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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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andere lagen auf den Feldbetten herum, schliefen, tranken, protzten mit ihren Abenteuern oder sahen den Häutern bei ihrem blutigen Handwerk zu, bis sie um vier Uhr nachmittags zur Abendsafari aufbrachen.
    Wenn Damen an der Safari teilnahmen, was zu seinem Unmut immer häufiger passierte, spielte er abends widerstrebend den Großen Weißen Jäger, musste den Tisch wie in einem vornehmen Londoner Haus decken und brennende Holzscheite in den Sand stecken lassen, was erfahrungsgemäß ungeheuer romantisch auf seine Gäste wirkte und von den Damen mit spitzen Begeisterungsschreien begrüßt wurde. Wenn er ihnen dann noch zuraunte, dass das Feuer die großen Raubkatzen zurückhielt, warfen sie sich ihm geradezu in die Arme, erschauderten in lustvollem Entsetzen.
    Auch die vogelnasige Dame schaute hingerissen auf den schön gedeckten Tisch. »Entzückend, ganz entzückend, mein lieber Stefan, so romantisch, so ungemein aufregend.« Durchdringend spähte sie in die Dunkelheit, als säße da schon ein Löwe sprungbereit, presste eine Hand an die Brust und himmelte Stefan an. »Die afrikanische Nacht, der Sternenhimmel, das alles hier … Ich wünschte, ich könnte davon ein Foto machen lassen.«
    Diese Bemerkung hatte wenigstens den Vorteil, ihm die Idee zu geben, einen fotografischen Apparat anzuschaffen und sich bei Wickers in Durban in die Kunst des Ablichtens einweihen zu lassen.
    Das konnte nicht so schwierig sein, und Fotos der Gäste mit ihren totgeschossenen Opfern würden sicherlich gutes Geld bringen.
    Er seufzte. Noch zwei bis drei Tage, dann konnte er die beiden in der Residenz von John Dunn abliefern, bei diesem Mann fragwürdiger, wenn auch englischer Herkunft, der als der mächtigste Häuptling unter König Cetshwayo galt und rund vierundsechzig schwarze Frauen besaß. Seine Gäste brannten geradezu darauf, Dunn kennen zu lernen. Bis nach England waren die Legenden um den weißen Zulu gedrungen. Kein ausländischer Besucher wollte sich ein Treffen mit dem Herrn von Mangete entgehen lassen. Genauso wenig wie das Abschießen der »Big Five«, Löwe, Leopard, Büffel, Nashorn, Elefant.
    Er grinste bei der Vorstellung, wie die vogelnäsige Dame John Dunns Kopf auf einem Holzbrett montiert über ihren Kaminsims in Kent hängen würde, vielleicht zwischen die der beiden Löwen.
    Sein Gesicht verriet nichts von seinen Gedanken, als er der Dame den Stuhl zurechtrückte.
    »Ich wünsche guten Appetit«, sagte er und reichte seiner Tischdame die Serviette. Nur noch wenige Tage, dachte er, während er schweigend die Vorspeise, geräucherten Springbock mit Cumberlandsoße, die seine Mutter gekocht und eingemacht hatte, aß, nur noch wenige Tage, und ich bin wieder bei meiner Lulamani und auf Inqaba.
    Johann wartete schon, einen Stapel Unterlagen unter den Arm geklemmt, vor dem Royal Hotel, als Catherine von ihrer Stute im sonnengesprenkelten Schatten des Flamboyantbaums absaß. »Hast du alles erledigt?«, fragte sie. »Können wir heimreiten?«
    »Nein, ich muss schnell noch bei Jollys Apotheke vorbeischauen, wir benötigen dringend sein neues Mittel gegen Zecken. Wir lassen die Pferde hier und gehen die paar Schritte zu Fuß.« Er band Cleopatra neben seinem Hengst an. Bobo rannte heran und leckte Johann ungestüm die Hand. Als er genug hatte, warf er sich unter den Baum und fing an zu schnarchen. »Hast du alles bekommen?«
    Sie nickte und erzählte ihm von Lilly. »Es ist schändlich, wie Andrew sie behandelt, aber sie hält zu ihm. Ich verstehe es nicht. Er verschleudert ihre Mitgift, tritt sie mit Füßen, und sie tut nichts dagegen.«
    Aber er war mit den Gedanken woanders. Mit kundigen Fingern suchte er das Fell der Stute nach Zecken ab, und seinem schwarzen Burschen, einem abgerissenen Kerl, der im tiefen Baumschatten am Stamm hingeflegelt lehnte und gelangweilt auf einem Grashalm kaute, befahl er, die Pferde zu tränken. »Jedes Tier braucht einen Eimer voll, verstanden? Jetzt. Gleich.«
    Erst vor zwei Tagen hatte er den Mann angestellt, obwohl ihm sein Gefühl sagte, dass es mit ihm Ärger geben würde. Der Mann war einer dieser Stadtzulus, die sich mal hier, mal da verdingten und die meist zu mehreren bei ihren Arbeitgebern auf dem Grundstück in einer armseligen Hütte hausten. Sie waren Herumstreicher, Strandgut, vom Schicksal in die große Stadt gespült, ohne Halt, ohne Wurzeln, ohne Verbindung zu ihren Familien.
    Oft waren sie aus ihrer Heimat geflohen, weil sie wegen irgendeiner Straftat von ihrem König

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