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Afrika Saga 02 - Feuerwind

Afrika Saga 02 - Feuerwind

Titel: Afrika Saga 02 - Feuerwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gercke
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ehrbarer, hanseatischer Kaufmann wird mit einer solchen Familie noch Geschäfte tätigen. Du hast uns unmöglich gemacht, hörst du, selbst die Dienstboten tuscheln schon!« Nun war seine Stimme doch lauter geworden, und sein Gesicht rötete sich. Es war offensichtlich, dass er sich nur mit größter Anstrengung beherrschte.
    »Was habe ich denn so Schlimmes getan?«, fragte Maria. »Ich bin lediglich zur Universität gegangen und habe darum gebeten, den Herrn Dozenten für Medizin sprechen zu dürfen …«
    »Davon will ich ja gar nicht sprechen, aber was du unserem Kronprinzenpaar angetan hast…«
    »Ich habe gar nichts getan, ich habe nur da gestanden, und das nicht freiwillig. Der Wachtmeister hatte mich dorthin geschleppt.
    Niemand fragt, was mir angetan wurde! Ich bin von diesen uniformierten Grobianen auf den Boden geworfen und mit Waffen bedroht worden, als trachtete ich dem Kronprinzen nach dem Leben.
    Und hinterher hat man mich verhört wie eine Verbrecherin. Aber nun hat sich das ja wohl aufgeklärt. Ich verstehe Ihre Aufregung nicht, Onkel. Nur weil ich keine Antwort auf meine Briefe bekommen habe, bin ich zur Universität gegangen. Drei Stück habe ich geschrieben und keine Antwort erhalten. Das nenne ich schlechtes Benehmen! Man scheint sie als Witz aufgefasst zu haben …« Das war eine taktische Bemerkung gewesen und diente zur Ablenkung.
    Ihr Onkel sprang sofort darauf an. »Ein Witz!«, schrie er auf. »Wärst du das nur, dann könnte man dich getrost ignorieren, aber du bist wie eine Furie in das ehrwürdige Gemäuer eingedrungen, gekleidet wie ein Mann. Mit Leons Anzug!«
    »Es war sehr kalt heute Morgen, es regnete, und die Röcke, die ich besitze, sind zu dünn. Ich kenne eine solche Kälte nicht und habe versäumt, mir einen passenden Winterrock machen zu lassen«, verteidigte sich Maria. »Meine Beine waren genauso bedeckt wie von einem Rock …« Ums Verrecken würde sie nicht verraten, dass sie diesen Streich mit Leon gemeinsam ausgeheckt und er ihr bereitwilligst den Anzug überlassen hatte.
    »Und als man dich aufhalten wollte, völlig zu Recht natürlich, bist du einfach an den Aufsichtsorganen vorbeigerannt…«
    »… die sich aufführten, als wolle ich die Universität in die Luft sprengen«, fiel sie ihm ins Wort, dankbar, dass das Kronprinzenpaar nicht mehr erwähnt wurde. »Die Herren führten sich auf, als gelte es einen Schwerverbrecher zu fassen.« Sie musste lachen, als sie an den Tumult dachte, den sie verursacht hatte. »Sie gackerten wie Hühner, die eine Schlange in ihrer Mitte entdeckt haben!«
    War Herrn Mellinghoffs Gesicht bereits gerötet, wurde es jetzt krebsrot, und die Spitzen seines dichten, blonden Backenbarts bebten. »Das ist ja wohl der Gipfel der Unverschämtheit, du zeigst ja nicht einmal Reue, geschweige denn Respekt vor der Würde dieser Hochschule. Schluss mit deinen Widerworten«, röhrte ihr Onkel. Er richtete sich auf, wobei er Brust und Bauch drohend vorwölbte und jedes seiner folgenden Worte unterstrich, indem er hart mit dem Knöchel auf den Tisch klopfte. »Ich dulde keine afrikanischen Sitten!
    Übermorgen werden wir nach Hamburg zurückkehren, und du wirst mein Haus verlassen, sobald ich eine Schiffspassage für dich nach Durban gesichert habe. Ich befehle dir, im Haus zu bleiben. Du kannst dich innerhalb unserer Mauern im Garten bewegen, aber ich verbiete dir, dich noch einmal in der Öffentlichkeit zu zeigen.« Damit öffnete er energisch die Tür. »Nun geh auf dein Zimmer.«
    Maria stand für Momente bewegungslos. Als sie sprach, hatte sie sich gesammelt und ihr Temperament unter Kontrolle. »Darf ich Sie daran erinnern, Onkel, dass ich zahlender Gast in Ihrem Hause bin und obendrein, wie Sie mir vorgehalten haben, bereits dreiundzwanzig Jahre alt, und somit kann ich Ihnen nicht das Recht einräumen, über mich zu bestimmen. Wenn Sie wünschen, dass ich Ihr Haus verlasse, werde ich es tun, ich kann sogar in gewisser Weise verstehen, dass Sie mich los sein wollen, aber ich nehme mir Zeit zu entscheiden, wohin ich dann gehe, denn nach Afrika gehe ich jetzt nicht zurück.
    Und in der Öffentlichkeit werde ich mich zeigen, sooft mir danach ist.
    Und ich würde gern wissen, Onkel, was wohl unanständiger ist, die abgrundtiefen Dekolletees der Abendroben Ihrer Frau und der ihrer Freundinnen, die Schultern und Busen schamlos zur Schau stellen, oder ein Zoll meines, immerhin bestrumpften Fußes?«
    »Du Flittchen!«, schrie Mellinghoff. »Raus aus

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