnlaut aus, ihre Ohren spielten aufgeregt. Catherine fuhr zusammen und horchte.
Irgendetwas musste die Stute gestört haben. Ein Tier? Rasch flog ihr Blick über den schmalen Fluss, die steilen, lehmigen Ufer, aber alles war still, keine verräterische Kielwasserlinie störte die glatte Wasseroberfläche.
So lauschte sie angestrengt, aber es dauerte noch lange Minuten, bis sie es auch hörte. Rhythmisches Trampeln, Knacken von Zweigen, laute Atemgeräusche, ein tiefes Brummen, das die steinharte, sonnengebackene Erde tönern vibrieren ließ. Das Brummen schien überall zu sein, unter ihr, über ihr, neben ihr, vor ihr und in ihr. Sie bekam Angst, und ihr wurde schwindelig. Hastig zog sie Cleopatra am Halfter unter die tief herunterhängenden Zweige eines Feigenbaums und hielt ihr die Nüstern zu.
Durch eine Lücke im hohen Ried konnte Catherine sie sehen. Sie liefen vorbei, einer hinter dem anderen. Sie begann zu zählen, aber bei fünfzig gab sie auf. Auch so war sie sich bewusst, was dort an ihr vorbeizog: Cetshwayos Krieger, mindestens eine Hundertschaft von ihnen. Alle trugen die volle Ausrüstung, keine Federkronen, die sie hätten verraten können, nur Schild, Assegai und Kampfstock. Sie liefen im Rhythmus eines monotonen Sprechgesangs, der diesen nervenzerfetzenden Brummton ergab. Die dunkle Haut der Zulus glänzte unter einer Fettschicht. Der leichte Wind trug einen strengen, deutlich ranzigen Geruch zu ihr herüber.
Löwenfett, dachte Catherine. Sie haben sich mit Löwenfett eingerieben, um ihren Mut zu stählen, und Red Ivory hatte erzählt, dass der König seine besten Sangomas zusammengerufen hat, um seine Soldaten mit einer besonderen Medizin unverwundbar für die Kugeln der Weißen zu machen.
Die Hackschwerter und Assegais schössen Blitze im bläulichen Abendlicht, und ihr Blut stockte, als ihr Reds weitere Worte einfielen.
Sie benutzen Menschenfett, um die Klingen scharf und hart zu machen, hatte er gesagt, und ein einziger Schwerthieb genügt, um einen Mann mühelos in zwei Hälften zu hacken. Wie ein heißes Messer durch Butter. Das hatte er gesagt und dabei gelacht.
Sie hielt den Atem an, fürchtete, dass die Krieger sie hören könnten. Das Bild, was mit ihr passieren würde, wenn man sie entdeckte, ließ ihr das Blut in den Adern gefrieren. Am eigenen Leib hatte sie die enthemmende Wirkung von Dagga, dem wilden Marihuana, und Daturasaft erfahren. Obwohl sie jeder als die Herrin von Inqaba kannte, ihr Ruf als Heilerin über ganz Zululand verbreitet war, zweifelte sie daran,
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