Afrika Saga 02 - Feuerwind
nichts tun«, sagte Johann leise. »Bleiben Sie ruhig.« Seine Zuversicht war nur gespielt. Was würde geschehen, wenn die Zulus erkennen würden, wer da verletzt auf dem Bett lag?
Würden sie wissen, welches Schicksal der König Stefan zugedacht hatte, würden sie die Arbeit des Hyänenmanns vollenden? Sollte das passieren, waren ihr aller Leben keinen Pfifferling mehr wert, das war ihm klar. Es würde ein Gemetzel geben. Fieberhaft überlegte er, was er tun konnte, um die Lage zu entschärfen.
»Willington, haben Sie ein paar Gewehre übrig? Wo kann ich die finden?«, fragte er mit gedämpfter Stimme.
»In der Abseite meines Zelts. Was haben Sie vor?«
»Unser Leben erkaufen«, antwortete Johann lakonisch.
»Aber ist es nicht verboten, den Zulus Waffen zu geben?«, flüsterte Benita. »Es stehen schwere Strafen darauf.«
»Im Augenblick gelten andere Gesetze«, knurrte Johann mit grimmigem Lächeln. »Gewehre stehen bei den Zulus sehr hoch im Kurs. Ich denke, sie sind den Kriegern das Leben ein paar niederer Umlungus wert. Bleiben Sie ruhig, egal was passiert, und lassen Sie mich das erledigen. Sie auch, Willington. Keine Heldentaten, wenn ich bitten darf.« Damit ging er auf Simiso zu. Der Zulu blickte ihm feindselig entgegen.
»Sawubona«, grüßte Johann. »Wir wollen das Land schnell verlassen, wie der König der Zulus, der mich seit vielen Jahren seinen Freund nennt, befohlen hat. Dieser wird nicht glücklich sein, wenn er hört, dass einer seiner Häuptlinge uns daran gehindert hat. Aber für den Häuptling, der seinem Freund und dessen Freunden dabei hilft, wird er nur Lob finden, und ich kann diesen Häuptling fürstlich für seine Hilfe bezahlen.«
Simiso starrte ihn für einige Augenblicke verständnislos an, dann schien ihm zu dämmern, was ihm der Weiße zu sagen versuchte.
Verschlagen sah er ihn an. »Wie viel ist Jontani, der der Freund des Königs ist, diese Hilfe wert? Zwei Rinder? Drei vielleicht?«
Heureka, dachte Johann. Der Fisch hat angebissen. Es ist ein dummer, gieriger Fisch, Gott sei es gedankt! »Nicht läppische Rinder, die jeder Häuptling besitzt. Ich habe etwas Kostbareres.« Mit einer Handbewegung forderte er den Häuptling auf, ihm zu folgen, und führte ihn in das Zelt von Nicholas Willington. In der Abseite standen übereinander gestapelt mehrere Gewehrkisten. Johann öffnete die erste und nahm ein Gewehr in die Hand. Der Lauf schimmerte blauschwarz, das polierte Holz des Kolbens glänzte. Es war eine schöne Waffe. Er drehte sich zu Simiso um und hielt ihm die Flinte hin. Die Augen des Zulus leuchteten auf, er grunzte überrascht.
Gewehr für Gewehr hob Johann heraus und gab es weiter, beobachtete den Schwarzen aufs Genaueste, bis er das winzige Lächeln wahrnahm, das Simisos Mundwinkel krümmte und das ihm verriet, dass der Lohn hoch genug war. Er schlug den Deckel der Kiste wieder zu.
»Kugeln«, forderte Simiso barsch.
Johann, der nur für einen flüchtigen Augenblick die Hoffnung genährt hatte, dass Simiso ohne Munition abziehen würde, nickte ergeben. Aus den Augenwinkeln nahm er wahr, dass Benita Willington in Stefans Zelt schlüpfte, ohne Zweifel, um ihn zu beschützen. Trotz seiner prekären Lage wurde ihm warm ums Herz. Er kannte dieses Verhalten von seiner Catherine, die sich furchtlos jeder Übermacht stellte, wenn es um ihre Kinder oder ihren Mann ging. Das Löwenmuttersyndrom nannte er es, und diese Benita war offensichtlich beileibe nicht das Luxusgeschöpf, für das er sie anfänglich gehalten hatte. Samtweiches Äußeres und feuergehärteter Stahl innen. Eine ausgezeichnete Kombination.
Die Zulus feuerten mehrere Probeschüsse in die Luft ab, lehrten die Weißen das Fürchten, denn sie machten sich nicht die Mühe zu zielen.
Simiso, der auf einen Affen anlegte, traf um mehrere Yards daneben, der Affe rannte lachend weg, und Simiso sprang mit wütendem Wortschwall und Drohgebärden auf Johann zu, der sich gezwungen sah, dem Zulu beizubringen, dass man den Lauf zumindest in die ungefähre Richtung des Ziels deuten musste, um Erfolg zu haben.
Nach mehreren Fehlschüssen gab Johann hinter seinem Rücken Ziko ein verstecktes Zeichen. Der trat einige Schritte in den Schatten zurück, legte auf den Affen an, den Simiso jetzt im Visier hatte, und schoss um Sekundenbruchteile später als dieser. Der Affe fiel tot vom Baum, und Simiso brüllte vor Genugtuung. Wie ein eitler Pfau stolzierte er durch die Runde.
Inzwischen war es Bobo mit seiner geballten
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