Afrika Saga 02 - Feuerwind
hinter den Ohren, mit der anderen kratzte sie sich am Kopf. Ihr juckte die Kopfhaut, und sie sehnte sich noch mehr nach einem Bad als nach Essen.
»Wir müssen etwas zu essen finden, meine Liebe, und ich muss mich waschen, ich stinke schon wie der Pavian dort«, murmelte sie ihrer Stute ins Ohr, band sie los und führte sie über den sandigen Weg hinunter zum Fluss. Ihr Gewehr über dem Kopf haltend, immer wachsam Ausschau haltend, ob sie hungrige Gesellschaft bekommen würde, nahm sie ein köstliches Bad. Alles blieb ruhig. Die Sonne stieg rasch zwischen den Bäumen hoch, schon prickelten die ersten heißen Strahlen auf ihrer Haut.
Fische huschten in Schwärmen über den hellen Flusssand, verschwanden im Schatten des Rieds am Ufersaum. Catherine schaute genauer hin. Einige waren so groß und fett, dass sie eine gute Mahlzeit sein würden. Sie band Cleopatra wieder fest, untersuchte den Uferrand gründlich nach Krokodilen ab, dann rutschte sie hinunter zum Wasserrand.
Zwei Fische von essbarer Größe standen im Riedschatten, sachte wedelten ihre Flossen im sanften Strom. Sehr langsam tauchte sie ihre rechte Hand ins Wasser, machte die Wedelbewegungen der Fische geschickt nach, näherte sich unendlich vorsichtig von unten dem weißen, schimmernden Bauch des größten und kitzelte ihn zart.
Das Tier spreizte seine Flossen wie in Ekstase, rührte sich aber nicht von der Stelle. Catherine zählte langsam bis drei, dann packte sie zu und schleuderte den zappelnden Fischkörper an Land. Mit einem Satz war sie hinter ihm her, fing das herumspringende Tier ein, packte es mit beiden Händen und schlug mit aller Kraft seinen Kopf auf einen Stein. Der Fisch schüttelte sich und lag dann still.
Nun hatte sie ihre Mahlzeit, nur eine kleine allerdings, der Fisch war nicht sehr groß, und sie würde ihn ungekocht verzehren müssen, denn es gab nichts, womit sie hätte Feuer machen können. Die Methode, ein Stöckchen so lange zwischen den Handflächen zu zwirbeln, bis ein paar trockene Blätter anfingen zu glimmen und dann zu versuchen, der Glut genügend Leben einzuhauchen, dass sie zu einem Feuer wuchs, war ihr zu langwierig. So viel Zeit hatte sie einfach nicht. Sie machte sich nichts vor. Der Rückweg würde hart werden, da sie noch immer nicht sicher war, in welcher Richtung das Camp der Willingtons lag. An die Möglichkeit, dass diese inzwischen ihr Zeltlager abgebrochen haben und zur Grenze gezogen sein könnten, dachte sie lieber nicht.
Mit einem scharfkantigen Stein schnitt sie den Fisch auf, zog die Eingeweide heraus und warf sie wieder in den Fluss, verwünschte sich gleich darauf, weil ihr einfiel, dass das Blut Krokodile anlocken könnte. Dann riss sie das Fischfleisch mit den Zähnen ab und kaute es. Es schmeckte gut, ein wenig süßlich und sehr saftig. Sie lutschte jede Gräte sorgfältig ab, denn ihr Magen knurrte noch immer, und es war nicht abzusehen, woher und wann sie ihre nächste Mahlzeit bekommen würde.
Vor ihr schoss ein blau schillernder Blitz ins Wasser und tauchte im Silberregen wieder auf. Der winzige Eisvogel, einen zappelnden Fisch im Schnabel, landete auf einem abgestorbenen Baumstamm am Ufer.
Libellen flirrten, Staubwirbel tanzten über den sandigen Weg, Eidechsen huschten, ein Raubvogel schrie, dann Stille. Diese tiefe schläfrige Stille des afrikanischen Buschs. Sie entspannte sich. Es war so still, dass sie meinte, die Ameisen zwischen den Grashalmen rascheln zu hören, so still, dass es ihr in den Ohren dröhnte.
Cleopatra neben ihr weidete das frische grüne Gras am Rand des Bachs, und Catherine erinnerte sich wieder an ihren eigenen, noch knurrenden Magen. Sie schaute sich nach Essbarem um, konnte aber weiter nichts entdecken.
»Trrrr«, machte es über ihr, und sie merkte auf. Noch einmal erklang der eigenartige Ruf, den ein Bauchredner auszustoßen schien, und sie erkannte den Ruf des Honigvogels. Erfreut spuckte sie die letzte Gräte aus, stand auf und suchte das Blätterdach über ihr ab. Seinen gutturalen Ruf ausstoßend, strich der kleine, grün schimmernde Vogel aus dem Baum und tanzte auffordernd vor ihr her, entfernte sich dabei aber stetig. Mangaliso hatte ihr beigebracht, die Sprache des Honigvogels zu verstehen, und sie folgte ihm eilig, während ihr schon bei dem Gedanken an die süße Beute das Wasser im Mund zusammenlief.
Der Honigvogel flatterte ihr voraus, vergewisserte sich aber immer wieder, dass sie ihm folgte, und führte sie endlich zu einem alten, vom Blitz
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