Agent der Leidenschaft
Beziehung beendete.
Er gab keine Antwort, und schweigend fuhren sie weiter.
Elena wünschte, sie könnte ihm sagen, warum sie nach Santiago gekommen war und warum sie gehen musste, aber sie brachte es nicht über sich. Nun, wenigstens eins gab es, womit sie sich trösten konnte: sie hatte ihn von jeglichem Verdacht befreit. Das war ihr Abschiedsgeschenk für ihn, auch wenn er nie etwas davon erfahren würde.
„Ich biege bald ab”, sagte er und riss sie aus ihren Gedanken.
„Von da an geht’s über eine Schotterpiste.”
„Wohin bringst du mich überhaupt?” fragte Elena und sah sich um. Sie waren mehr als zwanzig Meilen von der Stadt entfernt.
„Es ist eine Stelle, die ich als kleiner Junge gefunden habe.
Ich weiß nicht, ob das Land Privatbesitz ist oder staatliches Eigentum. Ich habe nie jemanden dort gesehen, weshalb ich den Flecken mehr oder weniger als mein Eigentum betrachte. Wenn ich das Geld hätte, würde ich wohl herauszukriegen versuche n, wem der Grund und Boden gehört, und versuchen, ihn zu kaufen. Zur Zeit tut es mir jedenfalls gut, ab und zu hierher zu kommen.”
Elena war froh, dass er sie vor der Schotterpiste gewarnt hatte, nachdem sie vom Highway abgebogen waren. Die Straße war so schmal und holperig, dass man sie kaum als Straße bezeichnen konnte.
„Hast du gerade gesagt, dass sonst niemand diesen Ort kennt?” fragte sie.
„Keine Ahnung. Ich habe hier nie jemanden gesehen. Und du bist der einzige Mensch, den ich je hierhin mitgenommen habe.”
Als Joe endlich unter einem Schatten spendenden Baum hielt, seufzte Elena erleichtert und blickte sich um. Sie entdeckte einen schmalen Fluss, der sich in unzähligen Windungen durch das Land schlängelte und sich irgendwo zu ihrer Linken in den Hügeln verlor.
Joe stieg aus und schnappte sich den Karton mit dem Essen.
„Nimm die Handtücher und deine Sachen und komm mit.”
„Oh, Junge, genau das, was ich an so einem heißen Nachmittag schon immer tun wollte - auf Wandertour gehen”, scherzte Elena.
„Stimmt. Dieses eine Mal wirst du dir dein Essen verdienen.”
Elena hatte den Arm voller Handtücher und trug ihre Tasche mit dem Schwimmzeug und dem Sonnenschutz, weshalb sie nicht besonders auf die Landschaft achtete. Sie hatte zu viel damit zu tun, mit Joe Schritt zu halten, und musste aufpassen, wohin sie trat.
Sie hatte keine Vorstellung, wie weit sie schon gegangen waren, als Joe stehen blieb und sich zu ihr umdrehte. „Na, kannst du noch? Wir sind fast da.”
Sie sah sich um. Vor ihnen lag ein großer Felsen, der den Weg zu blockieren schien. Als Elena neben Joe stehen blieb, bemerkte sie einen winzigen Pfad, der vom Fluss zu einer Höhle führte, deren Eingang dicht mit Salbei bewachsen war. Nachdem sie hineingegangen waren, musste Elena sich ducken, damit sie sich nicht den Kopf stieß. Am anderen Ende der Höhle sah sie schwaches Licht.
„Ich kann gar nicht glauben, dass du diesen Ort überhaupt gefunden hast. Kein Wunder, dass niemand hierher kommt”, sagte Elena.
Sie kam sich ein wenig wie Alice im Wunderland vor und ging weiter, bis sie aus der Höhle trat und sah, dass der Pfad in Flussnähe wieder breiter wurde. Und dann lag direkt vor ihnen eine grasbewachsene Lichtung mit einem Teich, der durch einen Wasserfall gespeist wurde, der von einem hohen Felsen herabstürzte.
„Oh, Joe, ist das schön!” rief Elena. „Wie ein kleines Paradies.”
Joe ging weiter voran, und nach wenigen Minuten hatten sie die Stelle erreicht, wo er mit ihr rasten wollte. Ein großer, Schatten spendender Baum stand neben dem Teich. Joe legte eine Decke auf das Gras unter den Baum, setzte sich darauf und fing an, das mitgebrachte Essen auszupacken.
„Ich glaube, wenn ich auch nur ein bisschen davon esse, werde ich so schwer, dass ich auf den Grund des Teichs sinke.”
„Dann lass uns zuerst schwimmen und dann erst essen und vielleicht danach ein bisschen schlafen.”
Elena blickte sich um. Der Felsen und das Laub der Bäume boten genügend Schutz, falls sich doch ein einsamer Wanderer hierher verirrte. Elena drehte sich um, um ihren Bikini anzuziehen. Als sie sich umwandte, sah sie, dass Joe schon im Wasser war und mit kräftigen Zügen, die seine muskulösen Schultern zeigten, von ihr wegschwamm. Er kam am anderen Ufer an, drehte sich auf den Rücken und schwamm mit geschlossenen Augen weiter.
Lächelnd ging auch Elena ins Wasser. Es war erfrischend kühl, und sie erschauerte wohlig, als es ihre warme Haut liebkoste.
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