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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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mich von Johann und den Kindern verabschieden kann. Dann fiel sie in eine weiche, warme Schwärze.
    Es roch nach Rauch, als sie wieder aufwachte, nach Rauch und Kräutern. Mandisa war verschwunden, Johann saß an ihrem Bett, Viktoria hockte neben ihr auf den Kissen und erzählte von ihrer kleinen Welt, und ihr Kopf war kühl, das Fieber gesunken. Sie war ins Leben zurückgekehrt.
    Sie legte den Brief zwischen die Seiten eines der Tagebücher.
    Diesen Brief beschloss sie aufzubewahren, sodass sie bis an ihr Lebensende nicht vergessen würde, was sie Mandisa und ihrem Volk schuldete. Liebevoll rollte sie das Kleid auf und wickelte es zusammen mit den Tagebüchern wieder in das Wachstuch ein. Als sie sich bückte, um das Paket zurück in die Geheimkammer zu legen, fing ein mattes Blinken ihren Blick ein. Kniend tastete sie mit der Hand, bis sie den Gegenstand erfühlte, und holte ihn heraus. Es war eine Goldmünze. Eine portugiesische Goldmünze aus dem sechzehnten Jahrhundert. Sie schob sie auf ihrer Handfläche hin und her.
    »Sie segelten von Goa und hatten Millionen in Gold und Edelsteinen geladen«, wisperte sie und drehte die Münze wehmütig in den Fingern, strich über das reliefartige Wappen, das von einer mehrzackigen Krone gekrönt wurde. Die Worte ›Ethiopie, Arabie, Persie‹ waren noch gut zu lesen. Die Inschrift auf der Rückseite war verschmutzt, doch sie wusste, was dort eingraviert war: ›Hoc Signo Vinces. Emanuel. R. Portugalie‹.
    Die Goldmünze war die letzte aus dem Hort, den sie und Johann vor sechsundzwanzig Jahren in einer Höhle an einem namenlosen Fluss gefunden hatten. Die Münzen gehörten einst der Donna Elena de Vila Flor, die sich auf der Suche nach ihrem Vater vor mehr als dreihundert Jahren in dieser Höhle versteckt haben musste. Angetan mit dem goldenen Seidenkleid der Donna Elena hatte sich Umafutha, die alte Sangoma, die ihre Seele verloren hatte und auf der Suche danach durch die Hügel geirrt war, zum Sterben in die feuchte Dunkelheit der Kaverne verkrochen.
    Catherine hielt ihre Hand, als Umafutha starb, und im selben Augenblick hatte sie gespürt, wie ihr eine immense Kraft durch die Adern strömte. Eine Kraft, die, wie ihr Johann später zögernd berichtete, sich wie ein pulsierender, leuchtender Schleier um sie legte. Deutlich hatte er ihn wahrgenommen, sagte er. Es hatte ihm einen gehörigen Schrecken eingejagt wie alles, was seine festgefügte Weltanschauung sprengte. Das sagte er ihr nicht.
    Das Seidenkleid Donna Elenas zerfiel ihnen bei der ersten Berührung unter den Händen, und der Tornado, der Inqaba verwüstet hatte, verwehte ihren Schatz in alle Winde. Nur eine Hand voll der Goldstücke hatten sie aus dem Durcheinander von Schlamm und Gestrüpp gerettet, der damals den Wohnzimmerboden bedeckt hatte.
    Johann hatte sie später zu Geld gemacht. Dieses hier hatte er wohl übersehen. Impulsiv steckte sie das Geldstück in ihre Hosentasche.
    Irgendwann würde sie die Münze Stefan als Grundstock zu seiner Schatzsuche schenken. Sie lächelte. Hartnäckig, wie er war, würde er nicht ruhen, bis er halb Zululand umgegraben hatte. Sachte ließ sie die Bodenplanke zurückgleiten, achtete darauf, dass sie genau in der Fuge saß. Nichts verriet nun, was unter dem Boden lag.
    Unerklärlicherweise fühlte sie sich jetzt besser, obwohl sich ihr Magen gerade wieder mit einem vorwurfsvollen Knurren meldete.
    Vielleicht war in der Vorratskammer etwas von ihrem Eingemachten übrig geblieben, sonst würde sie im Gemüsegarten nachsehen, welche Früchte reif waren. Auf Inqaba würde sie nie verhungern. Ein Blick zu den Fenstern und zur Verandatür bestätigte ihr, dass Johann auch diese mit Brettern vernagelt hatte. Ohne Werkzeug würde sie die nicht öffnen können. Außerdem brannte ihr die Sonne im Nacken, es war bereits unerträglich heiß und stickig im Raum. Sie brauchte dringend frische Luft.
    Sie drückte den Eisengriff der Küchentür herunter. Die Tür sperrte.
    Irgendetwas lag auf anderen Seite und blockierte sie. Sie lehnte sich mit ihrem ganzen Gewicht dagegen, aber die Tür rührte sich nicht. Sie würde übers Schlafzimmer wieder durchs Fenster hinausklettern müssen. Seufzend wandte sie sich um, stieg über verbranntes, durchnässtes Ried, verkohlte Balken und die große Wasserlache, betrat das Schlaf/immer, und in dieser Sekunde roch sie es und machte einen Satz rückwärts.
    Der Löwe war riesig, füllte den ganzen Türrahmen aus, und seine bernsteinfarbenen Augen

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