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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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Zululand nach Natal getrieben hatte, war geschehen, ohne dass er Cetshwayo davon unterrichtet hatte, und er hegte keinerlei Zweifel daran, dass die Spione des Königs ihn den ganzen Weg begleitet hatten. Das Oberhaupt der Zulus wusste über jeden seiner Schritte Bescheid. Er hätte warten müssen, bis seine Sangomas die Schnüffelzeremonie abgeschlossen hätten, warten, bis der letzte der Hexerei überführte Untertan des Königs sein Schicksal erlitten hatte. So lange hätte er warten müssen und dann um Erlaubnis fragen. Er hatte es nicht getan. Das war nicht zu ändern. Ein Fehler, wie er jetzt einsah. Womöglich ein entscheidender Fehler. Im Augenblick war er so überreizt, dass er sogar den Gedanken nicht verwarf, dass es ein tödlicher Fehler sein könnte. Er verfluchte seinen Leichtsinn. Der Schweiß, der ihm in den Kragen rann, juckte, aber er wagte nicht, sich zu kratzen.
    »Sie vermehren sich, Nkosi«, antwortete er vorsichtig.
    Der König knurrte und fixierte ihn mit einem irritierend zupackenden Blick. »Steht dein Mais gut?«
    Nein, Euer Majestät, vermutlich nicht, weil ich zu beschäftigt war, mein Hab und Gut in Sicherheit zu bringen, um mich um den Mais zu kümmern. Sicherlich haben sich die Affen und Elefanten bedient. Das wäre die wahrheitsgetreue Antwort. »Ich nehme es an, Ndabezitha. Der Regen war reichlich.«
    Der König starrte ihn an, dass er meinte, glühende Nadeln bohrten sich in seine Haut. »Du wirst deine Rinder zurück nach Inqaba treiben.«
    Es war keine Frage, und Johann brach in Schweiß aus, wünschte sich weit weg, nach Durban oder auf den Mond. Verzweifelt suchte er nach einer Antwort, doch jede, die er im Kopf formulierte, war eine Lüge. Plötzlich war ihm alles egal. Er blickte dem König fest in die Augen. »Ich habe deine Soldaten gesehen, Ndabezitha, und ich habe die Soldaten der Briten gesehen. Es wird Krieg geben, Nkosi.
    Deswegen habe ich meine Herde in Sicherheit gebracht.«
    Ein flüchtiges Lächeln umspielte die vollen Lippen des Königs, als hätte er erreicht, was er wollte. Wieder spießte er Johann mit seinen Blicken auf, ließ ihn schwitzen. Dann sprach er plötzlich. »Jontani, ich werde dir meine besten Spurenleser und fünfzig Männer geben, um Katheni zu finden, wenn du meine Bedingungen erfüllst.«
    Johann fiel fast um vor Schreck. Cetshwayo hatte genau gewusst, worum er ihn bitten wollte. Konnte der Mann Gedanken lesen?
    Catherine war erst eine Nacht verschwunden. Woher wusste der König das? Und was wollte der schlaue Fuchs von ihm? Rinder?
    Geschenke? Rinder und Geschenke? Er wartete, fasste sich in Geduld, obwohl ihm die Zeit unter den Nägeln brannte. Zeit hatte für die Zulus keine Bedeutung. Zeit war nur ein Gleichnis. Man sagte, man würde in zwanzig Herzschlägen zurückkehren, was so viel hieß wie auf der Stelle, oder man würde so lange benötigen, wie man braucht, um die königliche Residenz zu umrunden. Es dauerte so lange, wie es dauert, und so lange musste man warten, also wartete er.
    Der König ließ ihn volle zehn Minuten schmoren, in denen nur ihre Atemzüge und die entfernten Gesänge der Frauen zu hören waren, und Johann der Herzschlag in den Ohren dröhnte. Erst dann war Cetshwayo bereit.
    »Zusätzlich werde ich über dein Land, das du Inqaba nennst, eine Schutzdecke legen. Keiner wird es betreten, keiner wird es zerstören.
    Es wird auf dich und Katheni warten, wenn wir unsere Speere gewaschen haben.« Wieder verfiel der König in dickflüssiges Schweigen.
    Johanns Herz raste. In der Ferne krachte Donner, draußen setzte unvermittelt starker Regen ein. Er versuchte, es nicht symbolisch zu sehen. Das gleichmäßige Rauschen des Regens ertränkte alle anderen Geräusche und füllte das Schweigen zwischen ihnen.
    Der König senkte sein Kinn auf die Brust. »Du wirst mir berichten, was man in den Steinhäusern der Umlungus redet.«
    Jetzt war es heraus. Johann tat einen tiefen Atemzug. Er sollte seine eigenen Leute ausspionieren und er wusste, dass er das nicht konnte. Unvermittelt hatte er das Gefühl, als wäre er zwischen zwei Mühlsteine geraten, die ihn langsam, aber sicher in die Quetsche zogen, und er war ihnen hilflos ausgeliefert. Nun versank er in Schweigen. Im Nachhinein fiel ihm auf, dass der König ihm kein Bier hatte anbieten lassen, und er musste daran denken, was ihm ein Buschläufer vor vielen Jahren gesagt hatte.
    »Bieten dir die Zulus einen Ukhamba mit Bier an, den großen Krug, bist du ein willkommener Freund. Ist

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