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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Otterfell trugen die Regimenter der unverheirateten Männer die glänzenden Federn des Schwarzen Finken, die der verheirateten den Federbusch der Blauen Kraniche als Krone. Von der Seite des Kopfs ragten wallende Straußenfedern über den Rücken, und die Ohren der Männer wurden von großen Klappen geschützt, die entweder aus Leopardenfell oder dem Fell der Blauen Makaken geschnitten waren.
    Johann und Catherine war es erlaubt gewesen, zusammenzusitzen, und sie hat seine Hand ergriffen, als ein gewaltiger Chor von tausenden von Stimmen in den Himmel stieg und die Regimenter, ihre Kampfstöcke dröhnend gegen die großen Kriegsschilder schlagend, im Gleichschritt am König vorbeimarschierten. Stundenlang währte dieses Schauspiel, schon glaubte Johann, sein Kopf müsste von dem Trommeln platzen, als der König plötzlich seinen heiligen Speer hoch über seinen Kopf hob. Wie abgehackt verstummte jeder Laut.
    Sekundenlang herrschte ein unwirkliches Schweigen.
    Dann rollte aus tausenden von Kehlen wie ein allmächtiger Donner ein Wort in die Welt hinaus und hallte von den Hügeln zurück:
    »Bayete!« Der Salut des Königs. Johann und Catherine hatten die Haare zu Berge gestanden.
    Es war ein barbarische Spektakel von brutaler Schönheit, und jedes Mal, wenn Johann dazu eingeladen war, war er froh gewesen, Ondini wieder mit heiler Haut verlassen zu können.
    Die Menge wich vor ihm und seinen Begleitern zurück, ein zischendes Flüstern begleitete sie, das sich fortsetzte wie eine Welle, die übers Meer rollt, hunderte von dunklen Augen folgten ihm. Ihm war bewusst, dass er heute mit leeren Händen vor den König trat, wo er sonst eine Wagenladung mit Kaffee, Zucker, Bananen, Glasperlen und Decken mit sich brachte.
    Seine Wächter machten vor einer großen Bienenkorbhütte Halt, stellten sich rechts und links vom Eingang auf. Johann zog sein Hemd zurecht, bürstete sich den Staub von den Hosen, nahm seinen Hut ab, fragte laut nach Erlaubnis, eintreten zu dürfen, und wartete auf die Antwort, ehe er die Rindslederhaut vor dem Eingang hob und ins Innere der Hütte trat.
    Ein breiter Lichtstrahl fiel durch die Fensteröffnung, erleuchtete die massige Gestalt des Königs, der auf seinem geschnitzten Stuhl thronte. Der Rest des weiten Runds lag im Schatten. Cetshwayo saß, ohne eine Bewegung zu zeigen, wie ein ebenholzfarbener Monolith, in dem nur die überaus ausdrucksvollen Augen lebendig erschienen.
    »Ndabezitha!«, sagte Johann und verbeugte sich. »Eure Majestät!«
    Angespannt wartete er darauf, wie ihn Cetshwayo begrüßen würde, betete, dass er weder niesen noch husten musste. Es war nicht ratsam, das im Angesicht des Zuluherrschers zu tun.
    Cetshwayo schwieg. Manche Leute schweigen, und um sie wird es warm und gemütlich, bei manchen schwirrt das Schweigen durch den Raum wie ein aufgeregter Vogel. König Cetshwayos Schweigen dröhnte wie Hammerschläge. Johann ertrug es. Er benutzte die Gelegenheit für den Versuch, in Cetshwayos Gesicht zu lesen, wie der ihm gesonnen war.
    Der König war ein außerordentlich gut aussehender Mann von beeindruckender Größe. Standen sie Schulter an Schulter, übertraf der Zulu ihn noch, und Johann überragte schon seine meisten Zeitgenossen. Die großen, klugen Augen blickten meist nachdenklich, seine Nase war gerade und die Lippen voll. Aus der Muschel eines Ohrs fehlte ein winziges Stück. Die Buren hatten es als Identifikationsmerkmal herausgeschnitten, als Cetshwayo noch ein Kind war. Offenbar hatten sie Schwierigkeiten, ein schwarzes Gesicht vom anderen zu unterscheiden. Der König schien sich bester Gesundheit zu erfreuen, seine Haut glänzte wie poliert. Er trug keinen Kopfschmuck außer dem Isicoco, den Ring des verheirateten Mannes, um seinen Hals lag eine Kette mit acht schimmernden, daumenlangen Reißzähnen von Löwen. Die breite Brust umspannte eine Schärpe aus dem blauschwarzen, gelockten Fell eines frisch geborenen Lamms. Endlich hob sich die Brust des Königs. Er begann zu sprechen.
    »Wie geht es deinen Rindern, Jontani?«
    Johann spürte ein sinkendes Gefühl in der Magengegend. Für gewöhnlich wäre das die korrekte Eröffnung eines Gesprächs, sich nach den Rindern, der Familie und der eigenen Gesundheit zu erkundigen, die Maisernte zu besprechen, das Wetter auch, und erst dann, oft nach mehr als zwei Stunden, war es höflich, das eigentliche Anliegen vorzubringen.
    Aber heute, so befürchtete er, kam der König sofort zur Sache.
    Dass er seine Rinder aus

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