Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke

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ausgeschlossen.
    Sie rollte die Augen zur Decke. Ihr einziger Fluchtweg wäre, sich vom Esstisch aus auf die Querbalken unter dem Dach hochzuziehen. In Gedanken stellte sie sich das vor. Sie müsste mehrere Schritte rückwärts machen, dem Tier den Rücken zudrehen, während sie auf den Tisch kletterte und sich zu den Dachbalken streckte. Auf jeden Fall würde sie für lange Augenblicke hilflos wie eine reife Frucht an ihren ausgestreckten Armen hängen, ehe es ihr gelingen würde, sich hinaufzuziehen. Der bernsteingelbe Blick fing ihren ein, und Umafuthas Kraft verflüchtigte sich wie Rauch im Sturm. Sie bezweifelte, dass sie überhaupt den Mut aufbringen würde, auch nur mit der Wimper zu zucken.
    Wenn sie doch nur diesen starrenden Augen entkommen könnte!
    Sie hatten etwas Hypnotisches, etwas, das ihr die Knie weich werden ließ, was ihr alle Kraft raubte.
    »Beweg dich! Zeig keine Furcht!«
    Wer hatte da gesprochen? Mangaliso? Oder waren es ihre eigenen Gedanken, die sie hörte? Sie schielte wieder hinauf zu den Dachbalken. Es war unmöglich. Um die Balken zu erreichen, müsste sie einen Stuhl auf den Tisch stellen, durfte um alles in der Welt nicht hinuntersehen, damit ihr von der Höhe nicht schwindelig wurde. Bis dahin hat der mich schon runtergeschluckt, dachte sie, aber kampflos lasse ich mich nicht auffressen.
    Löwen erstickten ihre Beute mit einem Biss in die Kehle, das hatte sie selbst gesehen. Für eine flüchtige Sekunde sah sie die blanke Todesangst in den Augen eines ausgewachsenen Büffels vor sich, hörte seinen grauenvollen Todesschrei. Sie hatte die Szene aus dem Sattel beobachtet, wusste, dass es der Lauf der Natur war, konnte sich dennoch nur mit Mühe beherrschen, den Löwen nicht zu erschießen.
    Sie hatte den Finger schon um den Abzug ihres Gewehrs gekrümmt, als Johann sie aufhielt. »Fressen oder gefressen werden. Das Gesetz der Wildnis. Du kannst es nicht ändern«, hatte er geflüstert.
    Sie würgte den Kloß in ihrer Kehle herunter. Fressen oder gefressen werden. Um das Raubtier nicht zu reizen, senkte sie ihren Blick und probierte eine winzige Bewegung ihres rechten Fußes, es war nicht mehr, als dass sie ihr Gewicht voll darauf verlagerte.
    Der Löwe stellte die Ohren hoch.
    Nun stand sie auf dem rechten Fuß und zog ihren linken Zoll um Zoll nach hinten, setzte ihn ab und verlagerte ihr Gewicht auf diesen Fuß. Einen winzigen Schritt hatte sie getan. Nun musste sie nur noch die ungefähr zehn restlichen bis zum Tisch lebend überstehen, einen Stuhl nehmen, auf den Tisch stellen, ungefährdet dort hinaufklettern, einen der nicht zerstörten Querbalken zu fassen bekommen, und dann die Kraft finden, sich hinaufzuziehen.
    Kinderspiel, kicherte es wahnsinnig in ihrem Kopf. Jetzt hob sie ganz allmählich den rechten Fuß. Der Blick des Löwen glitt für einen Sekundenbruchteil ab, um die Bewegung zu erfassen, und ihr Herz stolperte. Dann bohrten sich die bernsteingelben Augen wieder in ihre.
    Sie hörte ein Geräusch, als würde Seide auf Seide reiben. Die Python erschien in der Türöffnung und rollte sich unmittelbar neben der Großkatze zusammen. Nur den Kopf auf ihrem s-förmig gebogenen, muskulösen Hals streckte sie hoch und beobachtete die Menschenfrau aus unergründlichen Augen.
    Konsterniert betrachtete sie das Reptil. Was hatte es vor? Fraßen Löwen nicht auch Pythons? Vermutlich ja, gab sie sich selbst zur Antwort, wenn sie denn eine erwischen. Das Reptil maß sicherlich achtzehn Fuß. Auch für einen Löwen eine üppige Mahlzeit. Vielleicht lutschte er sie wie eine lange Nudel herunter? Das Bild stand ihr vor Augen, und wieder musste sie ein hysterisches Kichern herunterschlucken.
    Ich träume, dachte Catherine zum zweiten Mal heute, ich habe einen grauenhaften, völlig verrückten Albtraum. Gleich wache ich in meinem Bett auf, Inqaba ist nicht abgebrannt, wird ganz sicher nicht von wahnsinnigen Löwen und lebensmüden Pythons bevölkert, Johann liegt neben mir, Stefan hat weder eine Begegnung mit einem Krokodil gehabt, noch habe ich mich mit ihm gestritten, und niemand wird erfahren, dass Johann nicht sein leiblicher Vater ist. Niemand. Je.
    Der Löwe stemmte sich auf die Beine und gähnte. Catherine vergaß die unmittelbare Zukunft. Das Tier hatte offenbar Hunger.

32
    Mangaliso stand auf dem Hügel und deutete stumm über das im Abendlicht flirrende Grasmeer zu dem verwischten gelben Strich am Horizont.
    »Inqaba«, sagte er mit einem Klick wie ein