Afrika Saga 02 - Feuerwind
Kraft gelungen, den Strick durchzureißen, auch Benita konnte ihn nicht mehr halten. In hohen, überschnappenden Tönen bellend fegte er wie ein schwarzer Blitz auf Simiso zu. Der schwang herum, zielte, und dieses Mal traf er tatsächlich. Bobo überschlug sich und blieb liegen. Simiso trat dem großen Hund triumphierend in die Seite.
Maria schrie auf und machte einen Satz vorwärts. Der Schwarze fuhr herum und starrte sie an. Maria wimmerte hinter vorgehaltener Hand.
»Bleib stehen«, fauchte Johann und packte sie am Arm.»Ruhig.«
So unvermittelt, wie sie gekommen waren, so unvermittelt röhrte Simiso ein paar scharfe Befehle, seine Zulus ergriffen ihre Waffen, und kurz darauf war der Spuk vorbei.
Für mehrere Minuten standen alle auf dem Platz regungslos und lauschten mit angehaltenem Atem auf die Geräusche des sich entfernenden Impis. Dann holte Nicholas Willington tief Luft.
»Gott verdamm mich, das war haarscharf! Entschuldigung, Benita, Frau Mellinghoff. Gut, dass Sie bei uns waren, Mr Steinach, ich bezweifle, ob es mir gelungen wäre, mich dieser Kerle so elegant zu entledigen. Meine Hochachtung.«
Johann brummte eine Antwort und wischte sich verstohlen die schweißnassen Hände an der Hose trocken, dann ging er hinüber zu Maria, die schluchzend neben der blutenden Dogge kniete, hockte sich nieder und zog sie an sich.
»Bobo ist tot, Papa«, weinte sie. »Ich kann sein Herz nicht mehr fühlen. Diese Barbaren!«
Johann streichelte ihr stumm übers Haar.
Maria bestand darauf, ihren Hund so tief zu begraben, dass kein Aasfresser ihn ausgraben konnte. Noch immer schniefend, pflückte sie die zarten Blüten blauer Trichterwinden und flocht einen Kranz, den sie auf das Grab legte. »Ich hab Bobo als winzigen Welpen bekommen«, sagte sie und schmiegte sich in Leons Arm. Der dachte, dass er diesen Simiso allein schon dafür umbringen sollte, weil er seiner Maria Kummer bereitet hatte.
Johann aber wurde unruhig. Die Sonne war mittlerweile über die Baumkronen gestiegen. Wertvolle Zeit war vergangen, weder er noch Mangaliso oder Ziko hatten einen Bissen zu sich genommen, ebenso wenig wie die Pferde.
Benita Willington schien seine Gedanken zu lesen. »Packen Sie nur Ihre Sachen, Mr Steinach, ich lasse Ihnen und Ihren Leuten Frühstück und Proviant herrichten.«
Gesättigt, aber mit großer Verspätung, verließen er und die zwei Zulus das Lager. Mit einer mörderischen Wut auf diesen Idioten Simiso im Bauch folgte er seinen beiden Spurenlesern, so schnell es der durchfurchte Pfad erlaubte.
Nach wenigen Stunden war ihm klar, dass es dumm von ihm gewesen war, das Angebot Nicholas Willingtons für einen Suchtrupp auszuschlagen.
Durch die ergiebigen Regen nach einjähriger Trockenheit war der Busch innerhalb von Tagen förmlich explodiert, war grün und dicht und undurchsichtig geworden, Gras, Büsche und Bäume wucherten, und die Wege waren unter üppigem Grün verschwunden. Catherine in dieser Gegend rechtzeitig zu finden, war genauso wahrscheinlich, wie Diamanten aus dem Schlamm des Tugela zu buddeln.
Er brauchte gar nicht lange darüber nachzudenken, was er tun musste. Es gab nur einen Ausweg. Er musste den Mann aufsuchen, mit dem ihn seit Jahren ein respektvolles, ja fast freundschaftliches Verhältnis verband, der aber gleichzeitig der Mann war, der den Tod seiner Schwiegertochter Lulamani befohlen und dessen Hyänenmann seinen Sohn den Krokodilen vorgeworfen hatte.
Er musste Cetshwayo um Hilfe bitten.
Grimmig lenkte er Umbani nach Nordwesten. Der König jagte dort, hatte er gehört. Und er bereitete sich auf Krieg vor. In diesen Hexenkessel war Catherine geritten.
Cetshwayos Lager war eine Festung. Seine Wachen entdeckten Johann schon, als er noch eine Meile entfernt war, andererseits gaben sich die Zulus keinerlei Mühe, ihre Anwesenheit zu verheimlichen. Der Lärm aus dem Lager war meilenweit zu hören. Die Wachleute bedeuteten ihm abzusteigen, er musste die Pferde Ziko und Mangaliso übergeben und seine Waffen niederlegen, ehe er allein zum König gebracht werden sollte. Während er Gewehr und Jagdmesser ablegte, Letzteres in seinen Packtaschen verstaute, das Gewehr Ziko anvertraute, ihm zuraunte, er sollte aufpassen, dass sich niemand an seinem Eigentum zu schaffen machte, drängte sich ein schmaler, erschöpft wirkender Junge im Alter eines Udibi durchs Menschengewühl. Johann erkannte ihn erst auf den zweiten Blick.
»Sixpence«, rief er. »Gibt es Neuigkeiten von Katheni?«
»Ich habe
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