Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
Vom Netzwerk:
gehört hatte.
    »Ich habe dich gesucht, mein Sohn, wo bist du nur gewesen?«, rief er und legte ihm die Hand auf die Schulter.
    Der Junge drehte sich zu ihm um und sah hoch, und in seinem Blick war deutlich zu lesen, dass er sich fragte, was dieser fremde Mann von ihm wollte. Er befreite sich aus seinem Griff. »Es tut mir Leid, Sir, ich kenne Sie nicht. Sicher verwechseln Sie mich.«
    Johann glaubte sich verhört zu haben. Er sah hinunter auf seinen Sohn, aber fand keine Spur von Schalk, kein Lachen in den schwarzen Kinderaugen, nichts, was darauf hinwies, dass Stefan sich einen Spaß mit ihm erlaubte. »Stefan?«, fragte er zögernd, während sich ein eiskalter Klumpen Angst in seinem Magen zusammenballte.
    Der Junge sah ihn ruhig an. »Nein, Sir, mein Name ist Nicholas, Nicholas Willington. Und nun muss ich gehen, meine Mutter wartet sicher schon. Auf Wiedersehen, Sir. Ich hoffe, Sie finden ihren Sohn schnell.« Mit höflichem Neigen seines Kopfs hatte er sich abgewandt und war davon geschlendert.
    Johann hatte ihm wie vom Donner gerührt nachgesehen und auch, als der Junge längst im Gewimmel der Marktbesucher verschwunden war, stand er noch immer da und konnte nicht fassen, was er gesehen hatte. Konnte es eine derartige Ähnlichkeit zwischen zwei vollkommen fremden Menschenkindern geben? Gab es wirklich für jeden Erdenbürger irgendwo einen Doppelgänger, wie manche behaupteten? Er konnte das nicht glauben, aber eine plausiblere Erklärung fand er nicht.
    Stefan kam kurz darauf angerannt, atemlos, aufgeregt, hatte ihn mit Fragen überschüttet und unablässig von dem geredet, was er erlebt hatte. Johann stiegen vor Erleichterung die Tränen in die Augen. Erst am nächsten Tag kam er dazu, diskrete Nachforschungen anzustellen, wer dieser Junge war, der seinem Stefan so ähnlich sah wie ein eineiiger Zwilling.
    Das Geheimnis um seine Herkunft hatte er nie lüften können, vermutete, dass dieser Nicholas Willington nur zu Besuch in Durban weilte, denn er sah ihn nicht wieder, und auch eine Familie namens Willington gab es in der Stadt nicht. Mit den Jahren war dieser Vorfall verblasst und fast aus seinem Gedächtnis verschwunden. Bis er heute diesem Mann gegenüberstand. Vierzehn Jahre war der Tag her, seit er mit dem Jungen auf dem Markt gesprochen hatte, und als er diese Jahre von dem Äußeren des Mannes abzog, ahnte er, dass er der Junge von damals sein musste. Noch während er ihn verstohlen musterte, war ihm ein Gedanke gekommen, zuerst nicht fassbar, amorph wie eine gestaltlose Qualle, aber genauso giftig. Doch nach und nach nahm er konkretere Formen an, und die zwingende Schlussfolgerung daraus jagte ihm blankes Entsetzen ein. Er hatte sich sofort beim Bürgermeister erkundigt, wer der Fremde war, und der hatte ihm den Namen genannt.
    »Und woher stammen die Willingtons?« Die Frage hatte ihn viel Kraft gekostet, und er hatte dem Bürgermeister dabei nicht in die Augen sehen können.
    »Die Willington-Geschwister kommen aus der Kapprovinz. Ihre Eltern leben dort«, hatte der hinzugefügt. »Miss Willington ist wohl in England erzogen worden.«
    Ihm wurde schwindelig vor Erleichterung. Die Eltern lebten also noch. Sie konnten nichts mit von Bernitt zu tun haben, denn dass der Mann tot war, daran bestand für ihn kein Zweifel. Die giftige Eifersuchtsqualle in ihm gab widerwillig Ruhe.
    Nach dieser Unterredung, als er wieder auf der Straße stand und an Stefan, seinen Sohn, dachte, wurde ihm klar, dass es völlig gleichgültig war, ob er wirklich Stefans Erzeuger war oder nicht. Er war sein Vater, das war viel wichtiger. Er hatte Stefan ans Licht dieser Welt geholfen, hatte seine Windeln gewechselt, seine Tränen getrocknet, wenn er vom Baum gefallen war, er war es, der ihn zu seinem ersten Jagdausflug mitnahm, und er war es, der ihm als Erster seinen Segen zu seiner Verbindung mit Lulamani gab. Stefan war sein Sohn, und nichts würde das jemals ändern. Nichts.
    Er streifte Catherine mit einem schnellen Blick. War ihr die Ähnlichkeit zwischen den beiden jungen Männern entgangen? Das hielt er kaum für möglich. Sie war einfach zu offensichtlich. Warum sagte sie dann nichts? Die giftige Eifersuchtsqualle regte sich wieder, schon öffnete er den Mund, um nachzubohren, klappte ihn aber schnellstens wieder zu und zertrat die Qualle im Geiste mit einem kräftigen Tritt. Ein für alle Mal. Er würde nicht so verrückt sein und zulassen, dass Konstantin von Bernitt noch vom Grab aus sich zwischen sie stellte.

Weitere Kostenlose Bücher