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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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ihre Spur verloren«, flüsterte dieser mit hängendem Kopf.
    Johann tätschelte ihm den Kopf und nannte ihn einen tapferen, klugen jungen Mann. »Es ist nicht deine Schuld, der beste Spurenleser hätte sie in der Nacht nicht finden können. Wenn ich zurück bin, wirst du mir alles berichten, was du weißt«, sagte er.
    Sixpence, den Catherine Solozi nennen durfte, ging zu seinem Vater, der die Pferde Jontanis hielt.
    Die Wachen, die erschienen waren, um ihn zum König zu eskortieren, waren überdurchschnittlich groß, muskulös, bis an die Zähne bewaffnet und hatten den Blick von Männern, die schon getötet hatten. Johann wurde außerordentlich unbehaglich zumute, musste er doch an Piet Retief denken, der vor fünfzig Jahren unter ähnlichen Umständen von König Cetshwayos Onkel, König Dingane, mit allen seinen Begleitern aufs Blutigste gemeuchelt wurde.
    Sie führten ihn mitten durchs Lager. Tausende von Menschen liefen herum. Da waren Häuter, die ihre Beute abzogen, Krieger, die Speerwerfen übten oder ihre Geschicklichkeit mit dem Kampfstock erprobten, Frauen, die Maisbrei über offenen Feuern kochten, andere, die Hirse zerstampften. Das riesige Lager summte wie ein Bienenkorb vor Geschäftigkeit.
    Ihre Speere mit Getöse auf ihre Schilder schlagend, ein Jagdlied singend, marschierte eine große Gruppe junger Jäger aus dem Busch auf den Paradeplatz in der Mitte des gigantischen Lagers. Unter ihren harten Tritten spritzte der vom Regen durchweichte Boden hoch. Auf ihren Schultern trugen sie ihre Jagdbeute. Warzenschweine, ein paar Ratten, Impala und Springbock, einen zierliche Duiker und zwei Riedböcke. Frauen, so war Johann bekannt, würden die Letzteren nicht essen, aus Angst, Kinder mit blauen Augen zu gebären.
    Schwärme von blau schillernden Fliegen umschwirrten die Männer, es roch nach frischem Blut und geröstetem Fleisch.
    Aufmerksam sah er sich weiter um. Mit hüpfenden Perlenröckchen tanzte eins der Frauenregimenter Cetshwayos, durchweg kräftige, junge Frauen, Männer in vollem Kriegsschmuck stolzierten durch die Menge, gefolgt von Rudeln kläffender, schakalähnlicher Hunde, und ein weiteres Frauenregiment übte lauthals ein Lied.
    »Woza Nkosi lapha«, verstand er und erkannte die Hymne für den König, die beim Fest der ersten Früchte zu seiner Huldigung gesungen wurde. Er entspannte sich etwas. Ganz offenbar wurden hier die Vorbereitungen zu dem Fest getroffen, das jedes Jahr um diese Zeit in der Residenz des Königs, Ondini, gefeiert wurde. Als er genauer hinschaute, bemerkte er auch untrügliche Anzeichen dafür, dass sich das Lager im Aufbruch befand. Das Fest stand offenbar kurz bevor, denn er hörte den Klang der Rohrflöten, die von ihren Spielern gestimmt wurden. Aus Rohr geschnitzt mit nur wenigen Löchern, erlaubten sie nur eine einfache Melodie. Die Musiker würden bald von Umuzi zu Umuzi laufen, und die Stimmen ihrer Flöten würden den Bewohnern die Erlaubnis verkünden, die ersten frischen Gemüse und Früchte von ihren Feldern zu essen, ohne die Todesstrafe fürchten zu müssen.
    Beim Fest der ersten Früchte mussten alle Männer des Königreichs anwesend sein, auch Halbwüchsige. Erschien einer nicht, war das sein Todesurteil. Selten wurden auch Weiße dazu eingeladen. Johann hatte der Zeremonie bereits einige Male beigewohnt, einmal sogar in Begleitung von Catherine.
    Vier Tage dauerte dieses Fest, und an jedem Tag wurden bestimmte Zeremonien zelebriert. Am ersten Tag wurde ein großer, schwarzer Bulle auf den Paradeplatz geführt, auf dem alle wichtigen Ereignisse stattfanden, und die kräftigsten und mutigsten Krieger mussten das Tier niederringen, ihm den Hals umdrehen und es in Stücke reißen. Mit ihren bloßen Händen.
    Ein anderes Regiment wurde damit geehrt, dass es ein großes Feuer vorbereiten durfte, während die Sangomas die Fleischstücke mit Zaubermedizin einrieben und diese später, fast schwarz gebraten, an die Krieger verteilten. Auch der zweite Tag war angefüllt mit seltsamen Handlungen, Gesängen, und wieder wurde ein schwarzer Bulle, noch größer als am Tag zuvor, auf die gleiche Weise getötet.
    Erst dann wurde das Fest eröffnet, verkündet durch das Spiel der Rohrflöten. Danach tanzten die Regimenter, die Männer in vollem Kriegsornat, die Frauen angetan mit den schönsten Perlgehängen. Die Brüste der Frauen hüpften im Takt mit ihren Röckchen, die prächtigen Federkronen der Männer wippten im Rhythmus. Am Kopfband aus Leoparden- oder

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