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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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verfolgt wurden. Solche Leute beschäftigte er ungern, auch wenn sie ihm im Grunde Leid taten.
    »Hörst du mir eigentlich zu?«, fragte Catherine.
    »Natürlich. Du hast Recht, es ist tragisch mit Lilly, aber ich glaube, sie liebt ihn einfach. Da kann man nichts machen, und ich befürchte, sie wird sich noch zu Tode trinken.« Sie machten sich auf den Weg.
    »Ich glaube, das ist ihre Absicht, und ich habe nicht vor, dabei zuzusehen. Ich werde mit Justus und Maria reden.«
    »Misch dich besser nicht ein, du kennst nur eine Seite der Medaille und könntest noch mehr Unheil anrichten. Komm, Bobo«, rief er. Die große Dogge stemmte sich grunzend auf die Beine und trottete ihnen nach.
    »Lilly tut mir nur so unendlich Leid. Erst Emma und nun das. Er zerstört sie.«
    »Sprich lieber erst mit ihr, wenn sie wieder nüchtern ist. Was hast du sonst noch erlebt?« Über Lillys Trunksucht und ihre kaputte Ehe zu diskutieren war ihm unangenehm.
    Sie erzählte ihm von den Willingtons. »Sag mal, hast du schon einmal etwas von denen gehört? Er scheint neu in der Stadt zu sein, und sie ist so bildschön, dass sie die Gemüter unserer Junggesellen in größte Wallungen versetzen wird. Ich befürchte, sie werden unter ihrem Fenster jaulen wie Straßenkater und sich reihenweise in Duellen umbringen.« Eine frische Brise wehte vom Meer herauf. Am unteren Ende der West Street konnte sie schon die Brandung sehen.
    »Willington? Sagt mir nichts. Woher kennst du ihn?« Sein Ton war desinteressiert, und er vermied es geflissentlich, sie anzusehen.
    Sie merkte es nicht. »Ich kenne die Willingtons nicht, sie sind mir nicht vorgestellt worden. Sie waren zufällig gleichzeitig wie Mila und ich bei Pettifer, und du kennst ja sein schwatzhaftes Ladenmädchen - sie hat uns brühwarm erzählt, wer er ist und was er hat. Mr Willington soll Diamantenminen besitzen, die recht ergiebig sein müssen. Sie haben Pettifers fast leer gekauft.«
    »Obacht«, warnte er und hielt sie zurück, während ein achtzehnspänniges Ochsengespann mit viel Gebrüll und Geklirr vor ihnen auf der über hundert Fuß breiten Straße wendete. Sie warteten das Manöver ab. Er pflückte eine der feuerroten Orchideenblüten des Flamboyants und steckte sie ihr ins Haar. Die flirrenden Blattwedel des Blütenbaums warfen ein filigranes Muster über ihren Körper, zart, wie das eines Spitzendeckchens. »Hinreißend«, murmelte er und hoffte, sie damit abzulenken.
    Sie lächelte zu ihm hoch. »Nun, weißt du, wer diese Willingtons sind?«
    Er zuckte so beiläufig wie möglich die Achseln. »Habe noch nie etwas von ihnen gehört. Müssen neu in der Stadt sein.« Nicht einmal mit einem Wimpernzucken verriet er, dass er glatt gelogen hatte. Um nichts in der Welt würde er ihr offenbaren, dass er Nicholas Willington bereits gesehen und für einen entsetzlichen Moment geglaubt hatte, dass der Mann, der sein Leben fast zerstört hätte, vor ihm stand.
    Natürlich merkte er schnell, dass der Mann zu jung war, um von Bernitt zu sein. Auch er hatte sich erkundigt, wie dieser Mann hieß und woher er kam. Aber im Gegensatz zu Catherine war er sich nicht sicher, ob Willington nicht doch mit Konstantin von Bernitt verwandt war. Die Ähnlichkeit war zu frappierend. Dazu aber kam noch ein Vorfall, der viele Jahre zurücklag und den er bisher sorgfältig vor ihr geheim gehalten hatte.
    Als Stefan zehn Jahre alt war, hatte er ihn mit nach Durban auf den Viehmarkt genommen. Sein Sohn war fasziniert von dem Menschengewimmel, dem Lärm, der brüllenden, stampfenden Masse der Zugochsen, die hier versteigert werden sollten. Es waren herrliche Tiere mit glänzendem Fell und gewaltigen Muskeln, die besten und härtesten Trekochsen der Welt, und Stefan war stumm vor Bewunderung herumgerannt. Mitten im staubigen Gewühl hatten sie sich verloren. Rufend war er durch die Menge gegangen, nicht sehr beunruhigt, denn die Möglichkeiten, sich in Durban zu verlaufen, waren überschaubar, und Stefan würde mit Sicherheit zu ihrem eigenen Gespann zurückfinden. Trotzdem war er erleichtert, als er den Jungen entdeckte. Er stand, auf einem Stück Brot kauend, etwas abseits und wandte ihm den Rücken zu, aber sein dunkler Schopf und die Körperhaltung waren unverkennbar.
    »Stefan!«, rief er. »Hier bin ich.«
    Aber der Junge reagierte nicht. Johann nahm an, dass er ihn in der Kakophonie von brüllenden Rindern, schreienden Männern, Gelächter, Hundegebell und dem Donnern der Meeresbrandung im Hintergrund nicht

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