Afrika Saga 02 - Feuerwind
Königs kamen wie ein Peitschenschlag.
Johann blieb stocksteif stehen. Bilder wirbelten durch seinen Kopf.
Lulamani, Stefan, Kikiza. Eine atemlose Ewigkeit verging. Dann sprach Cetshwayo noch einmal. Seine Stimme war rau, als hätte er Schmerzen.
»Der, den man Unwabu nennt, der meine Augen und meine Ohren war, hat den Bärtigen getroffen.« Damit gab der König ihm das Zeichen, dass er sich entfernen durfte.
Johann brauchte lange, um wirklich zu erfassen, was die kryptischen Worte des Königs bedeuteten. Cetshwayo sprach von einem seiner mächtigsten Indunas, dessen Beiname Unwabu, Chamäleon, hieß, aber auch eine heimtückische, ränkesüchtige Person bezeichnete, und er sprach von dem Geschenk, das ganz dem Beschenkten gehörte. Lulamani, Stefans Frau.
Im ersten Moment wagte er nicht zu glauben, was er gehört hatte.
Sein Blick flog zum König und fand in den klugen Augen, womit er am allerwenigsten gerechnet hatte. Mitgefühl. Cetshwayo hatte mit dem Tod Lulamanis und dem Angriff des Hyänenmannes auf Stefan nichts zu tun. Unwabu hatte hinter seinem Rücken Kikiza auf die beiden Liebenden gehetzt und jetzt den Verrat mit seinem Leben bezahlt.
»Yabonga gakhulu«, flüsterte er, als seine Stimme ihm wieder gehorchte, und stolperte hinaus.
Über fünfzig junge Männer begleiteten ihn, als er am Nachmittag das Jagdlager des Königs verließ. Es schüttete immer noch, doch Johann erschien es so strahlend hell, als stünde die Sonne hoch am Himmel.
Die Spurenleser schwärmten aus. Eine Zeit lang hörte Johann noch die Vogelrufe, mit denen sie sich verständigten, dann war er mit Mangaliso und Ziko im Busch allein. Soloci, den er noch Sixpence nannte, war vorausgelaufen. Die schwarzen Späher waren schnell, konnten ohne weiteres dreißig Meilen am Tag laufen, einige sogar deutlich mehr. Ein riesiges Gebiet wurde so durchkämmt, nach Norden, nach Westen und nach Süden. Dass Catherine sich im Osten an der Küste aufhalten würde, hielt er für unwahrscheinlich, obwohl er für seine Vermutung keinerlei Anhaltspunkte besaß. Es war nur ein Gefühl.
Entschlossen packte er Umbanis Zügel, schnalzte ihm leise ins Ohr, heftete seine Augen fest auf den umliegenden Busch, um keinen geknickten Zweig, keinen zertretenen Halm zu übersehen, und folgte seinen beiden schwarzen Freunden.
29
Bei Tagesanbruch wurde Catherine von durchdringendem Geschrei geweckt und schreckte mit einem Ruck hoch. Auf dem Ast über ihr entdeckte sie die Silhouetten zweier Hadidah-Vögel, die kreischend mit den Flügeln schlugen und sie vorwurfsvoll aus schwarzen Knopfaugen anstarrten.
»Schu! Haut ab! Weg mit euch!«, schrie Catherine wütend und klatschte laut in die Hände.
Die beiden Vögel keckerten aufgebracht, hüpften ans Ende des Asts, breiteten ihre Schwingen aus und strichen davon. Ihr Schreien verlor sich im Wind. Catherine massierte sich den Hals. Ihr Kopf war ihr beim Einnicken immer wieder auf die Brust gefallen, dabei hatte sie sich wohl einen Muskel gezerrt. Ihr Magen knurrte laut und vernehmlich. Ein stechender Geruch wehte ihr zu, sagte ihr, dass sie nicht mehr allein auf dem Baum war. Unruhig schaute sie sich um, bekam ein mulmiges Gefühl im Magen, weil die Welt unten unerfreulich klein und weit entfernt wirkte. Sie entdeckte einen riesigen Pavian, der auf dem Ast unter ihr saß. Das fahle Licht glitzerte auf den Regentropfen, die seinen dicken, silbergrauen Pelz überzogen. Er zog seine Lippen zurück, gluckste und klapperte leicht mit seinem beeindruckenden Gebiss.
Sie stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. In der Paviansprache hieß das, dass er lediglich verwirrt fragte, wer dieses merkwürdige Wesen auf seinem Schlafbaum war. »Ich verschwinde schon, keine Angst«, flüsterte sie und versuchte, ihre völlig gefühllosen Beine zu bewegen. Ein wulstiges Astloch hatte ihr das Blut abgeschnürt. Mit zusammengebissenen Zähnen ertrug sie den Schmerz, als das Blut wieder zurückschoss. Dann machte sie sich fluchtartig an den Abstieg, ließ dabei den Pavian allerdings nicht aus den Augen. Seine Artgenossen waren mit Sicherheit in der Nähe, und sie verspürte keinerlei Lust, sich mit ihnen anzulegen.
Dankbar stellte sie fest, dass Cleopatra weder Besuch von Leoparden noch Hyänenrudeln erhalten und die Nacht unversehrt überstanden hatte. Außerdem regnete es im Augenblick nicht mehr.
Ein durchaus erfreulicher Beginn des Tages. Sie sprang vom untersten Ast und landete sicher. Mit einer Hand kraulte sie ihre Stute
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