Agent der Leidenschaft
lächelte. Die Kühlschranktür wurde geöffnet und wieder geschlossen. Dann ertönte das bekannte Zischen, wenn eine Limonadendose geöffnet wurde.
Elena war nicht überrascht, Joe in der Tür zu sehen; er lehnte sich gegen den Türrahmen und sah erhitzt, schmutzig und missgelaunt aus.
„Hast du einen schlechten Morgen gehabt?” fragte Elena.
Er wischte sich mit dem Unterarm über die Stirn und überhörte ihre Frage, weil er selber eine stellte. „Wie geht es dir hier?”
„Ich bin fertig. Wenn du willst, dass ich für den Rest des Tages Schluss mache, habe ich nichts dagegen.”
„Das ist das Beste, was ich seit langem gehört habe”, meinte Joe, hob die Dose zum Mund und trank gierig.
Offenbar war jetzt die Zeit gekommen, um ihm zu sagen, dass er ihre Hilfe nicht mehr brauchte. Es könnte nicht besser passen.
Elena nahm ihre Umhängetasche. „Dann gehe ich jetzt”, sagte sie.
Joe richtete sich auf und sah sie an. „Du brauchst aber nicht zu gehen. Du hast nur gesagt, du würdest dir den Rest des Tages freinehmen. Wieso kommst du nicht mit mir?”
Elena tastete mit ihren Füßen nach den Schuhen; sie wusste, sie mussten unter dem Tisch sein. „Wohin mitkommen?”
Er grinste. „Dahin, wo es kühl und ruhig ist und wo dir garantiert alle Sorgen des Tages weggebügelt werden.”
„Hast du was getrunken?”
„Nein. Ich habe nur einiges nachzuholen, seitdem ich zurück bin, und ich habe die Nase von dem ganzen Kram voll. Das Tolle daran, wenn man sein eigener Chef ist, ist, dass ich mir ab und zu einen freien Tag gönnen kann. Wir fahren kurz bei dir vorbei und holen dein Badezeug, fahren zu Rosie und nehmen was zu essen mit und dann hauen wir ab - zumindest für den Nachmittag.”
Elena konnte immer noch ablehnen. Sie könnte ihm sagen, was sie sich zu sagen vorgenommen hatte. Aber sein Angebot war zu verführerisch.
Also nickte sie und meinte leichthin, obwohl ihr nicht danach war: „Ich muss zugeben, dass alles, was mich abkühlt, heute Vorrang hat.”
„Dann lass uns gehen.”
Elena machte den Computer aus, deckte ihn zu und sah sich noch einmal um. Es wäre leicht für ihn, da weiterzumachen, wo sie aufgehört hatte. Sie hatte ein paar Notizen gemacht, die jeden Schritt erklärten.
Für sie würde es in mehrfacher Hinsicht hart werden. Zumindest würde sie in dem Wissen fahren, dass er nicht in unsaubere Geschäfte verwickelt war.
Sie ging durch die Küche und war schon an der Hintertür, als er mit Handtüchern auftauchte.
„Fährst du hinter mir her, damit ich den Jeep bei Mom lassen kann?”
„Klar doch”, meinte Joe und trat hinter ihr ins Freie.
„Dann treffen wir uns bei mir.”
Als sie zu ihrer Mutter fuhr, rang sie mit ihrem Gewissen. Sie brauchte noch einen Tag mit Joe, ehe sie die Liebe ihres Lebens verließ. Sie würden noch einige Stunden zusammen sein, und dann würde sie die Stärke aufbringen, ihm zu sagen, dass sie gehen wollte.
Als Elena und Joe auf der Straße außerhalb der Stadt waren, war es fast ein Uhr. Rosie hatte einen ganzen Karton mit Essen gepackt. Die köstlichen Düfte füllten den Wagen und ließen Ele na das Wasser im Munde zusammenlaufen.
„Hoffentlich ist es nicht zu weit. Ich wusste nicht, wie hungrig ich bin, bis du mit dem Essen gekommen bist.”
Joe musste sich bei Rosie gewaschen haben, als er das Essen geholt hatte, während Elena gepackt hatte, denn in seinem Gesicht waren keine Öl-und Fettspuren mehr. Er sah jetzt auch viel entspannter aus.
„Die Idee war toll”, meinte er lächelnd. „Ich bin froh, dass du sie gehabt hast.”
„Ich?”
„Sicher doch. Als du sagtest, du hättest heute nichts mehr zu arbeiten, merkte ich, dass das auch für mich gilt.” Er sah sie an.
„Du bist mir eine fantastische Hilfe. Habe ich dir das schon mal gesagt?”
„Jeden Tag. Ich muss zugeben, dass die ersten Tage ziemlich anstrengend waren. Jetzt, wo alles im Computer ist, solltest du auch ganz gut ohne mich auskommen.”
„Ist das deine feine Art, mich zu verlassen?”
Elena antwortete nicht sofort. Als sie dann sprach, war es keine direkte Antwort. „Ich nehme dein Geld ungern an, wenn ich kaum etwas zu tun habe.”
Da. Sie hatte die Saat ausgebracht. Obwohl er ihr die Gelegenheit gegeben hatte, nach der sie den ganzen Tag gesucht hatte, nutzte sie sie nicht. Dieser Tag bedeutete ihnen beiden so viel.
Joe hatte eine harte Zeit hinter sich und brauchte eine Pause, und Elena wollte noch einen Tag mit ihm haben, ehe sie die
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