After Moonrise (German Edition)
mir ab.“
„Nenn mich nicht so. “ Er wollte ihre Gefühle nicht verletzen. Er mochte Lauren wirklich, ja, er machte sich etwas aus ihr, aber er konnte es verdammt noch mal auf keinen Fall ertragen, wenn sie ihn Kent nannte.
„Warum nicht? Das habe ich doch immer getan“, sagte sie.
„Bullshit – das war Aubrey. Du hast mich immer Raef genannt. “ Er war sich nicht sicher, ob er weinen wollte oder seine Faust in irgendetwas rammen.
„Ja, schon, aber als wir uns zusammengeschlossen haben, waren wir uns einig, dass uns Kent besser gefällt. Also bist du von jetzt an eben Kent“, sagte sie.
Raef blinzelte sie völlig verwirrt an. „Schmerzmittel. Das muss es sein. Was du sagst, ergibt doch überhaupt keinen Sinn.“
Lauren sah ihm lächelnd in die Augen. „Ja, du hast wirklich Schmerzmittel bekommen, aber daran liegt es nicht. Wir beide sind hier – Lauren und Aubrey –, für immer vereint.“
Raef spürte einen Hoffnungsschimmer in sich aufkeimen, den er sofort zu unterdrücken versuchte. „Nein, das ist unmöglich. Das kann nicht sein.“
„Warum nicht? Wir waren nie vollständig ohne die jeweils andere. Da ist es nur sinnvoll, dass wir uns jetzt einen Körper teilen, so wie wir uns offenbar schon immer eine Seele geteilt haben.“
„Aubrey?“
„Ganz genau. Und Lauren.“
Raef sah ihr in die strahlend blauen Augen und fand sie darin – fand sie beide darin. Und dann spürte er es. Ein Gefühl durchflutete seinen Körper, so intensiv – so unfassbar –, dass es ihm auf einmal den Atem raubte.
„Was ist los?“ Sie war aufgesprungen und hatte die Hand schon am Notrufknopf, als Raef sie festhielt.
„Es ist nichts Schlimmes“, versicherte er ihr, „nur etwas, was ich noch nie zuvor empfunden habe.“
Seine Seelenverwandte atmete erleichtert auf und nahm zärtlich sein Gesicht in beide Hände. Ehe sie ihn küsste, flüsterte sie: „Das ist das letzte Gefühl, das ich dir noch beibringen musste, Kent – Liebe …“
– ENDE –
Gena Showalter
Die Botschaft
Roman
Aus dem Amerikanischen von Justine Kapeller
PROLOG
D ieFrau lag nackt auf einer kalten Metallplatte, die Hände über dem Kopf in Schellen gelegt, die Beine mit Fußeisen gespreizt. Kalte Luft, die nach Blut und Desinfektionsmittel roch, hatte ihre Haut in eine Schicht aus Eis verwandelt, die sich über Muskeln spannte, die selbst zum Zittern zu schwach waren. Der Wille zu fliehen war ihr beim tausendsten Versuch vergangen, auch wenn die Tränen, die sie vor Ewigkeiten vergossen hatte, noch als Kristalle an ihren Wangen klebten.
Es ist aus mit mir, dachte sie. Der letzte Tag meines Lebens.
Leider gab es keine Möglichkeit mehr, den Kurs zu wechseln. Das Schiff hatte bereits abgelegt, und um sie herum toste der Sturm. Sie hatte nicht um dies hier gebeten, hatte es mit Sicherheit nicht so gewollt, dennoch hatte sie es bekommen. Jetzt konnte sie nur noch kämpfen, und das würde sie tun. Mit jeder letzten Kraftreserve.
Ein gedämpftes Wimmern erklang irgendwo hinter ihr. Auch wenn sie zu fest angekettet war, um sich umzudrehen und nachzusehen, wusste sie, was das bedeutete. Ihre Nachfolgerin war gerade aufgewacht und hatte bemerkt, dass sie in einem Hundezwinger gefangen war, von dem aus sie nur eine Metallplatte und eine gedemütigte Frau sehen konnte. Sie wusste es – weil sie einst selbst in diesem Käfig gefangen gewesen war. Man hatte sie gezwungen zuzusehen, wie der Psychopath, der sie betäubt und in seinen Wagen gezerrt hatte, die andere Frau erledigt hatte, die auf der Metallplatte gefesselt gewesen war. Die Frau vor ihr, die er auf brutalste Weise ermordet hatte.
„Tu dir selbst einen Gefallen und sei still“, sagte sie zu dem Mädchen. Es war nicht der richtige Moment für Liebenswürdigkeiten. „Es ist besser, den Mund zu halten, als ihm zu geben, was er will – und er will, dass du weinst. Er will, dass du schreist und bettelst und zugibst, wie sehr es wehtut.“
Das Wimmern wurde noch lauter.
„Oder mach so weiter und ihn damit zum glücklichsten Mörder auf der Welt“, fügte sie resigniert hinzu.
Plötzlich erfüllte der Klang von Schritten in schweren Stiefeln den Raum. Ihr Herz schlug zu heftig, zu schnell. Eine Sekunde verging, dann zwei, ehe die Scharniere der einzigen Tür im Raum ächzten. Ihr drehte sich der Magen um.
Er war hier.
Würde sie es wirklich wagen?
„Guten Morgen, meine Hübschen. “ Dieser selbstgefällige Tonfall, mit Anflügen von Schadenfreude und
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